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Stadtfuchs als Haustier Frisst uns der Fuchs bald aus der Hand?

Stadtfüchse werden in der Schweiz immer zahmer. Aber haben sie auch Haustier-Potenzial? Experimente aus Russland zeigen: Ausgeschlossen ist es nicht.

Furchtlos hat sich der Fuchs ins Haus geschlichen und es sich im Kinderbett bequem gemacht, während die Familie in den Ferien war. Bei ihrer Rückkehr ist die Freude über den neuen Mitbewohner gering – der Schock allerdings gross.

Solche Geschichten aus Schweizer Städten kennt die Wildtierbiologin Anouk Taucher zuhauf: «Der Stadtfuchs ist im Gegensatz zum Landfuchs weniger scheu, seine Fluchtdistanz ist deutlich geringer», weiss Taucher.

Der Fuchs im Haustier-Fell

Untersuchungen aus Zürich zeigen, dass sich der Stadtfuchs auch genetisch eindeutig vom Landfuchs unterscheidet und sich mit diesem nicht mehr vermischt. Das hat erstaunliche Folgen: Bei Zürcher Stadtfüchsen habe die Forscher Exemplare mit einem Fell gefunden, wie es nur Haustiere haben.

Ihre Pfoten und Ohren sind nämlich gepunktet. Das sieht man sonst nur bei Haustieren. «Man vermutet, dass dieses Merkmal auf einem Gen liegt, welches für Zahmheit selektioniert», sagt Taucher. Heisst: Es ist eine Begleiterscheinung von zahmer werdenden Tieren, genauso wie Schlappohren oder Ringelschwänze.

Tarnung? Überflüssig

Eine andere Erklärung zu den Punkten auf dem Fell: Der Fuchs braucht, wie die Haustiere, in der Stadt wegen der fehlenden Feinde keine Tarnung mehr. So überleben auch Tiere mit auffällig gepunktetem Fell.

Soeben haben Forscher in London ein weiteres Merkmal gefunden, das zeigt, wie sich der Stadtfuchs körperlich dem Haustier annähert. Die Füchse in London haben eine kürzere Schnauze. So wie das auch bei Hunden der Fall ist.

Ein Fuchs im Garten
Legende: Keine Scheu: Ein Zürcher Stadtfuchs beim Streifzug durch einen Garten. Keystone / Walter Bieri

Ausgestattet für die Stadt

Die kurze Schnauze erlaubt zwar ein weniger schnelles, dafür aber ein kräftigeres Zubeissen. Das hilft beim Aufreissen von Verpackungen in der Stadt. Wo hingegen die lange Schnauze auf dem Land beim schnellen zupacken auf der Mäusejagd hilft.

Ist der Stadtfuchs also bald ein Haustier, das uns aus der Hand frisst und um die Beine streicht? Anouk Taucher glaubt: «Ganz so weit wird es wohl nicht kommen. Aber es geht schon in diese Richtung.»

Zutraulich wie Hund und Katze

Ein spektakuläres Experiment in Russland zeigt tatsächlich, wie rasch und mit welch beeindruckender Konsequenz der Fuchs zum Haustier werden kann. Seit 60 Jahren wählen Forschende jeweils die zahmsten Füchse zur Paarung aus. Entstanden sind Tiere, welche zutraulich sind wie Hund und Katze.

Sie lassen sich kraulen und winseln dabei. Wer will, kann gar einen solchen Fuchs als Haustier kaufen. Wobei Anouk Taucher skeptisch ist: «Füchse stinken gewaltig. Es würde mich interessieren, ob diese domestizierten Füchse auch derart stinken.»

SRF1, Einstein, 01.10.2020, 12:05 Uhr.

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