«Ab 2050 werden in der Schweiz keine fossilen Brenn- und Treibstoffe mehr in Verkehr gebracht», so lautet der Kern der sogenannten Gletscher-Initiative. Einen schnelleren Verzicht auf fossile Energieträger fordern zurzeit die Schülerinnen und Schüler an den Klimademonstrationen: Ab 2030 soll Schluss sein.
Der erste Schritt
Umweltökonom Philippe Thalmann von der ETH Lausanne begrüsst die Forderung nach konkreten Ausstiegsdaten: «Es ist wichtig, dass wir schon heute sagen: Wir müssen sehr bald weg von fossiler Energie.» Ein Ausstiegsziel bis 2030 hätte viele kleine Entscheide zur Folge, die das Ziel stützen würden. Philippe Thalmann macht ein Beispiel: «Fällt Ihre Ölheizung aus, kommt es Sie heute am günstigsten, wenn Sie eine neue Ölheizung kaufen.
Wenn Sie aber wissen, dass Sie diese in elf Jahren nicht mehr benutzen dürfen, dann rechnen Sie ganz anders – und sehen, dass es sich heute schon lohnt auf Erneuerbare umzustellen.» Ein fixes Ausstiegsdatum wäre laut Experten deshalb ein wichtiger erster Schritt, egal ob 2030 oder 2050.
Einiges ist schon machbar
Gerade im Gebäudebereich lässt sich schon heute viel erreichen, mit technisch bereits ausgereiften Systemen. Solarthermie und Erdwärme bieten ein grosses Sparpotenzial, insbesondere kombiniert mit besserer Wärmedämmung. In unseren Breitengraden fallen Heizung und Warmwasser denn auch stark ins Gewicht, mehr als einen Drittel der Energie verbrauchen wir dafür in der Schweiz.
Kein klarer Weg zum Ziel
Doch noch ist längst nicht in allen Bereichen klar, was am effizientesten zum Erfolg führt. Der Grund: Es gibt keine Trumpfkarte, sprich, keinen einzelnen neuen Energieträger, der alle Probleme lösen würde.
Besonders im Transportsektor: Hier konkurrieren Strom, Wasserstoff, Methan, andere künstliche Treibstoffe und Biotreibstoffe miteinander. Die Zeichen stehen zurzeit zwar auf Autos mit Batterien und Stromanschluss. Doch Lastwagen für den Fernverkehr, Schiffe und Flugzeuge lassen sich kaum oder nur schlecht elektrifizieren.
Die Energie der Zukunft
Trotzdem wird Strom in Zukunft wohl unsere Hauptenergieform werden – und damit letztlich auch die fossilen Brennstoffe ablösen. Denn er lässt sich praktisch CO2-neutral produzieren, etwa aus Wasserkraft, Sonnen- und Windenergie. Und bei Bedarf könnte Strom umgewandelt werden in künstliche Treibstoffe, die auch in Lastwagen, Schiffen und Flugzeugen funktionieren würden. Technische Lösungen für das Klimaproblem scheinen also möglich.
Jeder muss mitmachen
Doch sind wir heute noch sehr weit weg von diesem Fernziel. 80 Prozent der Energie weltweit wird aus fossilen Brennstoffen gewonnen. Es wird einen stetigen Effort brauchen, da hinzukommen. Oder, wie es Umweltökonom Philipp Thalmann ausdrückt: «Es muss wie eine Art ‹Anbauschlacht› werden, jeder muss mitmachen, jeder muss helfen, dann bin ich sicher, dass viel mehr passieren kann.»