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Pomati umgeben von Lüftungsrohren, PC und Kabel.
Legende: Francesco Pomati ist promovierter Ökologe und arbeitet am Wasserforschungsinstitut Eawag. Twitter

Gefahr für Schweizer Seen «Blaualgen sind problematisch – auch fürs Trinkwasser»

Wegen der Erderwärmung haben sich diese Algen stark ausgebreitet, wie eine ETH-Studie zeigt. Mitautor Francesco Pomati erklärt, was das für Folgen hat.

Bestimmte Arten von Blaualgen haben sich in der Schweiz in den letzten 150 Jahren sehr stark ausgebreitet, wie eine Studie des Wasserforschungsinstituts des ETH-Bereichs (Eawag) zeigt. Die Forscher wiesen nach, dass sich die Schweizer Seen deswegen immer ähnlicher werden. Hauptgrund für die Veränderung sei der Klimawandel, wie Studienmitautor Francesco Pomati im Gespräch erklärt.

SRF News: Welche Folgen hat die Ausbreitung dieser Blaualgenarten?

Francesco Pomati: Genaugenommen sind Blaualgen Bakterien, die zusammen mit anderen Algenarten in Seen leben. Sie sind deshalb schlecht für die Umwelt, weil sie sehr stark wachsen und giftige Stoffe produzieren. Das ist problematisch – nicht zuletzt für das Trinkwasser.

Zwei Männer auf einem Boot. Rechts der Monte San Giorgio.
Legende: Proben von Sedimenten in zehn Seen gesammelt: Hier sind die Forscher im Luganer See unterwegs. EAWAG

Wie wirken sich die Blaualgen auf die Tier- und Pflanzenwelt in den Schweizer Seen aus?

Weil die Algen so schnell wachsen, kann sich das Wasser der Seen grün oder rot verfärben, je nachdem, welche Farbe sie haben. Zudem sind die Blaualgen, auch Cyanobakterien genannt, so gross, dass sie sich auch nicht als Nahrung eignen, selbst für Tiere nicht, die sich sonst von Algen ernähren. Manche Cyanobakterien produzieren zudem giftige Stoffe. Das schadet den Lebewesen, die das Wasser normalerweise filtern, natürlich auch Schwimmern und Menschen sowie Tieren, die das Wasser trinken.

Diese Blaualgenarten sind deshalb schlecht für die Umwelt, weil sie sehr stark wachsen und giftige Stoffe produzieren.
Eine Laborantin arbeitet unter sterilen Bedingungen mit einer Pipette und einem kleinen Behälter in der Hand.
Legende: Eine EAWAG-Laborantin entnimmt einem der Sedimentkerne DNA. EAWAG

Um diese Entwicklung zu untersuchen, sind Sie quasi in der Zeit zurückgereist. Wie sind Sie dabei vorgegangen?

Genau das war unsere Motivation: In der Zeit zurückzureisen. Denn wir hatten überhaupt keine Vorstellung davon, wie unsere Seen vor 150 Jahren aussahen. Darum entnahmen wir aus zehn verschiedenen Seen nördlich und südlich der Alpen Proben der Ablagerungen auf den Böden. Dann untersuchten wir die DNS der Blaualgen, die wir darin gefunden hatten. So haben wir herausgefunden, welche Arten es damals schon gab und wie stark sie verbreitet waren.

Die Studie

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«Die Homogenisierung von Blaualgengemeinschaften in Seen während eines Jahrhunderts Klimawandel und Überdüngung» ist am 11. Dezember 2017 im Fachmagazin «Nature - Ecology and Evolution» erschienen. Abstract der Studie (engl).

Sie sagen, die Resultate seien für die Wasserqualität alarmierend. Weshalb?

Alarmierend sind sie vor allem in Bezug auf die Artenvielfalt. Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Seen heute in der Zusammensetzung der Arten, die in ihnen leben, extrem ähnlich sind. Und das ist schlecht. Vor 150 Jahren war jeder See anders. Eine solche Vielfalt in unserer Umwelt würden wir uns auch für heute wünschen.

Alarmierend sind die Studienresultate vor allem in Bezug auf die Artenvielfalt.

Weshalb haben sich die Blaualgen so ausgebreitet?

Der Klimawandel ist der Hauptgrund für diese Veränderung. Die Blaualgen, die wir untersucht haben, starben früher in den Wintermonaten ab. Unter den heutigen Bedingungen können sie aber überleben und sich daher auch stärker ausbreiten.

Wie steht es um die Zukunft unserer Seen?

Natürlich sagen unsere Daten die Zukunft nicht voraus, aber genau daran arbeiten wir gerade. Wir wollen Prognosen erstellen, wie sich die Schweizer Seen in den nächsten zehn Jahren verändern werden. Im Moment kann ich dazu noch nichts Genaues sagen. Vermutlich aber wird sich der Trend fortsetzen, und die unerwünschten Algenarten werden in Zukunft noch häufiger vorkommen.

Das Gespräch führte Melanie Pfändler.

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