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Natur & Tiere Kommandierende Präriehunde und gefühlvolle Grauwale

Tiere sprechen miteinander und warnen sich gegenseitig vor Gefahren. So lösen sie äusserst anspruchsvolle Herausforderungen. Gewisse Tiere geben sogar traumatische Erfahrungen über Generationen weiter, wie Teil 2 der HORIZONTE-Reihe «Tierische Genies» zeigt.

Ohne Hirtenhund wäre der Hirte verloren. Ausgebildete Hirtenhunde verstehen die komplexesten Pfeif-Kommandos ihrer Herrchen. Je nach Pfiff rennen sie nach links oder nur halb links, schlagen dazwischen noch eine Bogen oder macht ganz einfach «Platz». Nur dank dieser Kommunikation sind Schäfer und Hund ein unschlagbares Team und können riesige Schafherden führen. Gut ausgebildete Schäferhunde sind sogar in der Lage, die Schafe zu einer mathematischen Formel zu gruppieren – nicht ganz ohne die Hilfe des Hirten, wie man im Video sehen kann.

Kojoten sind keine Dachse

Kommunikation durch Befehle gibt es nicht nur zwischen Mensch und Tier. Auch Tiere untereinander sprechen mit Kommandos – so zum Beispiel die Präriehunde. Ein Team von Wissenschaftlern untersucht ihre Befehle im US-Bundesstaat New Mexiko. Wenn Präriehunde durch einen Feind bedroht sind, reagieren sie mit spezifischen Rufen, um die umliegenden «Nachbarn» zu warnen. Für den Menschen tönen die Befehle nahezu gleich. Doch analysiert man ihre Schallwellen am Computer, bemerkt man klare Unterschiede.

Streift ein Dachs umher, pfeifen alle das Kommando «verschwinden» und schlüpfen sofort in ihren Bau zurück um sich zu verstecken. Schleicht sich ein Kojote an, signalisieren sie sich gegenseitig, eine aufrechte Haltung einzunehmen, um Präsenz zu markieren. Denn ist ein Kojote einmal entdeckt, gibt er die Jagd auf, während ein Dachs die Verfolgung aufnimmt. So erkennen die Nager unterschiedliche Gefahren und sichern mit ihren Warnrufen das Überleben ganzer Siedlungen.

Krähen merken sich Gesichter genau

Die kommunikativen Fähigkeiten von Krähen gehen noch einen Schritt weiter. Die Vögel geben Informationen über Generationen hinweg weiter. John Marzluff studiert seit zehn Jahren, wie Krähen ihre Intelligenz einsetzen, um in einer Stadt zu überleben. Seiner Ansicht nach ist Angst der Treiber ihres Erfolges. In einem Experiment fing er in der Stadt Seattle eine Handvoll Krähen ein und zeigte ihnen von nahem sein Gesicht, über das er eine Maske gezogen hatte. Danach liess er sie wieder frei. Würden sich die Vögel an die Fratze erinnern?

Fünf Jahre später ging Marzluff mit derselben Maske am Fangort auf die Strasse und fand sich in seinen Vermutungen bestätigt. Es passierte etwas Erstaunliches: Alle Krähen erkannten die Maske sofort und gerieten in helle Aufregung (Video). Die schlechte Erfahrung mit der Fratze hatte sich also wie ein Lauffeuer nicht nur in der Gemeinschaft verbreitet, sondern die Krähen hatten sie zum Schutz sogar über mehrere Generationen weitergegeben – ein Beleg für ihre soziale Natur.

Streichelzoo auf dem offenen Meer

Es müssen aber nicht immer negative Erfahrungen sein, die Tiere prägen. Grauwale zum Beispiel nutzen die Interaktion mit Menschen gerne, wie Wissenschaftler vermuten. Bestes Beispiel ist eine Lagune in Mexiko, in der die Wale ganz gezielt die Nähe zu den Menschen suchen. Sie tauchen dort auf, wo die Touristen in ihren Booten Ausschau halten und lassen sich von ihnen berühren und streicheln. Die Walmütter helfen ihren jungen Kälbern sogar dabei und heben sie aus dem Wasser.

Eine Hand streichelt im Meer einen Grauwal.
Legende: Streicheleinheiten: Einige Walmütter ermuntern ihren Nachwuchs aktiv, sich mit den Besuchern auseinanderzusetzen. SRF

Forscher fanden in den Gehirnen einiger Walarten ganz bestimmte Zellen – die sogenannten Spindelzellen. Bis anhin fand man diese nur beim Menschen und bei Menschenaffen. Sie ermöglichen es uns Gefühle wie Liebe und Empathie zu empfinden. Gut möglich also, dass die Wale diese Art von Kommunikation bewusst suchen und sich, genau wie wir, sehr gerne mal den Bauch kraulen lassen.

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