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Bäume leiden unter Trockenheit
Aus Kultur-Aktualität vom 07.08.2020.
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Bäume leiden unter der Hitze Sogar der Sommerlinde wird's zu heiss

Viele unserer Bäume leiden unter der Trockenheit und müssen bewässert werden. Doch das ist nur eine Lösung auf Zeit.

Bäume bewässern: Das war früher nur im Ausnahmefall nötig. Doch die Trockenheit brachte in den letzten Jahren viele Stadtgärtnereien an ihre Grenzen.

Wenn bewässern, dann gründlich

«Seit Jahren regnet es zu wenig», sagt Yvonne Aellen, Leiterin des Grünflächenunterhalts bei der Basler Stadtgärtnerei. «Wir haben in diesem Jahr noch weniger Niederschläge als im ausserordentlich trockenen Sommer 2018.»

Das zeigt sich im Stadtbild: Viele öffentlichen Grünflächen in Basel sind braun und vertrocknet. Derzeit bekommen nur junge oder geschwächte Bäume alle ein bis zwei Wochen Wasser. Dann aber gleich 200 Liter, damit die Wurzeln in die Tiefe wachsen und die Bäume weniger anfällig werden für Trockenheit.

Schlechte Aussichten

Basel ist in der Juraregion besonders von der Trockenheit betroffen. Doch auch in Regionen mit mehr Niederschlag zeigen sich die Auswirkungen der überdurchschnittlichen Temperaturen.

Darauf lassen die Statistiken nicht hoffen. Laut dem Bundesamt für Meteorologie werden die Sommer in Zukunft heisser und trockener.

Neue Baumarten sind gefragt

Es braucht also langfristige Strategien. Wie verschiedene Baumarten auf das veränderte Klima reagieren, darüber tauscht sich Christoph Schärer mit anderen Fachleuten in der Vereinigung Schweizer Stadtgärtnereien VSSG aus.

Bisherige Erkenntnisse: «Einheimische Arten wie Berg-Ahorn, Sommerlinde und Buche tun sich schwer mit Hitze und Trockenheit.» Für Neupflanzungen empfehlen sich Arten aus südlichen Regionen, wie der Europäische Zürgelbaum, der in der Türkei und in Nordafrika vorkommt.

Auch die Zerreiche, die bisher in Südeuropa bis zum Schwarzen Meer heimisch ist, wird in Zukunft vermehrt in der Schweiz zu sehen sein. Langfristig wird sich der Baumbestand in der Schweiz also verändern.

Mehr Arbeit für Stadtgärtnereien

Städte und Gemeinden müssen sich nun darauf einstellen, dass die Bewässerung von Bäumen in Zukunft kein Ausnahmefall mehr ist.

Der Aufwand steigt laut Schärer auch für die Pflegearbeiten, um gefährliche Astbrüche zu vermeiden: «Wir müssen auch mit mehr Stürmen rechnen.»

Neue Bäume helfen nur kurzfristig

Obwohl der Unterhalt für den Baumbestand teurer wird, sagt Christoph Schärer: «Für das Klima wäre es gut, wenn wir mehr Bäume pflanzen». Denn gerade in Städten sorgen Bäume bei hohen Temperaturen für Kühlung.

Nicht nur, weil sie Schatten spenden: Ein Baum gibt pro Tag bis zu 500 Liter Wasser über die Blätter an die Luft ab. Kein Wunder also, wenn viele Bäume bei der aktuellen Trockenheit vorzeitig Laub und Äste abwerfen, um Verdunstung zu vermeiden.

Kurzfristig lösen Neupflanzungen das Problem der Trockenheit allerdings nicht, betont Christoph Schärer, denn nur ein Prozent der Bäume wird jährlich ausgetauscht: «Wir pflanzen Bäume für 100 Jahre und mehr.»

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 7.8.2020, 17:30 Uhr.

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