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Nicht im Hausmüll So entsorgen Sie alte Medikamente

Abgelaufene Tabletten, Salben oder Brausetabletten können weder recycelt noch gespendet werden. Wohin damit?

«Bestimmt nicht in den Hausmüll», sagt Enea Martinelli, Chefapotheker des Spitals Interlaken. «Menschen mit Suchtproblemen durchwühlen ab und zu Kehrrichtsäcke», weiss er aus Erfahrung. Zudem können Medikamente, insbesondere wenn sie feucht werden, in den Boden oder die Luft gelangen. Auch das Entsorgen via Toilette oder Lavabo belastet die Umwelt.

Dorthin zurück, wo man sie bezogen hat

Grundsätzlich soll man Medikamente dorthin zurückbringen, wo man sie gekauft hat. «Was der Hausarzt mitgibt, bringt man auch wieder dem Hausarzt zurück.» Genauso macht man es bei Medikamenten aus der Apotheke oder Drogerie.

Rote Kisten gefüllt mit nicht gebrauchten oder abgelaufenen Medikamenten.e
Legende: Nicht gebrauchte oder abgelaufene Medikamente: Am besten dorthin zurückbringen, wo man sie her hat. IMAGO / imagebroker

In einigen Kantonen ist die Entsorgung kostenlos, in anderen hingegen wird eine Gebühr erhoben. Kleiner Tipp: Es bei einer anderen Apotheke oder Drogerie versuchen, bei der man die Medikamente nicht bezogen hat. Es gibt nämlich Apotheken, die aus Goodwill kostenlos alles zum Entsorgen zurücknehmen.

Auch pflanzliche Medikamente zurückgeben

Auch pflanzliche Medikamente dürfen nicht über den Hausmüll oder die Toilette entsorgt werden. «Diese können ganz schön potent sein», sagt Martinelli. Auch hier gilt die Regel: Dorthin zurückbringen, wo man sie bezogen hat. Selbst Vitamintabletten zurückbringen, empfiehlt der Apotheker. Einzige Ausnahme sind Medizinaltees: Diese dürfen in den Hausmüll.

Originalverpackung aufbewahren

Wichtig ist, dass man Tabletten, Tröpfchen, Zäpfchen, Brausetabletten oder Salben immer in der Originalverpackung zurückbringt. Klar ist es verlockend, das Schächtelchen selbst im Altpapier zu entsorgen. «Nur die Originalverpackung bietet Gewähr, dass die entsprechenden Inhaltsstoffe fachgerecht entsorgt werden können», betont aber Martinelli.

Bei der Entsorgung wird dann nach Papier, Plastik und Alu getrennt und die Medikamente werden entsprechend ihren Wirkstoffen verbrannt. Je nach Inhaltsstoff variiert die Temperatur. Zytostatika beispielsweise, welche gegen Krebserkrankungen eingesetzt wird, werden in einem auf 2'000 Grad Celsius aufgeheizten Spezialofen verbrannt.

Rücknahme zur Wiederverwendung?

Wer teure Medikamente zu Hause hat, und diese nicht mehr braucht, wäre wohl froh, wenn sie jemand anderem zugutekommen. «Das ist leider nicht möglich», sagt Martinelli. Weder Apotheken noch Praxen dürfen Medikamente zum Weitergeben oder Wiederverkaufen zurücknehmen.

Es geht darum, dass Apotheken eine fachgerechte Lagerung bis zur Abgabe dokumentieren müssen. Die Aufbewahrungs- und Lagerungskette ist zu Hause nicht garantiert.
Autor: Enea Martinelli Chefapotheker des Spitals Interlaken

«Es geht darum, dass Apotheken eine fachgerechte Lagerung bis zur Abgabe dokumentieren müssen. Die Aufbewahrungs- und Lagerungskette ist zu Hause nicht garantiert.» Ist ein Medikament bei einem Patienten oder einer Patientin gelagert, wisse man nämlich nicht, ob das Präparat beispielsweise im Badezimmer Feuchtigkeit oder zu hohen Temperaturen ausgesetzt war. Dies könnte Qualität und Wirksamkeit einschränken.

Keine Medikamente spenden

Angebrauchte Medikamente können auch nicht für Menschen in Kriegs- oder Krisengebieten gespendet werden. Auch hier sind Lagerung und Aufbewahrung ein Problem. Zudem: «Das Aussortieren käme viel zu teuer», weiss Martinelli.

Nicht zu vergessen: In diesen Ländern versteht niemand den Schweizer Beipackzettel in Deutsch, Französisch oder Italienisch. Für Martinelli ist klar: Geldspenden für Medikamente sind effektiver und helfen nachhaltiger und gezielter direkt vor Ort.

Ratgeber, 21.03.2022, 11:08 Uhr

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