Projektleiterin Lena Zimmer hat auf der Baustelle entweder ein Notebook in der Hand oder eine Maurerkelle. Mit dem Notebook gibt sie dem 3D-Drucker Anweisungen, mit der Maurerkelle glättet sie die Oberfläche der gedruckten Mauer, wenn der Drucker den Beton nicht sauber aufgetragen hat. Was immer wieder vorkommt.
Nach wenigen Minuten auf der Baustelle wird klar: Ohne menschliche Augen, welche die Arbeit des Druckers kontrollieren, geht beim 3D-Druck von Häusern nichts.
Aber es braucht nicht mehr viele: «Zu zweit kann man die Baustelle ganz gut managen», erklärt Lena Zimmer. Die junge Bauingenieurin arbeitet seit ihrem Masterstudium als Projektleiterin seit drei Jahren bei Peri 3D Construction.
Das Unternehmen plant druckbare Gebäude und erstellt die digitalen Pläne, ohne die kein 3D-Drucker seine Arbeit verrichten kann.
Die Baubranche ist sehr traditionell und konventionell geprägt. Da muss man zuerst zeigen, dass es wirklich funktioniert.
So einer ist derzeit in Heidelberg auf einer Baustelle etwas ausserhalb der Innenstadt in Aktion. Hier entstehen gleich drei Häuser in verschiedenen Grössen. «Dreihaus» heisst das Projekt. Es ist ein auf 3D-Druck optimiertes Gebäudekonzept, ein Leuchtturmprojekt, das die Möglichkeiten des 3D-Drucks demonstrieren soll.
Wiederholbarkeit als Schlüssel zum Erfolg
Beim 3D-Druck bewege sich die Branche derzeit an einer Schwelle von Pilotprojekten zur Serienfertigung, sagt Lena Zimmer. Und nur mit Serienfertigung, Wiederholbarkeit eines bereits für viel Geld geplanten Projektes, ergebe die Technologie Sinn und spare Kosten.
Zehn Prozent günstiger als die konventionelle Bauweise will das Unternehmen in Zukunft sein. Und schneller: Die Wände des ersten Hauses in Heidelberg waren in 26 Tagen fertig gedruckt. Neben Lena Zimmer und ihrem Kollegen half eine Studentin mit. Sie kann nach einer sehr kurzen Schulung den 3D-Drucker im Nebenjob bedienen.
Diese tiefe Ausbildungshürde in die 3D-Druck-Technologie kann für Baufirmen in Zeiten des Fachkräftemangels eine mögliche Lösung sein.
Chancen und Grenzen der Technologie
Grosse Chancen für den 3D-Druck sieht Lena Zimmer im Bau von kleinen und mittelgrossen Wohnhäusern. Grosse Industriehallen etwa liessen sich mit dem 3D-Drucker nicht effizient konstruieren.
Das Druckermodell, das in Heidelberg zum Einsatz kommt, druckt in der Breite maximal rund 13 Meter. Theoretisch sind grössere Anlagen möglich, dann sind die Kosten aber höher als die potenziellen Einsparungen durch die Technologie.
Lena Zimmer ist überzeugt, dass sich 3D-Druck etablieren kann als ergänzende Technologie, aber nicht als vollständiger Ersatz für herkömmliche Bautechnologien. Sicher nicht, solange sie nur vertikal bauen können, wie es heute der Fall ist – also Mauern bauen.
So sind denn auf der Baustelle in Heidelberg neben dem Dreierteam vom 3D-Drucker auch noch andere Menschen zu sehen, die beim bereits fertig gedruckten Haus nebenan arbeiten.
Maler, Elektriker und Sanitäre. Sie verrichten ihre Arbeit auf klassische Art und Weise, haben dank der gedruckten Mauern aber Erleichterungen: So müssen sie weniger oft zur Bohrmaschine greifen, weil der 3D-Drucker zum Beispiel Elektroleitungen bereits berücksichtige und entsprechende Aussparungen gedruckt hat.