Wer hat die Feder erfunden?
Es waren die Dinosaurier. Das wurde zwar schon vermutet, ist aber erst seit den 1990er Jahren eindeutig belegt. Damals wurden in China zum ersten Mal Fossilien gefiederter Dinosaurier gefunden.
Der erste nachweislich federtragende Dinosaurier war der fleischfressende Yutyrannus, ein Vertreter der Theropoden. Wegen der grossen anatomischen Ähnlichkeit dieser auf zwei Beinen gehenden Theropoden und den Vögeln ist heute klar: Vögel sind die letzten überlebenden Dinosaurier.
Wozu waren die ersten Federn denn gut?
Es gibt verschiedene Theorien zur evolutionären Entstehung der Feder. Die ersten Federn taugten wohl nicht zum Fliegen, wohl aber zur Dämmung. Das wissen alle, die sich in Daunen betten oder eine Daunenjacke tragen.
Vögel halten ungeheuer tiefe Temperaturen aus – beispielsweise die Pinguine in der Antarktis, die bis zu minus 40 Grad aushalten können. Natürlich dienen Federn auch der Fortbewegung und damit dem Flug.
Wie lernten die Vögel fliegen?
In welche Richtung gingen einst die ersten Flattermanöver: vom Boden hoch oder runter vom Baum? Zurzeit dominiert die erste Hypothese. Das grosse Flattern ging wohl zunächst am Boden los. Und zwar beim so genannten Steigfluglaufen.
Wenn es bergauf ging, waren die ersten Federträger gegenüber Schuppen- und Fellträgern klar im Vorteil. Flatternd ging es in steilem Gelände einfach schneller vorwärts. Irgendwann hoben dann die ersten Flatterer ab. Das Fliegen war erfunden.
Fluguntauglich und trotzdem nützlich?
«Wann immer ich der Schwanzfeder eines Pfaus ansichtig werde, macht mich das ganz krank», schrieb Charles Darwin, der Begründer der Evolutionstheorie, in einem Brief im Jahr 1860. Die Frage, wozu es gut sein soll, wenn ein Vogel – wie der Pfau – zwar prächtige, aber höchst unpraktische Federn trägt, hat Darwin zunächst zur Verzweiflung und schliesslich zur entscheidenden Erkenntnis gebracht.
Die Erkenntnis, dass nicht allein die Stärke des Männchens sein Überleben und so die Weitergabe seiner Gene beflügelt. Sondern dass der Wettbewerb um Geschlechtspartner einen eigenständigen Evolutionsprozess antreibt, den die Weibchen steuern.
Die Weibchen wählen nämlich nicht primär den kräftigsten Partner, sondern jenen, der ihr am schönsten erscheint. Das bunte Federkleid der Männchen ist das sichtbare Resultat einer sexuellen Selektion durch das Weibchen
Warum mausern Vögel?
Vögel mausern, wenn ihr Federkleid abgetragen ist oder anderweitig geknickt – etwa nach einer Bruchlandung. Dann zupft sich der Vogel die alten oder kaputten Federn aus, damit neue nachwachsen können. Manche Vogelarten lassen sich Zeit beim Mausern, andere haben es eilig und sind – wie die Enten – für eine gewisse Zeit sprichwörtlich lahm. Wenn ein Greiftier nach ihnen langt, dann stossen Vögel blitzschnell ihre Federn ab. Dieser Reflex nennt sich Schreckmauser. Zurück bleibt ein Haufen Federn und ein halbnackter, aber heiler Vogel.
Was hat die Alphabetisierung mit Gänsen zu tun?
Vögel müssen Federn lassen, seit es den Menschen gibt. Hinter der menschlichen Gier nach tierischen Federn stecken unterschiedliche Motive. So wurden zum Beispiel im 19. Jahrhundert – im Rahmen der Alphabetisierung – in Europa extrem viele Gänse um ihre schönsten Federn gebracht. Aus diesen wurden Federkiele zum Schreiben hergestellt. Allein die Stadt Petersburg exportierte damals jährlich bis zu 27 Millionen Gänsekiele.
Warum wurden Vögel zu den ersten schützenswerten Tieren?
Der Vogelschutz ist eine der frühesten Tierschutzbewegungen. Die ersten Aktivistinnen haben sich anfangs des 20. Jahrhunderts zum Schutz der Vogelwelt zusammengetan. Damals wurden in der Mode extrem viele Federn verwendet – vor allem für Hüte, Stolen und Schmuck. Manchmal wurden sogar ganze Vögel auf die Kleider drapiert.
Es waren Frauen, die sich gegen diese Masslosigkeit zu wehren begannen. Mit dem ersten Weltkrieg versiegte das Geld für solch üppigen Schmuck und – wie in knappen Zeiten üblich – war wieder schlichte und praktische Mode angesagt.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Wissenschaftsmagazin, 12:40 Uhr, 31.12.2016