Winzige Akrobaten - Springschwänze: Die unbekannten Alleskönner vor der Haustüre
Springschwänze machen den Boden fruchtbar, schillern in allen Farben des Regenbogens und katapultieren sich mit riesigen Sprüngen in Sicherheit. Eine Hommage an die unbekannten Überlebenskünstler vor unserer Haustüre.
Ohne sie wäre unser Ökosystem nicht, was es ist: Springschwänze spielen eine zentrale Rolle dabei, die Nährstoffe in den Böden für Pflanzen verfügbar zu machen. Es gibt sie in Tausenden von Arten auf dem ganzen Globus. Sie überleben bei minus 20 Grad, in der Höhle, in der Wüste.
Doch gerade jetzt im Herbst findet man sie auch vor der Haustüre: Es genügt, eine Handvoll Laub im Wald zu nehmen und über einem Blatt Papier oder einem Tuch auszuschütteln. Oder beherzt in den eigenen Kompost zu greifen, wie es «Einstein»-Moderatorin Kathrin Hönegger gemacht hat – und fasziniert war von der neuen Welt, die sich ihr eröffnet hat.
Eine Lupe hilft bei der Suche, denn Springschwänze sind nur wenige Millimeter gross. Manche sieht man auch von blossem Auge. Und im Zweifelsfall hilft der Stups-Test: Das fragliche Pünktchen sanft mit dem Finger anstupsen – wenn es sich wegkatapultiert, war es ein Springschwanz.
Springschwänze leben in den Gärten
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Springschwänze sind sehr anpassungsfähig und kommen in einer Vielzahl von Lebensräumen vor, auch in der Schweiz. Die Sechsfüsser leben unter anderem in Gärten und verzehren abgestorbenes Pflanzenmaterial. Dadurch wird der Boden wieder fruchtbarer, da wieder mehr Nährstoffe für Pflanzen zur Verfügung stehen.
In einer aktuellen Studie
haben Forschende einen sogenannten Kugelspringer untersucht, genauer den Dicyrtomina minuta. Früher wurden Springschwänze zu den Insekten gezählt. Heute gelten sie als eine eigene Klasse. Sie gehören wie die Klasse der Insekten zu den Hexapoden, also zu den Sechsfüssern. Der Name lässt es erahnen: Ihr Erkennungsmerkmal sind sechs Beine.
Springschwänze sind Stabhochspringer mit eingebautem Stab. Denn für ihren Sprung verwenden sie keine Beine, sondern ihre Sprunggabel. Diese ist am Ende des Körpers befestigt. Das Geheimnis hinter den gigantischen Sprüngen wurde erst kürzlich mit einer neuen Studie gelüftet, die Springschwänze mit einer Hochgeschwindigkeitskamera untersucht hat.
Der Absprung dauert etwa 1.7 Millisekunden. Danach vollführen Springschwänze durchschnittlich über 20 Rückwärtssaltos und hüpfen so über 60 Millimeter weit.
Das ist mehr als das 60-fache ihrer Höhe. Für Menschen wäre das ein Sprung aus dem Stand über das Bundeshaus. Und zwar nicht vom Bundesplatz aus, sondern ab dem Aareufer auf knapp 100 Meter Höhe.
Für die Landung haben die Springschwänze zwei Möglichkeiten: Sie halten sich mithilfe von zwei klebrigen Röhren am Boden fest. Oder sie verhalten sich wie ein Ball: Nach dem ersten Bodenkontakt spicken sie noch einige Male in die Luft.
Für den gesamten Sprung benötigen Springschwänze etwa 160 Millisekunden. Also ungefähr einen Wimpernschlag. So entkommen sie Fressfeinden wie Käfer, Spinnen oder Ameisen.
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