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Urin – Mehr als nur ein Abfallprodukt
Aus Puls vom 15.10.2018.
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Wissenschaft des Urins Mehr als nur ein Abfallprodukt

Nur wenige wissen, dass der menschliche Fötus seine ersten Lebensmonate im eigenen Urin verbringt. Die Fruchtblase besteht zu 80 Prozent aus dem Urin des Fötus, der jeden Tag etwa zwei Gläser davon produziert.

Im Laufe seines Lebens stellt jeder Mensch rund 38'000 Liter Urin her. Er ist sehr sauber und besteht zu 95 Prozent aus Wasser und zu fünf Prozent aus Endprodukten des Stoffwechsels: Harnstoff, Kreatinin, Natrium, Kalium, Chlor und Magnesium. Jüngste Studien zeigen, dass unser Urin über 3000 chemische Bestandteile aufweist.

Der Urin wurde auch in der ganzen Menschheitsgeschichte als Diagnosemittel eingesetzt und auf Krankheiten untersucht, indem man ihn betrachtete und seine Konsistenz, seine Farbe und seinen Geruch beurteilte. Bereits die alten Ägypter benutzten Urin, um beispielsweise Schwangerschaften festzustellen.

Vom Diagnosemittel zum Heilmittel

Da der Urin oft eine entscheidende Rolle in der Diagnostik spielte, erhoben manche Ärzte die goldene Flüssigkeit bald selbst zum Heilmittel. Die Urintherapie war geboren.

Noch heute trinken Millionen Menschen täglich ihren Urin. Dabei werden dem Harn verschiedenste Wirkweisen nachgesagt, vom Schmerzmittel bis hin zum Mittel gegen Infektionen. Ist das Trinken von Urin also tatsächlich gut für unsere Gesundheit? Hier gehen die Meinungen auseinander. In kleinen Mengen schadet Urin den meisten Menschen wohl nicht. Allerdings erscheint es unwahrscheinlich, dass er wirklich ein Allheilmittel für all unsere Leiden ist.

Wärmebild von vier Männern, die urinieren
Legende: Manche Inhaltsstoffe wirken, ein Allheilmittel ist Urin allerdings nicht. ARTE france

Inhaltsstoffe stecken bereits heute in Medikamenten

Vorurteilsfreie Wissenschaftler, die sich mit dem Urin beschäftigen, machen mitunter erstaunliche Entdeckungen: So versuchen chinesische Forscher Stammzellen aus menschlichem Urin zu gewinnen.

Andere Forscher hoffen, dass Kamelurin in Zukunft im Kampf gegen Krebs zum Einsatz kommen könnte. Zudem könnte der Urin mit seinen tausenden Inhaltsstoffen medizinische Testverfahren revolutionieren und Bluttests ergänzen oder gar ersetzen.

Bereits heute sind Arzneimittel auf Urinbasis in unseren Medikamentenschränken vorhanden. Urokinase, beispielsweise ein Produkt, das Blutgerinnsel auflöst, wird aus Urinproteinen hergestellt. Premarin ist ein Medikament zur Behandlung von Wechseljahrbeschwerden. Urin findet auch in der Homöopathie Anwendung. Auch bestimmte Schlafmittel oder Kosmetikprodukte enthalten Urinderivate wie etwa Harnstoff. Dieser ist allerdings meist synthetisch hergestellt.

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