Was bringen Saftkuren und Co.? - Die vier häufigsten Detox-Mythen
Nach den üppigen Festtagen ist der Jahresstart für viele der perfekte Zeitpunkt, um den Körper zu entgiften. Doch funktionieren Detox-Produkte wirklich – und machen Fastenkuren schlank? Wir räumen mit den vier häufigsten Detox-Mythen auf.
Mythos 1: Den Körper von Zeit zu Zeit zu entschlacken, ist notwendig und gesund.
Dieser Glaube hält sich hartnäckig. Nur: Begriffe wie «Schlacken» oder «Entgiften» gibt es in der Medizin nicht. In der wissenschaftlichen Literatur wie auch in der Trivialliteratur wird nirgends genau beschrieben, was Schlacken eigentlich sein sollen.
Ernährungswissenschaftler David Fäh spricht von ausscheidungspflichtigen Stoffen, mit denen ein gesunder Körper selber zurechtkommt: «Solche Stoffe werden über Leber und Nieren ausgeschieden oder von der Leber umgewandelt.» Selbst Stoffe, die sich bei einer Gewichtszunahme im Fettgewebe ablagern und bei einem Gewichtsverlust wieder freigesetzt werden, leitet der Körper über die Nieren ab. «Dazu braucht er keine Hilfe in Form von sogenannten Detox-Produkten», sagt Fäh.
Mythos 2: Detox-Produkte wie Tees oder Kapseln helfen beim Entgiften und Abnehmen.
Fakt ist: Bis heute fehlen überzeugende Studien, die bestätigen könnten, dass Detox-Tees und -Präparate tatsächlich eine Wirkung haben. David Fäh hat sich mit der Forschung dazu befasst. Für ihn ist klar: «Solche Detox-Produkte sind reines Marketing». Nicht nur deshalb rät er konsequent davon ab.
Auch, weil sie der Gesundheit schaden können. «In diesen Produkten sind hoch konzentrierte Substanzen enthalten, die teilweise in dieser Form in der Natur gar nicht vorkommen.» In Kombination mit gewissen Vorerkrankungen könne dies zu Gesundheitsproblemen führen, wovor etwa auch die
deutsche Verbraucherzentrale
warnt. Konsumentinnen und Konsumenten sollten sich bewusst sein, dass gewisse Detox-Produkte zudem eine abführende oder entwässernde Wirkung haben können, wodurch vermehrt Mineralstoffe ausgeschieden werden.
Mythos 3: Eine Fastenkur reinigt den Körper und lässt die Pfunde purzeln.
Wäre es nur so einfach mit den Fastenkuren: Ein paar Tage nichts essen und schon ist man im wahrsten Sinne des Wortes erleichtert. Doch purzeln dabei leider kaum Pfunde in Form von Fett. Viel mehr wird Glykogen abgebaut, ein Kohlenhydrat, das der Körper speichern kann. Damit verbunden, verliert er viel Wasser. Auch die Muskelmasse geht leicht zurück.
Fastenkuren sind schlicht keine nachhaltige Methode, um Gewicht zu reduzieren.
«Sobald die Fastenkur beendet ist, nimmt das Glykogen und mit ihm das Wasser im Körper wieder zu», erklärt Fäh und betont: «Fastenkuren sind schlicht keine nachhaltige Methode, um Gewicht zu reduzieren.»
Leidet die Darmflora bei einer Darmreinigung?
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Bei etablierten mehrtägigen Fastenkuren, wie etwa jene nach Buchinger, gehört eine Darmreinigung, etwa mit «Glaubersalz» –Natriumsulfat, benannt nach dem Chemiker Johann Rudolph Glauber – zum fixen Programm.
Doch zerstört man so nicht die Bakterienvielfalt, die für eine gesunde Darmflora verantwortlich ist? Gastroenterologe Stephan Vavricka erklärt: «Je nachdem, wie Sie die Darmentleerung durchführen, kann die Anzahl Bakterien stark zurückgehen. Hingegen nimmt die Anzahl verschiedener Bakterienarten, also die Vielfalt der Darmflora, nur geringfügig ab.»
Wie sich die Darmflora nach einer Fastenkur inklusive Darmreinigung wieder regeneriert und aufbaut, hängt wesentlich von unserem Lebensstil ab. «Mit gesunder Ernährung, viel Bewegung und regelmässigem Schlaf können Sie die Darmflora positiv beeinflussen», sagt Vavricka. «Dann kann eine Darmreinigung durchaus sinnvoll sein.» Wer hingegen nach einer Fastenkur, einen ungesunden Lebensstil pflegt, riskiert damit auch, eine ungünstige Darmflora zu entwickeln.
Mythos 4: Saftkuren machen fit und helfen dem Körper zu regenerieren
Auch hier bewegen wir uns in der Welt der Mythen. Gemüse- und Fruchtsäfte sind keineswegs nahrhafte Lebenselixiere. Durch die Verarbeitung gehen die meisten Nahrungsfasern und viele Mikronährstoffe wie Vitamine verloren. Noch etwas kommt abhanden: Das Kauen, das eigentlich zum Verdauungsprozess gehört und wichtige Sättigungssignale auslöst.
Es ist gut belegt, dass zu viel Fruchtzucker der Leber mehr schadet als Haushaltszucker.
Was viele nicht wissen: Die hohe Menge an Fruchtzucker in den Säften macht unserer Leber zu schaffen. «Es ist gut belegt, dass zu viel Fruchtzucker der Leber mehr schadet als Haushaltszucker», sagt Fäh. Die Leber besitzt nur eine begrenzte Kapazität, Fruchtzucker in Traubenzucker (Glukose) umzuwandeln und damit weiterzuverarbeiten. Was zu viel ist, landet als Fett in den Leberzellen. «Viel Bewegung und Sport wirkt dem entgegen, weil der Körper die Energie des Fruchtzuckers direkt nutzt», ergänzt Fäh.
Der Begriff «Detox»: Was sagt das Gesetz?
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In der Schweiz sind für Lebensmittel, zu denen auch Nahrungsergänzungsmittel zählen, Hinweise verboten, die ihnen Eigenschaften der Vorbeugung, Heilung oder Linderung einer Krankheit zuschreiben. Das gilt auch für den blossen Eindruck, solche Eigenschaften zu haben. Ebenso sind Aufmachungen unzulässig, die den Anschein eines Heilmittels geben. «Wird je nach Gesamtbetrachtung die Angabe «Detox» als Heilanpreisung gewertet, ist diese auf Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln verboten», teilt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) mit.
Hinzu kommt, dass «Detox» im Prinzip ein
unspezifischer Health Claim
ist –
eine unspezifische gesundheitsbezogene Angabe. Er darf nur auf einem Produkt stehen, wenn man einen
spezifischen Health Claim
verwenden kann, der damit zusammenhängt und die unspezifische Angabe begründet. Diese spezifischen Health Claims gibt das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) vor. Ein Beispiel: Erfüllt ein Lebensmittel die entsprechenden Vorgaben, enthält es etwa ausreichend Vitamin C, darf unter anderem folgende Angabe auf dem Produkt stehen: «Vitamin C trägt dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen.» Die Liste dieser Health Claims ist lang. «Aber es gibt keine gesundheitsbezogenen Angaben in dieser Liste zu entgiftender oder entschlackender Wirkung von Inhaltsstoffen», sagt Karola Krell Zbinden, Spezialistin für Lebensmittelrecht. «Die Hersteller verwenden stattdessen erlaubte Angaben zu den enthaltenen Stoffen, wie etwa diejenige über Vitamin C, und argumentieren, dass ein Schutz der Zellen vor oxidativem Stress mit einer entgiftenden Wirkung zu tun hat.» Hier besteht ein gewisser Interpretationsspielraum.
Da es letztlich unmöglich ist, alle Lebensmittel vorsorglich zu prüfen, werden die Produkte auf dem Markt stichprobenartig kontrolliert. Und selbst dann gilt: Ausländische Onlineshops sind von der Schweizer Gesetzgebung ausgenommen.
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