Der Regenwald des Kongo zieht sich bis an den Atlantischen Ozean. Ein dynamischer Lebensraum: Nirgendwo sonst in Afrika ist das Leben so gedrängt; es herrscht ein beispielloser Konkurrenzdruck. Jedes Tier gibt sein Bestes, damit das Futter und seine Jungen gut beschützt sind.
Riesiger tropischer Regenwald
Das Kongobecken ist so gross wie Indien und erstreckt sich über mehrere Staaten in Zentralafrika: eine schüsselartige Landschaft, in der rund ein Viertel der weltweiten tropischen Regenwälder gedeiht. Die Vegetation in diesem Urwald erzeugt so viel Wasserdampf, dass 95 Prozent des Niederschlags von ihm selbst stammen.
Der Fluss Kongo, in dem dieses Wasser sich sammelt, ist der wasserreichste Strom des Kontinents und stürzt auf seinem Weg nach Westen in spektakulären Kaskaden durch eines der letzten Gebiete der Erde, die wenig erforscht sind.
Den Nachwuchs trocken halten
Der Felsenhüpfer begegnet dem allgegenwärtigen Wasser mit Lehm, mit dem er seine Nester regensicher macht. Der monogame Vogel mit markant gezeichnetem Kopf, besiedelt ausgewaschene Felsüberhänge – vermutlich schon seit 44 Millionen Jahren.
Auch das Bananenfrosch-Männchen schützt seine Nachkommen auf clevere Weise. Wenn das Weibchen nach einem Regen Eier gelegt hat, verpackt das Männchen sie in einem länglichen Blatt, das es geschickt mit seinen Hinterbeinen zusammenfaltet und versiegelt. In Windeseile entwickeln sich die kleinen Kaulquappen in dieser Blatthülse, denn schon der nächste Regen könnte die Hülle wieder lösen und die Kleinen fortspülen und umbringen.
Weite Anreise zum «Elefantendorf»
Das Dickicht erschwert es den Bewohnern, sich zu finden – sogar den Riesen unter ihnen. Die Waldelefanten haben dazu eine eigene Strategie: In der Zentralafrikanischen Republik liegt «Dzanga Bai», eine riesige Lichtung im Urwald.
Die Dickhäuter haben sie selbst abgeholzt und kommen von weit her in diesem «Dorf» zusammen, um ihre sozialen Beziehungen zu pflegen und einen Partner zu finden. Wenn Wasser mit hohem Wasserdruck aus ihren Rüsseln schiesst, ist das jedoch kein Signal, um Weibchen zu beeindrucken – sie schürfen vielmehr nach lebensnotwendigem Salz in der Erde.
Fast perfekt gehütete Verstecke
Die Pflanzen in diesem Lebensraum sind nicht minder erfindungsreich. Sie rationieren ihren Nektar – und zwingen so die Bienen, pro Tag mindestens tausend Blüten anzufliegen und zu bestäuben, um genügend Nektar einzusammeln.
Um den kostbaren Honig-Vorrat vor Plünderern zu schützen, haben diese Bienen keinen Stachel. Sie verstecken diese Masse deshalb in Schwindel erregender Höhe unter der Rinde eines Baumes. Vergebens: Hungrige Waldbewohner wie clevere Schimpansen entdecken das süsse Geheimnis und schaffen es, sich über den Honig herzumachen.
Nesthege mit grossem Risiko
Am Waldboden sonnt sich inzwischen die längste Jägerin des Waldes: ein Felsenpython-Weibchen. Die Schlange ist wechselwarm und muss ihren fünf Meter langen und hundert Kilogramm schweren Körper aufwärmen. Doch für einmal geht es nicht darum, ihre Muskeln zu wärmen, damit sie Beute zerdrücken kann: Mit ihrem Körper spendet sie den Eiern in ihrem Nest Wärme.
Für den Python sind die Temperaturschwankungen während der Brutzeit äusserst kräftezehrend. Das Weibchen magert stark ab – und kann an der Anstrengung sogar zugrunde gehen. Hält sie die Phase durch, braucht sie mehrere Monate, um ihre ursprüngliche Körpermasse wieder zu erreichen.
Ein Tag entspannt am Strand
Manchmal freilich können die Bewohner dem Kampf ums Überleben entfliehen. Am Strand von Loango in Gabun, wo der Urwald bis an den Atlantischen Ozean reicht, bietet sich in raren Momenten die Gelegenheit auszuspannen. Wenn das Flusspferd genüsslich in der Brandung badet und die Rotbüffel und Elefanten sich die salzige Seeluft um die Nasen wehen lassen, kommt nahezu Urlaubsstimmung auf.
Doch die Tiere wissen, dass diese entspannten Momente die Ausnahme sind. Ihr Leben ist untrennbar mit dem Regenwald verbunden, und eines nach dem anderen kehren sie bald ins Dickicht zurück.