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Natur & Tiere Überleben im glühenden Sand

Bizarre Kalksteinskulpturen, ausgetrocknete Seen, schier unerträgliche Hitze – und skurrile Lebensformen, die dort ums Überleben kämpfen: Der fünfte Teil der Afrika-Serie von DOK führt in die Wüste Sahara.

Mit über neun Millionen Quadratkilometern bedeckt die Sahara fast ein Drittel Afrikas, darunter Teile von Ägypten, Libyen, Mali, Marroko und Tunesien. Sie reicht von der afrikanischen Atlantikküste bis zum roten Meer. In dieser grössten Wüste der Erde, wo glühende Temperaturen herrschen und kaum je Regen fällt, ist Leben kaum vorstellbar. Und doch bieten einige Tiere und Pflanzen den harschen Bedingungen erfolgreich die Stirn.

Naturgewalt aus Milliarden Körnchen

Obwohl nur etwa ein Fünftel der Sahara tatsächlich aus Sand besteht, können die teilweise eineinhalb Kilometer breiten Sandstürme gewaltige Verwüstungen anrichten und so ganze Karawanen verschwinden lassen, die noch heute auf Routen in Mali oder im Niger unterwegs sind.

Bizarre Gesteinsformen in der Wüste von Ägypten.
Legende: Bizarre Gebilde in Ägyptens weisser Wüste: Solche Kalkstein-Monolithe stammen aus der Zeit, als in der Sahara noch ein Meer wogte. Wind und Sand formten sie neu. Rupert Barrington / BBC / SRF

Die Tiere der Sahara mit der grössten Hitzeresistenz sind die Silberameisen. Ihr glänzender Körper reflektiert die niederbrennende Sonne, die Temperaturen von 70 Grad und höher erzeugt. Doch in der Mittagszeit können auch die Insekten nicht länger als zehn Minuten aus ihrem Bau. Bei 53 Grad Körpertemperatur sind auch ihre Grenzen erreicht – die Futtersuche muss deshalb äusserst schnell verlaufen.

Eine Prinzessin auf Partnersuche

In kühleren Gängen unterhalb der Oberfläche lebt der Nacktmull. In den engen Schächten kann sich das fast kahle Nagetier vorwärts und rückwärts gleichermassen gut bewegen. Ähnlich wie staatenbildende Insekten leben Nacktmulle in grossen Gemeinschaften, angeführt von einer Königin. Sie bleiben meist im schützenden Bau, nur selten wagt sich ein Tier an die Erdoberfläche – und wenn, dann nachts. Oft sind es «Prinzessinnen», die einen Partner suchen, um einen neuen Staat zu bilden.

Doch jedes Jahr ab April sieht man unerwartet viele Tiere in der Sahara: rund zwei Millionen Rauchschwalben. Auf ihrem Weg von den Winterquartieren nach Europa machen sie Halt an den wenigen Seen. Zwar ist das Wasser wegen des hohen Salzgehalts für die Zugvögel ungeniessbar. Doch die Abermillionen Fliegen an den See filtern es – und ihre Körper bilden ein wasserreiches Futter für die durstigen Schwalben.

Wassermangel als Herausforderung

Die Suche nach Flüssigkeit macht die Natur erfinderisch. Aus dem trockenen Boden gerissen, wird eine Staude durch die Wüstenlandschaft geweht. Die Äste der kugelförmigen Wüstenrose wirken abgestorben, doch die Pflanze lebt. Finden ihre Wurzeln nassen Untergrund, falten sich die eingerollten Äste binnen Minuten auseinander und der Regen lässt ihre Samenkapseln aufbrechen. Innerhalb weniger Stunden erblühen die ersten Keimlinge, bevor auch sie wieder austrocknen und auf den nächsten Regen warten – Jahrzehnte, wenn es sein muss.

Ein Berberaffe aus der Familie der Meerkatzenverwandten.
Legende: Der Berberaffe ist eine Makakenart aus der Familie der Meerkatzenverwandten. Tom Thurston / BBC / SRF

Ein Pillendreher-Weibchen macht sich unterdessen daran, frischen Dromedarmist an einen kühleren Ort zu bringen. Auf dem Kopfstand und mit den Hinterbeinen rollt der Käfer die Mistkugel vor sich her. Dummerweise sieht er nicht, wohin er seine Nahrung schiebt. Und einen Abhang mitsamt Proviant wieder hinauf zu krabbeln, kann sich im lockeren Sand schnell als Sisyphusarbeit entpuppen.

Der Klang des endlosen Sandes

Fast scheint es, als würden zeitweise auch die Dünen unter der Hitze leiden und wehklagen. Bei den extremen Temperaturen, wenn kein Tropfen Wasser mehr den Sand zusammenklebt, gleiten unzählige Sandkörner hinunter, versetzen die angrenzende Luft in Schwingungen und entlocken der Wüste ein tiefes, lautes Brummen, das über Kilometer zu hören ist.

Vor wenigen tausend Jahren war die Sahara noch ein fruchtbares Land. Doch davon zeugen heute nur noch versteinerte Bäume, steinzeitliche Tierdarstellungen, die Menschen in den Felsen von Messak Settafet gravierten – und Krokodile in den Kraterseen des Vulkans Waw an-Namus im südlichen Libyen. Die Echsen leben hier eingekesselt, mittlerweile von endloser Wüste umgeben.

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