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Mensch Räuberische Himmelhunde, gefrässige Bären im All

Sonnenfinsternisse sind Ursprung von Mythen in aller – und von Aberglauben und Ängsten, weil sich die Menschen lange nicht erklären konnten, warum die Sonne plötzlich verschwand. Doch auch heute sehen manche in dem Phänomen ein böses Omen.

Die ganze Sonne verfinstert? Da muss eine gewaltige Macht am Werk sein: In der koreanischen Folkore dachte man, mythische Hunde wollten die Sonne stehlen; andere Urvölker glaubten, ein Bär kämpfe mit der Sonne – und habe ein Stück davon abgebissen.

Sonnenfinsternis am 20. März

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Legende: Imago

Die Sonnenfinsternis wird nur im hohen Norden zu einer totalen Verfinsterung führen, zum Beispiel in Grönland und Island. In Mitteleuropa wird die Sonne nur partiell vom Mond verdeckt sein, in der Schweiz zu maximal drei Vierteln. In Bern beginnt das Himmelsspektakel um 9:24 Uhr, in Zürich 2 Minuten später. Weitere Informationen findet man hier.

Dass Ungeheuer die Sonne bedrohen, glaubten auch Menschen in anderen Weltregionen. Laut historischen Quellen versuchten unsere Ahnen, solche Unwesen mit Geschrei und Lärm zu verscheuchen – oder auch mit frommen Handlungen. Dass sich solcher Aberglaube lange hielt, liegt wohl auch am Erfolgserlebnis: Die Finsternis verschwand schliesslich nach einer kurzen Weile.

Rituelle Bäder und Beichten

Die indische Mythologie besagt, dass bei einer Sonnenfinsternis der Dämon Rahu versuche, den Sonnengott Surya und damit das Leben auf der Erde in Gefahr zu bringen. Gläubige Hindus vermeiden es dann, nach draussen zu gehen und zu essen. Viele nehmen rituelle Bäder, um sich vor etwaigen Folgen zu schützen.

Ähnliches gab es auch im Christentum: Aus Paris berichtete Francois Arago, dass die Ankündigung einer Sonnenfinsternis im 17. Jahrhundert solche Panik verbreitet habe, dass die Geistlichen bei der Beichte ihrer Schäfchen kaum mehr hinterherkamen.

Himmlischer Friedensstifter

Schon vor Christus weckte der beeindruckende dunkle «Spuk» auch gute Eigenschaften des Menschen: Mitten in der Schlacht zwischen den westiranischen Medern und den kleinasiatischen Lydern 584 vor Christus wurde laut der Überlieferung plötzlich der Tag zur Nacht.

Die Truppen beider Seiten, die sich schon seit sechs Jahren bekriegten, hielten inne und beschlossen, Frieden zu schliessen. Das berichtet jedenfalls der griechische Geschichtsschreiber Herodot über die Sonnenfinsternis.

Und heutzutage?

Der Pariser Modeschöpfer Paco Rabanne zog bei der Sonnenfinsternis 1999 Spott auf sich. Der Esoterik-Anhänger hatte den Absturz der russischen Raumstation Mir auf Paris unter der «Schwarzen Sonne» vorhergesagt. Dem war bekanntermassen nicht so.

Das Cover einer Zeitschrift zeigt die Ilustration einer Menschenmenge, die eine Sonnenfinsternis betrachtet.
Legende: Faszinierend: Diese Zeitschrift machte eine Sonnenfinsternis im April 1912 zum Aufmacherthema. Imago

Ängste schüren gerne auch einzelne Sekten, die unverdrossen mehr in das Naturschauspiel interpretieren als dort ist. So hatten Anhänger einer dubiosen Glaubensgemeinschaft 1999 für den Tag des Himmelsereignisses eine Sintflut vorausgesagt und deshalb einen Bunker auf einem Hügel in der Nähe der spanischen Stadt Tarragona gebaut.

«Seelenverdunkelung»

Weil derartige Prognosen unfehlbar zu Blamagen führen, beschränken sich manche Zeitgenossen im Internet darauf, dem Himmelsspektakel wenigstens einige spirituelle Zugaben zu verleihen.

«Primär ist die Sonnenfinsternis», erfährt man zum Beispiel hier, «ein Bild für die fortschreitende Seelenverdunkelung der Menschen durch das gehirngebundene Mondwissen, das aus vorchristlicher Zeit heraufgekommen ist und heute in den äusseren Intellekt mündet, aus dem die letzten Reste unmittelbarer leibfreier geistiger Wahrnehmung ausgetilgt sind.»

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