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So vielfältig schlafen Tiere
Aus SRF News Videos vom 09.02.2024.
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Schlummerndes Tierreich Fliegend, schwimmend, kauend: so vielfältig schlafen Tiere

Von einigen Sekunden bis zu 16 Stunden Schlaf – so verschieden sind die Schlafgewohnheiten von Tieren. Wer sich nicht vor Fressfeinden fürchtet oder nicht den ganzen Tag futtern muss, kann länger schlummern.

Es hört sich gemütlich an – den Winter eingekuschelt zu verschlafen und erst im Frühling wieder zu erwachen. Das macht zurzeit das Murmeltier und senkt dabei seine Körpertemperatur auf etwa acht Grad. Andere Tiere wie das Eichhörnchen begeben sich in eine sogenannte Winterruhe. Das ist dem täglichen Schlaf ähnlich und beinhaltet keine grossen Veränderungen in der Körpertemperatur. Vermutlich schlafen alle Tiere. Wenn auch auf sehr unterschiedliche Art und Weise.

Schlafen alle Tiere?

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Alle bisher untersuchten Säugetiere und Vögel schlafen. Und auch Reptilien wie Krokodile, Schildkröten und Eidechsen sowie Insekten und Fische. Doch wann sprechen wir überhaupt von Schlaf?

Dazu die Neurobiologin Melanie Furrer: «Schlaf kann auf zwei Wege belegt werden. Zum einen auf der Verhaltensebene: Wenn ein Tier eine spezifische Körperhaltung einnimmt, und, falls vorhanden, die Augen geschlossen hat und länger braucht, um auf Reize wie Lärm zu reagieren, dann kann von Schlaf ausgegangen werden.

Zum anderen durch das Messen der Hirnströme. Das ist die genauere Art, um zu erfahren, ob ein Tier schläft. Denn die Hirnwellen werden langsamer und grösser während des Schlafs.»

Der Kurzschläfer

Da gibt es beispielsweise den Elefanten. Er schläft nur etwa zwei bis drei Stunden pro Tag. Damit führt er unter den untersuchten Säugetieren die Kurzschläfer-Tabelle an. Und diese Stunden schlafen sie nicht mal am Stück, sondern in Schläfchen verteilt. Die jungen Tiere legen sich dafür auf die Seite. Die älteren Semester lassen das sein – das Aufkommen ist zu umständlich. Sie schlafen stehend oder seitlich aufgerichtet an der Flanke von Sandhügeln.

Die verbotene Seitenlage für Kühe

Für Kühe und andere Wiederkäuer geht Schlafen auf der Seite nicht. Der Grund: Einer ihrer Mägen sortiert wie ein Sieb mithilfe der Schwerkraft aus, was nochmals gekaut werden soll. Diese Siebfunktion wäre ausser Betrieb, würden sich Kühe regelmässig auf die Seite legen. Doch auch wiederkäuenden Kamele tun genau das. Sie können ihren Verdauungsmechanismus unterbrechen und währenddessen auf der Seite schlummern.

Warum schlafen wir?

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«Es gibt ganz viele Theorien, warum Menschen und Tiere schlafen müssen, aber wissen tun wir es noch nicht so genau», so die Neurobiologin Melanie Furrer. Vieles weist darauf hin, dass sich die Gehirnzellen erholen müssen.

Es werden Erinnerungen abgelegt, Zellen repariert und aufgeräumt und neue Proteine hergestellt. Denn nur um Energie zu sparen, was der Grund beim Winterschlaf ist, kann es beim täglichen Schlafen nicht gehen. Denn dann würden zum Beispiel Rentiere im Sommer vor allem essen und nur bei Nahrungsknappheit schlafen. Doch ihr Schlafverhalten bleibt übers ganze Jahr gleich. 

Und Schlafen hat auch Kosten: Zum einen das erhöhte Risiko, gefressen zu werden, und zum anderen werden Chancen verpasst. Dazu gehört die Nahrungssuche und -aufnahme, die Revierverteidigung, die Suche nach passenden Artgenossen für die Paarung und die Aufzucht von Jungtieren.

Wer Grünzeug vertilgt, dem bleibt weniger Zeit zum Schlafen

Generell gilt, Pflanzenfresser schlafen weniger lange als Fleischfresser. Sie haben keine Zeit, sich hinzufläzen – sie müssen essen. Denn im Gegensatz zu Fleisch geben Gras und Blätter nur wenig Energie. Wie Pflanzenfresser trotzdem Zeit zum Schlafen finden, zeigt eine neue Studie mit Rentieren.

Schlafen während des Wiederkäuens

Die Erstautorin Melanie Furrer zu Ihrer Studie: «Rentiere schlafen während des Wiederkäuens. Das wissen wir bereits von anderen Wiederkäuern wie Kühen, Schafen oder Ziegen. Wir konnten jetzt aber belegen, dass dieser Schlaf erholsam ist und dass Rentiere dadurch weniger zusätzlichen Schlaf benötigen.» Rentiere schlafen pro Tag etwa acht Stunden, aufgeteilt in Einheiten von fünf bis zehn Minuten. Solche kurzen Schlafeinheiten haben sie mit vielen pflanzenfressenden Tieren gemeinsam.

Wer schläft, kann einfacher gefressen werden

Pflanzenfresser müssen auf der Hut sein, sprich wach, denn Fressfeinde könnten sie sonst vertilgen. Die Fressfeinde selbst haben diese Sorge nicht – Löwen leisten sich etwa 13 Stunden Schlaf. Kühe hingegen schlafen nur vier Stunden täglich in zehnminütigen Nickerchen. Und viele Pflanzenfresser haben noch zusätzliche Schutzmassnahmen während der Schlafphasen.

Schlafen und sich vor Fressfeinden schützen

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Einige Vögel und Meerestiere können mit beiden Gehirnhälften gleichzeitig oder abwechselnd mit nur einer Gehirnhälfte schlafen. So zum Beispiel die Stockenten. Die Tiere in der Mitte der Gruppe schlafen beidseitig und die Tiere am Rand einseitig. Die Seite der Tiere am Rand, die weg von der Gruppe zeigt, bleibt wach, um mögliche Feinde zu sehen. Von Zeit zu Zeit drehen sich diese Tiere, damit die andere Gehirnhälfte schlafen kann.

Dass Vögel auch einseitig schlafend fliegen können, wurde schon länger vermutet. 2016 konnte es bei Fregattvögeln via EEG nachgewiesen werden. Erstaunlicherweise können diese Vögel aber auch beidseitig schlafend fliegen, doch tun sie das nur selten.

Erst vor kurzem wurde der halbseitige Schlaf auch bei Zügelpinguinen entdeckt. Sie schlafen beim Brüten in Einheiten von durchschnittlich vier Sekunden. Und das mit nur einer Gehirnhälfte oder mit beiden gleichzeitig. Durch diese sehr kurzen und teilweise nur halbseitigen Powernaps sind sie besser vor Eierräubern oder Aggressionen anderer Pinguine geschützt, als wenn sie länger am Stück schlafen würden. Über 10’000-mal pro Tag fallen sie in diese kurzen Schlafeinheiten und kommen so auf über elf Stunden Schlaf pro Gehirnhälfte.

Auch beispielsweise Delfine, Pelzrobben und Haie können halbseitig schlafen. Sie schwimmen halb schlafend durchs Meer – dadurch können sie Gefahren wie Fressfeinde sehen beziehungsweise werden ihre Kiemen mit frischem Meereswasser durchspült.

Einen anderen Schutzmechanismus haben Giraffen, Pferde und Zebras. Da das Aufstehen für sie umständlich ist – bei den Giraffen dauert das Aufstehen etwa 15 Sekunden, schlafen sie oft im Stehen. Dabei fixieren sie eine der Kniescheiben der Hinterbeine, um mit wenig Aufwand stehen und bei Gefahr schnell flüchten zu können. So schlafen Giraffen den Grossteil ihrer etwa vier Stunden Schlaf pro Tag. Und nur wenn sie sich sehr sicher fühlen, legen sie sich für etwa eine halbe Stunde pro Tag hin.

Kleine Schlafmützen

Und wer schläft am meisten? Bei den Säugetieren wird das neben der Ernährungsart und der Sorge, gefressen zu werden, auch von der Körpergrösse bestimmt. Es gilt – je kleiner das Tier, desto mehr Schlaf benötigt es. Igel schlafen zum Beispiel etwa 18 Stunden pro Tag.

Wer schläft wie viel – eine Auflistung

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  • Igel: etwa 18 Stunden
  • Faultiere in Gefangenschaft: bis zu 16 Stunden
  • Löwen: etwa 13 Stunden
  • Fregattvögel an Land: über 12 Stunden
  • Zügelpinguine: über 11 Stunden pro Gehirnhälfte
  • Seeelefanten an Land: bis zu 10 Stunden
  • Schimpansen: etwa 10 Stunden
  • Faultiere in Freiheit: 9 bis 10 Stunden
  • Rentiere: etwa 8 Stunden
  • Menschen: 7 bis 8 Stunden
  • Kühe: etwa 4 Stunden
  • Giraffen: etwa 4 Stunden
  • Pferde: etwa 3 Stunden
  • Elefanten: 2 bis 3 Stunden
  • Seeelefanten während Jagdreisen im Wasser: etwa 2 Stunden
  • Fregattvögel im Flug: 42 Minuten (maximal 6 Minuten am Stück)

    Auch Insekten brauchen Schlaf. Werden Honigbienen am Schlaf gehindert, tanzen die übernächtigten Bienen weniger präzise als sonst. Das führt zu Missverständnissen – kommunizieren sie doch so den Weg zu Futterorten. Und Wildbienen verkriechen sich für einen sicheren Schlaf in Glockenblumen. Dort schlafen sie teils auch aneinander gekuschelt.  

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    Wow! Überraschende Tiergeschichten
    Aus SRF school vom 27.01.2024.
    Bild: SRF abspielen. Laufzeit 49 Minuten 45 Sekunden.

    SRF School, 27.1.2024, 11:30

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