Die hühnergrossen Saurier lebten in Gruppen und in einer tropischen Region, die bisher als zu lebensfeindlich für Dinosaurier galt. Der Pflanzenfresser ging laut Angaben der Universität Zürich auf zwei Beinen und ist mit 202 Millionen Jahren einer der ältesten bisher entdeckten Vertreter der Gruppe der Vogelbecken-Dinosaurier.
Den ungewöhnlichen Fund machte Marcelo Sánchez von der Universität Zürich im Andengebirge Venezuelas in Südamerika. Zusammen mit Paul Barrett vom Natural History Museum in London und internationalen Forscherkollegen beschreibt Sánchez die Art nun in den «Proceedings B» der britischen Royal Society. Laquintasaura venezuelae gehört zur Gruppe der Ornithischia, deren Beckenknochen denen von Vögeln gleichen.
Art spielt Schlüsselrolle
Der bekannte Tyrannosaurus rex und die gigantischen Sauropoden mit dem langen Hals sind Saurischia, die Echsen-ähnliche Beckenknochen haben. Diese lebten in jüngeren Zeiten des Mesozoikums bis zu ihrem Aussterben vor 65 Millionen Jahren. Der neue Dinosaurier hingegen lebte gleich am Anfang einer neuen Zeitperiode nach einem grösseren Massenaussterben.
In der Übergangszeit von der Trias in den Jura verschwanden etwa 75 Prozent aller damals lebenden Arten, sie markiert den Beginn der Blütezeit der Dinosaurier. «Aus dieser Zeit vor rund 200 Millionen Jahren sind bislang nur einige wenige Dinosaurier-Arten bekannt», zitiert die Mitteilung Sánchez.
Mit speziellen Techniken massen die Forscher die radioaktive Strahlung von Kleinstkristallen und konnten so die Knochenfunde datieren. Da die Geschichte der Vogelbecken-Saurier wegen fehlender Funde noch lückenhaft sei, spiele diese frühe Art eine Schlüsselrolle, so Sánchez.
Gesellige Saurier
Das fossile Knochenlager in Venezuela enthält mindestens vier Individuen unterschiedlichen Alters. Wachstumsspuren auf den Knochen von einem davon deuten darauf hin, dass das Tier mindestens 10 Jahre alt wurde. Die Dinosaurier lebten laut Sánchez also in Gruppen, was bisher nur von jüngeren Dinosaurierarten bekannt war.
Unklar war bisher geblieben, wann das gesellige Leben in der
Evolution der Dinosaurier erstmals auftauchte. «Nun können wir das
früheste Sozialverhalten der Vogelbecken-Dinosaurier belegen», sagt
Sánchez.
Erste tropische Art
Aussergewöhnlich ist auch der Lebensraum der Art: Bisher hatte man im nördlichen Teil von Südamerika keine Dinosaurier-Fossilien gefunden. Die Paläontologen hielten die tropischen Breiten deshalb für zu unwirtlich für Dinosaurier. Grund für die Lücke sei womöglich die fehlende Tradition paläontologischer Arbeiten in den tropischen Ländern, vermutet Sánchez. Aufgrund seiner Entdeckungen rechnet er nun mit mehr Funden in der kommenden Zeit.