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Bedrohte Amphibien Können wir unsere Frösche noch retten?

Frösche, Kröten, Molche – fast alle Schweizer Amphibien gelten als bedroht. Aber wir alle könnten helfen, dass sie eine bessere Zukunft haben.

Sie quaken uns nachts wach, sind alles andere als Kuscheltiere, und küssen mag man sie höchstens als verzweifelter Prinz. Warum nur sollte man Frösche und Co. mögen, geschweige denn schützen? «Weil sie einfach super sind», sagt die Biologin Sarah Althaus und strahlt über beide Ohren. Dann erklärt sie, was an den Tieren so besonders ist.

Wo Frösche sind, ist noch viel mehr

Frösche gehören wie Molche, Kröten und Salamander zu den Amphibien. Amphibien laichen in Feuchtgebieten und verbringen den Winter in naturbelassenen Wäldern, Wiesen, aber auch Gärten.

Wissenschaftler nennen Arten, die durch ihr Vorkommen zeigen, dass diese Lebensräume noch intakt sind Zeigerarten. Typisch für Zeigerarten: Wo sie leben können, finden auch viele andere Arten Unterschlupf und müssen dank der Überlebensstrategie der Frösche keinen Hunger leiden.

Die Strategie der enormen Masse

Wer hat das nicht – zumindest als Kind – schon einmal gesehen: In einem intakten Froschweiher wuseln im Frühling Abertausende Kaulquappen. Diese schiere Menge ist die Überlebensstrategie der Frösche. Nur wenige Kaulquappen überleben, «die anderen sind eine hervorragende Proteinquelle für ganz viele andere Tiere. Gerade im Frühling, wenn es erst wenige andere Nahrungsquellen gibt», so Sarah Althaus.

17 von 20 Arten sind gefährdet

Doch der Quell versiegt zusehends. Zwar konnte das grosse Amphibiensterben des vergangenen Jahrhunderts gebremst werden. Damals, als die Schweiz einen gewaltigen Bauboom erlebte, dem zahlreiche Feuchtgebiete zum Opfer fielen. Und als die Intensivierung der Landwirtschaft mit zunehmendem Pestizideinsatz ihr Übriges zum Amphibiensterben beitrug. Doch auch heute noch stehen 17 von 20 Schweizer Amphibien auf der roten Liste der gefährdeten Arten. Nicht gefährdet sind nur Grasfrosch, Bergmolch und Alpensalamander.

Mehr Puff für Glögglifrosch und Co.

Es gäbe Möglichkeiten, auch die übrigen 17 Arten wie den Glögglifrosch oder Fadenmolch zu retten, indem wir wegkommen von einer perfekt aufgeräumten Landschaft. Sarah Althaus wünscht sich für die Tiere «mehr Puff in der Schweiz», denn dort, wo Äste oder Laub liegengelassen werden, wo sich Steinhaufen türmen und Ritzen klaffen, da können sich Amphibien verkriechen und wohlfühlen. Besonders während der Winterruhe. Sei es im Wald, im Park, auf der Wiese – oder eben im Garten. Denn auch im Siedlungsraum können mehr Amphibien leben, als die meisten von uns denken.

Tödliche Falle Gartenteich

Die Königsdisziplin der Hilfestellung ist für viele, einen Teich zu bauen. Doch hier ist Vorsicht geboten, denn viele Teiche werden zur tödlichen Falle für Frosch und Co.. Wenn die Wasserpflanzen ungehindert wuchern, kann das Wasser durch ihren Zersetzungsprozess mit tödlichen Fäulnisgasen belastet werden. Liegt dann im Winter noch Eis auf dem Teich, wird er zur tödliche Falle für alle Amphibien, die im Wasser überwintern.

So kannst du helfen:

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Du hast keinen Garten, keine Fische, die du loswerden willst, willst aber trotzdem etwas für die Amphibien tun? Dann kannst du entweder bei einer der vielen Aktionen von lokalen oder nationalen Organisationen wie dem WWF helfen. Sei es bei Amphibienrettungsaktionen an Strassen oder beim Unterhalt von Amphibiengewässern. Werden die nicht regelmässig gepflegt, verlanden sie und werden für Amphibien unbewohnbar.

Die grösste Gefahr im Teich sind aber Fische. Diese fressen in der Regel sämtliche Larven der Amphibien und innert kürzester Zeit ist der Teich amphibienfrei.

Wie Klimaschutz den Amphibien hilft

Doch auch indirekt nehmen wir Einfluss auf die Amphibien, nämlich durch die Klimaerwärmung. Beobachtungen von Fachleuten zeigen immer öfter, dass die warmen Winter und langen Trockenperioden den Amphibien zu schaffen machen. Sie trocknen aus oder kriechen zu früh aus der Winterruhe, werden vom nächsten Kälteeinbruch überrascht und erfrieren geschwächt.

Wenn wir also aktiv etwas gegen die Klimaerwärmung tun, helfen wir auch den Fröschen, Molchen oder Kröten. Dann könnte auch der Traum der Amphibienspezialistin Sarah Althaus in Erfüllung gehen. Fragt man sie, ob Frosch und Co. in der Schweiz denn noch eine Zukunft haben, verweist sie auf all die Bemühungen von Freiwilligen und sagt: «Ja, ich glaube fest daran.»

Einstein, 12.05.22, 21:05 Uhr

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