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Affe Cooper taucht und schwimmt im Pool (unkommentiert)
Aus Einstein vom 16.08.2013.
abspielen. Laufzeit 42 Sekunden.
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Natur & Tiere Menschenaffen lernen schwimmen und tauchen

Es sind die ersten Videos dieser Art: Menschenaffen, die schwimmen und tauchen können. Zwei Schweizer Forscher dokumentierten das bei einem Schimpansen und einem Orang-Utan in den USA. Zwei Tierarten, die bislang als wasserscheu galten.

In Zoos werden häufig Wassergräben angelegt, um Schimpansen, Gorillas oder Orang-Utans einzugrenzen. Denn diese Affenarten meiden tiefes Wasser, weil sie ertrinken würden. Die Wissenschaft ging davon aus, dass Menschenaffen nicht schwimmen können – ganz im Gegensatz zum Menschen – und somit lieber auf dem Trockenen bleiben.

Das Gegenteil scheint aber der Fall zu sein, was zwei Schweizer Forscher erstmals dokumentieren konnten. Der Schimpanse Cooper und der Orang-Utan Suryia sind in menschlicher Obhut aufgewachsen und scheinen richtige Wasserratten zu sein. Die Wissenschaftler konnten ihr Verhalten im Wasser untersuchen und auf Video festhalten: «Wir waren extrem überrascht, als Cooper in einem Schwimmbecken in Missouri unzählige Male unter Wasser tauchte und sich dabei sehr wohl zu fühlen schien», erzählt die Schweizer Evolutionsmedizinerin Nicole Bender. Einige Wochen nach seinen ersten Tauchgängen begann Cooper sogar an der Wasseroberfläche zu schwimmen.

Ähnliches Schwimmverhalten wie Menschen

Cooper tat dies mit Beinbewegungen, die stark an das menschliche Brustschwimmen erinnern. Das ist insofern interessant, als dass die meisten Landtiere sich im Wasser im Hundepaddel-Stil fortbewegen. «Das ist eine Fortbewegungsweise, die mit ihren Laufbewegungen an Land zusammenhängt. Sie übertragen instinktiv ähnliche Bewegungsabläufe vom Laufen auf das Schwimmen», erklärt der Evolutionsforscher Renato Bender.

Dass diese instinktiven Bewegungsabläufe bei Menschenaffen nicht vorhanden zu sein scheinen, könnte laut den Wissenschaftlern mit einer ausgeprägten Anpassung an das Baumleben zu tun haben. Die auf Bäumen lebenden Vorfahren der Menschenaffen hätten offenbar weniger Gelegenheit gehabt, sich auf dem Boden fortzubewegen. Sie entwickelten deshalb alternative Strategien, um kleine Flüsse zu überqueren. Beispielsweise durch Waten in aufrechter Haltung oder natürliche Brücken. Das führte schliesslich dazu, dass sie den Schwimm-Instikt, wie ihn viele Landtiere haben, verloren.

Ähnlich verhält es sich beim Menschen, der mit dem Menschenaffen nah verwandt ist und ebenfalls keine instinktive Schwimmfähigkeit mehr hat. Trotzdem ist der Mensch in der Lage, Schwimmen und Tauchen zu lernen. So wie auch die beiden Menschenaffen Cooper und Suryia, die bei Menschen aufgewachsen sind und bei denen Swimmingpool und erste Schwimmversuche deshalb zur natürlichen Umgebung gehörten.

Wann die Vorfahren des Menschen ihre ersten Schwimm- und Tauchversuche unternahmen, ist noch unbekannt. «Diese Frage dürfte nun mehr ins Zentrum der Forschung rücken», sagt Renato Bender. Und fügt an: «Noch stehen wir aber ganz am Anfang.»

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