Zum Inhalt springen

Emotionale Intelligenz So gut verstehen Computer uns Menschen

Emotionen spiegeln sich in unseren Gesichtern. Eine Software kann sie erkennen – oft sogar besser als die Menschen selber.

Ein Wettkampf Mensch gegen Maschine. Auf der einen Seite «Einstein»-Moderatorin Kathrin Hönegger, auf der anderen eine Software. Die Frage: Wer liest besser die Emotionen in menschlichen Gesichtern?

Jedes Detail analysiert

Den Wettkampf an der Universität Zürich überwacht die Psychologin Vera Hampel. Die Forscherin erläutert, was in der Maschine steckt:  «Die Software hat über sechs Millionen Videoinformationen von Gesichtern eingelesen. Der Algorithmus wurde an Gesichtern aus verschiedenen Kulturen getestet.»

Die Maschine sei in der Lage sehr viele Informationen gleichzeitig zu verarbeiten und erreiche dadurch eine hohe Leistungsfähigkeit.Der Wettkampf verläuft auf Messers Schneide. Am Schluss gewinnt die Maschine knapp. Das überrascht Vera Hampel wenig. Emotionserkennungsmaschinen seien mittlerweile ähnlich gut, wenn nicht besser als der Mensch.

Software, die bessere Chefin?

Anwendungen der Technologie werden schon erforscht. Das Start-up «Tawny» arbeitet an einer Software, welche die Arbeit managen soll. Die Vision: Künftig sollen Mitarbeitende nur so viel Arbeit auf den Tisch bekommen, wie sie gut bewältigen können.

Emotions-Tracker und Pulsuhr erkennen den Stresslevel einer Person und steuern dementsprechend die Arbeitslast. Das emotional intelligente Arbeits-Assistenzsystem kann so Mitarbeitenden die Aufgaben zuteilen, die zum jeweiligen Gemütszustand passen.

Heikler Datenschutz

Aber ist es überhaupt erstrebenswert, dass ein Computer so tief in das Seelenleben der Beschäftigten schaut? Der Datenschutz sei ein Problem, sagen kritische Stimmen. Vor allem dann, wenn die Software zur Überwachung von Mitarbeitenden verwendet würde.

«Eine Schreckensszenario wäre, dass die Menschen vor dem Rechner sitzen und das Gefühl haben, immer lächeln zu müssen, um dem System etwas vorzuspielen,» sagt der Wirtschaftspsychologe Jochen Menges von der Universität Zürich.

Die Software sei nur dann sinnvoll, wenn sie den Menschen hilft. Sobald es in Richtung Überwachung gehe, sei der Einsatz solcher Software problematisch, meint der Forscher.

 

Sendung: SRF 1, Einstein, 27.05.2021, 21:05 Uhr

Meistgelesene Artikel