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Natur & Tiere Blau oder pink? Affen essen wie ihre Artgenossen

Soziale Anpassung ist für Menschen selbstverständlich – bei der Arbeit auf Reisen in fremde Kulturen und auch beim Trinken und Essen. Affen geht es da nicht anders, haben Forscher nun nachgewiesen.

Meerkatzen lernen durch Abgucken. Beim Fressen beobachten die kleinen Affen, was die anderen bevorzugen und greifen  dann auch zu dieser Kost – selbst wenn das ihren bisherigen Vorlieben widerspricht. Das berichtet ein internationales Forscherteam im Fachblatt «Science». Ihre Studie in Mawana in Südafrika zeige, dass Affen genau wie Menschen zu sozialem Lernen fähig seien, sagt Erica van de Waal von der schottischen Universität St. Andrews, die das Meerkatzenprojekt an der Universität Neuchâtel koordiniert.

Zwei Sorten Mais – eine ungeniessbar

Die Wissenschaftler hatten zwei Gruppen von Grünen Meerkatzen ( Chlorocebus aethiops ) im Freiland zwei Sorten von Mais angeboten – eine blau gefärbt, die andere pink. Mit einem Bitterstoff hatten sie jeweils eine der beiden Farbvarianten ungeniessbar gemacht, so dass in einer Gruppe die blauen Körner ekelhaft schmeckten, in der anderen die pinkfarbenen. Nach drei Monaten rührten die Affen beider Gruppen die jeweils ungeniessbare Variante nicht mehr an.

Dann warteten die Forscher auf Nachwuchs und stellten den Jungtieren wieder pinken und blauen Mais zur Verfügung – diesmal aber Sorten, die gleichermassen gut schmeckten. Sie beobachteten, dass 26 von 27 Jungtieren ausschliesslich den Mais frassen, der vom Rest der Gruppe verzehrt wurde. Sie hatten die Vorliebe ihrer Mütter übernommen, schreiben die Forscher. Die einzige Ausnahme bildete das Jungtier eines Weibchens mit sehr niedrigem Rang. Dieses sei aufgrund ihrer geringen Stellung genötigt worden, vor den Augen ihres Nachwuchses auch die anderen Maiskörner zu fressen, erklären die Wissenschaftler.

Auch «Zugereiste» anpassungsbereit

Als nächstes beobachteten die Forscher, wie sich männliche Tiere verhielten, die während der Paarungszeit neu in die Gruppe kamen. Es zeigte sich, dass sich auch diese den lokalen Gepflogenheiten anpassten. Selbst wenn sie in ihrer alten Gruppe gelernt hatten, eine bestimmte Farbvariante zu meiden, begannen sie, Mais dieser Farbe zu fressen, falls die Artgenossen ihrer neuen Umgebung das taten. Die einzige Ausnahme hier bildete ein Männchen, das sofort den obersten Rang in der neuen Gruppe übernahm und sich deshalb scheinbar nicht um das Verhalten der anderen kümmern musste.

 

Die Tiere lernen also nicht, indem sie selbst ausprobieren, sondern indem sie ihre Artgenossen imitieren, folgern die Forscher. Sie handelten nach dem Motto: Wenn du unsicher bist, was zu tun ist, mach es wie die anderen. «Das ergibt Sinn in der Natur, wo das Wissen der Einheimischen oft der beste Hinweis auf ein optimales Verhalten in ihrer Umgebung ist», erklärt Andrew Whiten von der Universität St. Andrews; er ist mit Christèle Borgeaud von der Universität Neuchâtel Mitautor der Studie.

Buckelwale schauten Jagdtrick ab

Von einer ganz ähnlichen Art des sozialen Lernens berichtet ein weiteres Forscherteam der University of St Andrews in der gleichen Ausgabe von «Science». Es hatte festgestellt, dass Buckelwale ihre Jagdtechnik voneinander abgucken. Üblicherweise tauchen mehrere Buckelwale gemeinsam ab und stossen Luftblasen aus, um ihre Beutefische zusammenzutreiben.

Anfang der 80er-Jahre wurde dann ein Buckelwal bei einer bis dahin unbekannten Jagdmethode beobachtet: Er schlug zuvor heftig mit der Schwanzflosse auf die Wasseroberfläche auf, um Fische zu irritieren und zusammenzutreiben. Mittlerweile jagten etwa 40 Prozent der dortigen Walpopulation mit der Schwanzschlag-Methode, berichten die Forscher.

Kulturelles Lernen als Überlebenshilfe

Die beiden Studien zeigen, so der Verhaltensforscher Frans de Waal in einem Kommentar zu den Veröffentlichungen, dass kulturelles Lernen kein blosser Luxus sei, den sich Tiere ab und an leisten. Sondern ein allgemeiner und verbreiteter Mechanismus, sich Verhalten anzueignen. Es sei wahrscheinlich, dass die Fähigkeit des Nachahmens die Überlebenswahrscheinlichkeit der Tiere beeinflusse.

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