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Biologisches Phänomen Dieser Schmetterling besitzt den grössten Chromosomensatz

Sein Genom macht ihn zu einem Extrem – mit möglicher Relevanz für die Krebsforschung.

Der Atlas-Bläuling aus Marokko ist ein biologisches Phänomen. Mit seinen 229 Chromosomenpaaren hält er den Rekord im Tierreich – ein gewaltiger Unterschied zum Menschen mit seinen 23. Dabei hatte er noch vor etwa drei Millionen Jahren – ein evolutionstechnisch kurzer Zeitraum – bescheidene 24 Chromosomenpaare.

Was sind eigentlich Chromosomen?

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Alles Leben baut auf DNA auf – einem extrem langen Molekül, das wie ein Bauplan für unseren Körper funktioniert. Damit dieser Bauplan nicht im Zellkern «verheddert», wickelt er sich um Proteine und bildet so mehrere handliche Pakete.

Diese Pakete nennt man Chromosomen. Normalerweise sind sie eher locker aufgewickelt, damit die Gene abgelesen werden können. Wenn sich eine Zelle teilt, wird die DNA besonders fest aufgewickelt – dann entstehen die gut sichtbaren, typischen Chromosomenformen. Dies vereinfacht die Zellteilung.

Menschen besitzen normalerweise 46 Chromosomen: 23 von der Mutter und 23 vom Vater.

Nun zeigt eine neue Studie, wie das ungewöhnliche Erbgut des Schmetterlings entstanden ist: durch Zersplitterung. Als Ursache für die Brüche identifizierten Forschende unzählige genetische «Sollbruchstellen», die die ursprünglichen 24 Chromosomen in hunderte Fragmente zerlegten. Verwandte Arten mit weniger und längeren Chromosomen besitzen diese Sollbruchstellen nicht, was ihre Rolle bei der extremen Fragmentierung untermauert.

Nahaufnahme eines Schmetterlings.
Legende: Besitzt die meisten Chromosomenpaare im Tierreich – der Atlas-Bläuling. Dr Roger Vila/The Institute of Evolutionary Biology

Diese Entdeckung könnte gemäss den Forschenden neue Wege in der Krebstherapie eröffnen. Denn ähnliche chromosomale Instabilitäten treten auch in Krebszellen auf. Ein besseres Verständnis dieses natürlichen Prozesses könnte dabei helfen, diese genetischen Brüche in Krebszellen zu limitieren oder sogar zu stoppen.

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