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Globale Erwärmung Wir Energiefresser – die Fakten

Kohle, Öl und Gas sind die wichtigsten Energiequellen der Menschheit – und die gefährlichsten für das Klima. Wie viel Energie verbrauchen wir? Wie könnten wir uns einschränken? Und ist das Ziel erreichbar, die globale Erwärmung auf höchstens zwei Grad zu begrenzen? Fakten in der Übersicht.

Zwei Grad Celsius seit dem Beginn des Industriezeitalters: Stärker darf sich die Erdatmosphäre nicht erwärmen, wenn die Folgen beherrschbar bleiben sollen. Darauf hat sich die Weltgemeinschaft verständigt. Ab dem 30. November ringen die Staaten beim Uno-Klimagipfel in Paris um ein verbindliches Abkommen.

  • Wie ist die Ausgangslage?

Derzeit leben rund 7,3 Milliarden Menschen auf der Erde. Sie verbrauchten im vergangenen Jahr fast so viel Energie wie in umgerechnet 13 Milliarden Tonnen Öl steckt. Der wichtigste Energieträger ist Erdöl, mit einem Anteil von einem Drittel.

Zusammengenommen decken fossile Energien 87 Prozent des weltweiten Bedarfs. Wasserkraft trägt sieben Prozent bei und die erneuerbaren Energien inzwischen zwei Prozent. In den letzten zehn Jahren nahm der globale Energieverbrauch im Durchschnitt um 2,1 Prozent pro Jahr zu.

  • Wird der Energieverbrauch weiter steigen?

Ja. Es gibt keine Indizien für einen sinkenden Verbrauch, wenn man Vorhersagen multinationaler Organisationen und grosser Konzerne glaubt. Die Internationale Energieagentur (IEA) in Paris rechnet zum Beispiel mit einem Wachstum des globalen Verbrauchs um ein Drittel bis 2040. BP rechnet mit einem Plus von 37 Prozent von 2013 bis 2035. Das wären 1,4 Prozent in jedem Jahr. Und: Das Sparpotenzial in Industrieländern und effizientere Nutzung sind in diesen Prognosen schon berücksichtigt.

  • Warum verbraucht die Menschheit mehr Energie?

In den Industriestaaten nimmt der Energieverbrauch nicht mehr zu – aber ausserhalb der OECD durchaus, und vor allem in Schwellenländern. Ein wichtiger Treiber ist die wachsende Bevölkerung der Erde. Sie soll von heute 7,3 Milliarden bis 2040 auf rund 9 Milliarden Menschen steigen. Weiter ist Verstädterung ein mächtiger Trend – in Metropolen verbrauchen die Menschen mehr Energie als auf dem Land.

Autos in einem Hafen vor der Verschiffung.
Legende: Wachstumsmarkt: Auch in Zukunft bleibt das Auto der Standard. Doch wie viele werden E-Mobile sein? Imago

Zudem steigt der Wohlstand: Während die Weltbevölkerung um 30 Prozent zunimmt, könnte sich die Wirtschaftsleistung bis 2040 um 140 Prozent erhöhen.

Die globale Mittelklasse könnte sich in den nächsten Jahrzehnten so auf 4,7 Milliarden Menschen mehr als verdoppeln. Damit könnte sich auch die Zahl der Autos bis 2040 mehr als verdoppeln – auf 1,8 Milliarden.

Dies alles wird den Energieverbrauch weiter deutlich nach oben treiben.

  • Lässt sich ein solcher Verbrauch klimaneutral bewältigen?

Aus heutiger Sicht kaum. Zwar gibt es durchaus Anzeichen für eine globale Energiewende: Die Förderung von Öl und Gas wird teurer, erneuerbare Energie billiger. Das ist allerdings nicht durchgreifend.

Laut dem IEA-Szenario werden bis 2040 rund 7,4 Billionen US-Dollar in regenerative Energien investiert. Doch das sind nur 15 Prozent der gesamten Investitionen in die globale Energieversorgung.

  • Wie entwickelt sich unser Verbrauch fossiler Energien?

Erdöl ist der wichtigste fossile Energieträger – und tendenziell auch der knappste. Sein Anteil am Energiemix wird künftig sinken, weil der Ölverbrauch langsamer wächst als der gesamte Energieverbrauch.

Luftaufnahme einer Anlage zur Erdölförderung im Regenwald von Ecuador.
Legende: Schwarzes Gold: Diese Anlage fördert Erdöl im Regenwald von Ecuador. Imago

Gegenwärtig verbraucht der Planet 91 Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag; 2040 werden es «erst» 108 Millionen Barrel sein. Vereinbar mit dem Klimaziel wären jedoch nur 80 Millionen Barrel – und langfristig gar kein Öl mehr.

Jeder der drei fossilen Träger wird laut den Prognosen in 20 Jahren 26 bis 28 Prozent zur globalen Versorgung beitragen: zusammen ungefähr 82 Prozent – nur fünf Prozent weniger als heute. Erneuerbare Energien werden auf acht Prozent beziffert – also nur sechs Prozent mehr als heute.

  • Ist das Zwei-Grad-Ziel so zu erreichen?

Nein. Dazu müssten bis 2050 mindestens rund 80 Prozent der förderbaren Kohle im Boden bleiben, ausserdem die Hälfte der Gasvorkommen und 30 Prozent des Erdöls.

Sind Prognosen von Firmen und internationalen Organisationen vertrauenswürdig?

Skepsis ist immer geboten: Prognosen über mehrere Jahrzehnte sind generell von Unwägbarkeiten und Risiken begleitet und treffen selten ganz genau ein. Greenpeace beispielsweise wirft Shell und BP vor, sie unterschätzten das Wachstum erneuerbarer Energien – und die Möglichkeiten von CO2-Abscheidung und -Deponierung.

Andererseits analysieren Energiekonzerne die Märkte, um wahrscheinliche Entwicklungen vorherzusagen – und richten daran auch ihre Strategien und Investitionen aus. Sie haben in der Regel kein Eigeninteresse an falschen Prognosen, weil diese verheerende Entscheidungen nach sich ziehen könnten.

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