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Ein Baggerführer arbeitet am Fels hoch über dem Vierwaldstättersee.
Legende: Seit Jahren ein Gefahrenherd: Spezialisten einer Felsbaufirma im Oktober 2006 in der Horlaui; damals drohte Fels auf die Kantonsstrasse abzugleiten. Keystone

Natur & Tiere «Man muss die Gefahr sicherlich im Auge behalten»

In der Luzerner Gemeinde Weggis wohnen rund zehn Personen in einem Gebiet, das von Felsstürzen bedroht ist. Laut der Gemeinde ist es zu gefährlich, dort zu wohnen. Daher möchten die Behörden die Anwohner am liebsten aussiedeln. Doch die wehren sich.

Weggis liegt idyllisch am Vierwaldstättersee. Wenn da nicht das Felsband oberhalb der Gemeinde wäre, denn diese Formation ist gefährlich, erklärt der Felstechniker Röbi Küttel: «Das Felsband besteht aus Nagelfluh und Mergel. Der Mergel zersetzt sich an diversen Stellen. Das führt dazu, dass der Fels instabil wird.»

Diese instabilen Felsen bedrohen das Gebiet Horlaui, das bewohnt ist. Und genau das macht der Gemeinde Weggis Sorgen. «Erste Studien zeigen deutlich, dass diese Häuser eigentlich nicht bewohnbar sind», sagt Gemeindeammann Baptist Lottenbach, «selbst wenn wir technische Sanierungen vornehmen, ist es zu gefährlich, sich dauerhaft in diesem Gebiet aufzuhalten.»

Baubewilligung vor einem halben Jahrhundert

Fragt sich, warum Gebäude in diesem Gebiet stehen, das erheblich von Felsstürzen gefährdet ist und daher in der Gefahrenkarte rot eingezeichnet ist? «Diese Häuser stehen an bester Lage mit Sicht auf See und Berge», so Lottenbach, «sie wurden in der 1960er Jahren gebaut – zu Zeiten, als es noch kein Raumplanungsgesetz gab, keine Gefahrenkarte.»

Nach den Unwettern der letzten Jahre beurteilen die Behörden die Gefährdung heute anders. Erste Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Kostenwirksamkeit von umfassenden Arbeiten am Fels nicht gegeben sei: Eine Sicherung macht erfahrungsgemäss irgendwann weitere Einsätze nötig – ein Fass ohne Boden also.

Skepsis bei den betroffenen Anwohnern

Die Anwohner, die teilweise seit über vierzig Jahren in diesen fünf Häusern im Gebiet Horlaui wohnen, glauben jedoch nicht, dass die Situation alarmierend ist. «Man muss die Gefahr sicherlich im Auge behalten. Aber ich denke nicht, dass es angebracht ist, dass die Gemeinde uns aussiedelt oder enteignet», sagt Hans C. Berger, der seit vierzehn Jahren dort lebt.

Auch der Landwirt Sepp Imgrüth aus Weggis, dessen Schafe im besagten Gebiet weiden, versteht die Aufregung um das Gebiet Horlaui nicht: «Manchmal löst sich ein Stein, aber etwas Schlimmes hat sich bisher noch nie ereignet. Darum würde ich hier auch selber wohnen und nicht nur meine Schafe weiden lassen.»

Weggis steht vor Millionen-Investitionen

Weil der Widerstand der Anwohner gross ist, macht die Gemeinde nun zusätzliche Abklärungen und hofft, im Frühjahr mit den Betroffenen verschiedene Varianten besprechen zu können.

Das Gebiet Horlaui ist eines von drei Gebieten, das in der roten Gefahrenzone steht. In allen Gebieten stehen in den nächsten zehn Jahren Investitionen im Rahmen von rund 21 Millionen an, um die Gemeinde gegen mögliche Felsstürze zu schützen.

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