Ohne seine Meeresströmungen würde das südliche Afrika ganz anders aussehen. Ohne den Nebel, der ins Land getragen wird, und die unterschiedlich warmen Wasserschichten wäre das Leben in der Region um das Kap der Guten Hoffnung ärmer an Arten und Naturphänomenen.
Hier begegnen sich nicht nur Wassermassen aus dem indischen Ozean und dem kalten Atlantik, sondern auch jene aus den nördlichen Tropen und der südlichen Antarktis. Den Einfluss dieser Ströme zeigt die Folge «Das Kap – zwischen Tropen und Eismeer».
Flussaufwärts zum federleichten Tanz
Überlebenskampf gleich nach dem Schlüpfen: Kaum sind die grünen Meeresschildkröten aus ihren Eiern im Sand gekrabbelt, sind sie schon bedroht – von Gelbschnabel-Milanen und Krabben. Hastig visieren die 7-Zentimeter-Winzlinge mit ihren ruderartigen Flossen das Meer an. Nur eine von tausend, so schätzt man, wird es bis zur ausgewachsenen Schildkröte schaffen – doch die Überlebenden können bis zu 80 Jahre alt werden.
Im dichten Blattwerk des Regenwalds von Mosambik haben die Schmetterlinge unterdessen Mühe, einen Partner zu finden. Entlang von Bachläufen bewegen sie sich einen Berg hinauf. Hier in der Höhe finden sie sich zu Hunderten zu einem Hochzeitsball ein, der bloss eine halbe Stunde am Morgen währt – ein Spektakel, wie es noch nie zuvor gefilmt wurde.
Fischernetze aus Luft
Von den Geiern über den Drakensbergen in Südafrika und Lesotho heisst es, sie flögen so hoch, dass sie in die Zukunft sehen können. Viel Leben wird vom Wasser des warmen Agulhasstroms beeinflusst, der von Nordosten her kommt. Doch die über drei Kilometer hohe Wand – Unesco-Weltkultur- und Naturerbe – bildet eine Barriere für Regenwolken. Die Gebirgskette verwehrt dem Wasser den Zugang und lässt eine Sandwüste hinter sich.
Ganz anders der feuchte Lebensraum im Sumpfgebiet von Gorongosa in Mosambik: Hier arbeiten schnurrbärtige Welse Seite an Seite. Mit ihren riesigen Mäulern schnappen sie nach Luft und bilden im trüben Wasser Luftblasen. Das Blasennetz, das dabei entsteht, wird zur tödlichen Falle für kleine Fische.
Haie – der Reihe nach
Der eiskalte Benguala-Meeresstrom, der sich aus antarktischen Gewässern speist, ist auch für die weissen Haie ein strenger Lebensraum – und der tote Wal, der umhertreibt, ein gefundenes Fressen. Hier ist jede Fettreserve willkommen, doch wer glaubt, die Haie würden sich wie eine wilde Meute auf den Kadaver stürzen, irrt. Wenn der Grösste unter ihnen satt ist, frisst der nächstgrössere Hai. Immer der Reihe nach geht es, und die Kleinsten stehen hinten an.
Dort aber, wo die warmen und kalten Strömungen des Meeres aufeinandertreffen, gibt es Beute im Überfluss: die riesigen Sardinen-Schwärme. Und so kommt es zur Zusammenkunft von allerlei Jägern. Delphine, Seehunde und Tölpel treffen sich zusammen mit dem Brydewal zu einem der grössten Gelage der Natur.
Ringkampf in der Wüstenblume
Namaqualand – geheimnisvoll klingt der Name der Region, die zu Südafrika und Namibia gehört. Am Wüstenstreifen westlich des Kaps spielt sich Jahr für Jahr Erstaunliches ab. Wenn der Nebel sein Wasser über der dürren Wüste verteilt, verwandelt sich der Boden in ein farbenprächtiges Blumenmeer.
Hier, auf dem Blütenboden eines Gänseblümchens, hat ein Blatthornkäfer im Schutze der wärmenden Blütenblätter sein Nachtlager eingerichtet. Bei seinem morgendlichen Ausflug trifft er auf ein Weibchen – doch ein Konkurrent ist auch schon da. Hoch oben auf dem Blütenboden steht ein eindrucksvoller Ringkampf zwischen den Rivalen an ...