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Wie sinnvoll ist ein Ozeanium?
Aus Kultur-Aktualität vom 03.04.2019. Bild: Getty Images
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Streitfall Aquarium «Ideal ist es, wenn die Tiere nur aus der Zucht stammen»

Der Basler Zoo will ein Ozeanium bauen. Das Projekt ist umstritten: Tierschützer sind dagegen. Die Verantwortlichen sagen, sie wollen das Publikum für den Schutz der Meere sensibilisieren.

Wie steht die Wissenschaft zu solchen Riesenaquarien? Halb so wild, sagt der Meeresforscher Michael Krützen. Aber nur, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

Michael Krützen

Michael Krützen

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Prof. Dr. Michael Krützen ist Evolutionsbiologe und Meeresforscher. Er lehrt an der Universität Zürich.

SRF: Wie sinnvoll ist so ein Ozeanium?

Michael Krützen: Grundsätzlich ist es sinnvoll, auch den Menschen in der Schweiz Zugang zum Meer zu verschaffen. Wenn man dafür Aquarien baut, auch in Ordnung. Aber es ist wichtig zu wissen, wo die Tiere herkommen, die in solchen Aquarien ausgestellt werden.

Am Projekt in Basel scheiden sich die Geister. Tierschützer sind strikt dagegen. Die Verantwortlichen des Zoos wollen so auf die Bedrohung der Weltmeere hinweisen. Was sagt der Wissenschaftler?

Wenn die Tiere aus Nachzuchten stammen, halte ich Aquarien für relativ unproblematisch.

Es wäre ideal, wenn die Tiere nur aus Nachzuchten aus der Gefangenschaft stammen.

Ich erinnere an die Delfin-Diskussion, die wir vor einiger Zeit auch in der Schweiz hatten. In der Nähe von Australien sind damals viele Tiere für Delfinarien in den USA und Mittelamerika gefangen worden.

Das Problem ist: Viele der gefangenen Tiere verenden, entweder direkt beim Fang oder auf dem Transport. Das ist nicht zu verantworten.

Visualisierung eines riesigen Aquariums, vor dem zwei Menschen knien.
Legende: Zum Niederknien? So soll es im Ozeanium aussehen, über das man in Basel im Mai abstimmt. Basler Zoo / nightnurse images, Zürich

Was heisst das nun konkret für das Basler Ozeanium?

Wenn Tiere für dieses Aquarium in der freien Wildbahn gefangen werden würden, hinge es davon ab, wo die Tiere herkommen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass den Tieren während des Transports etwas passiert?

Müssten Sie als Meeresbiologe nicht den Standpunkt vertreten, nur in der freien Natur sind die wilden Tiere wirklich frei?

Stimmt. Es stellt sich aber auch die Frage, was man mit dem Aquarium erreichen will. Gerade in Ländern ohne Zugang zum Meer können Aquarien helfen, die Menschen für bestimmte Themen zu sensibilisieren. Ich würde das nicht nur negativ darstellen.

Aber es ist ein kompliziertes Gefüge. Für grosse Meeressäuger sind relativ kleine Aquarien ganz bestimmt problematisch. Wenn es aber kleinere Fischarten sind, dann halte ich persönlich das nicht für so problematisch.

Der Mensch braucht also ein bisschen Exotik vor der Haustüre, um die Zusammenhänge des Ökosystems besser zu verstehen?

Das braucht nicht unbedingt Exotik zu sein. Wir könnten auch Sachen von hiesigen Gewässern ausstellen. Eine Kombination aus beidem wäre vielleicht gut. Das müssen die Macher aus Basel entscheiden.

Aber gerade für die Verschmutzung der Meere muss man die Leute sensibilisieren. Ich halte ein Ozeanium für einen möglichen Weg, das zu erreichen.

Das Gespräch führte Jonathan Fisch.

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