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Puls Check Folgenschwere Epigenetik: Wie Eltern ihre Traumata vererben

Haben deine Vorfahren einen Krieg erlebt? Dann kann es sein, dass diese Erfahrung auf deiner DNA Spuren hinterlassen hat. Es werden Gene aktiviert oder deaktiviert. Dieser Prozess wird in der Wissenschaft «Epigenetik» genannt. «Puls Check» erklären euch, was das genau bedeutet.

Die DNA ist der Bauplan unseres Körpers. In jeder Zelle ist dieser identisch vorhanden. Aber je nachdem, welche Funktion eine Zelle hat, ob sie Gehirn, Herz oder Haar ist, sind andere Abschnitte des Bauplans relevant. Die Epigenetik regelt, welche Gene oder Gensequenzen bei der Reproduktion gelesen und welche nicht gelesen werden.

Der wichtigste Vorgang des Stummschaltens eines DNA-Abschnitts ist die Methylierung. Eine Methylgruppe, ein CH3-Molekül, dockt an die betreffende Stelle an und macht diese unlesbar.

Auch äussere Einflüsse können diese Methylierung auslösen. Bei Bienenlarven ist es das Füttern mit Gelée Royale, das aus identischen Larven statt Arbeitsbienen, Königinnen werden lässt. Diese sind deutlich grösser, legen bis zu 2000 Eier täglich und leben zwei Jahre. Die Arbeitsbienen leben 30 Tage und sind unfruchtbar.

Traumatische Erlebnisse können ebenfalls Methylierungen auslösen. Die Forscherin Isabelle Mansuy konnte nachweisen, dass als Jungtiere traumatisierte Mäuse ihr Leben lang anders auf Stress reagieren. Dieses Verhalten vererben sie über mehrere Generationen weiter.

Bei Menschen lassen sich die Methylierungen nachweisen. Jedoch ist es sehr schwierig, eine einzelne Ursache dafür zu finden. Eine Menschengruppe zu Forschungszwecken zu traumatisieren, geht aus ethischen Gründen nicht. Nachgewiesen ist, dass Folge-Generationen von Müttern, die im Zweiten Weltkrieg eine Hungersnot erlebt haben, zu Übergewicht neigen und häufiger an Angstzuständen leiden als Vergleichsgruppen, deren Mütter und Grossmütter keinen Hunger gelitten haben.

Die Spuren, die ein Trauma auf der DNA hinterlässt, können aber auch wieder gelöscht werden. Die Methylierungen, die Mansuys traumatisierte Mäuse oder deren Nachkommen aufweisen, lassen sich rückgängig machen.

Willi und Afreed führen euch durch die wichtigsten Erkenntnisse der Epigenetik und zeigen dir, wie traumatische Erlebnisse die DNA beeinflussen und über Generationen hinweg vererbt werden. Sie zeigen euch auch die positiven Folgen, die Methylierungen haben können, zum Beispiel, dass sich der positive Effekt eines gesunden Lebensstils auf der DNA nachweisen lässt.

Quelle

Puls, 20.02.2023, 21:05 Uhr ; 

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