Der Atlas-Bläuling aus Marokko ist ein biologisches Phänomen. Mit seinen 229 Chromosomenpaaren hält er den Rekord im Tierreich – ein gewaltiger Unterschied zum Menschen mit seinen 23. Dabei hatte er noch vor etwa drei Millionen Jahren – ein evolutionstechnisch kurzer Zeitraum – bescheidene 24 Chromosomenpaare.
Nun zeigt eine neue Studie, wie das ungewöhnliche Erbgut des Schmetterlings entstanden ist: durch Zersplitterung. Als Ursache für die Brüche identifizierten Forschende unzählige genetische «Sollbruchstellen», die die ursprünglichen 24 Chromosomen in hunderte Fragmente zerlegten. Verwandte Arten mit weniger und längeren Chromosomen besitzen diese Sollbruchstellen nicht, was ihre Rolle bei der extremen Fragmentierung untermauert.
Diese Entdeckung könnte gemäss den Forschenden neue Wege in der Krebstherapie eröffnen. Denn ähnliche chromosomale Instabilitäten treten auch in Krebszellen auf. Ein besseres Verständnis dieses natürlichen Prozesses könnte dabei helfen, diese genetischen Brüche in Krebszellen zu limitieren oder sogar zu stoppen.