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Sprache der Gefühle Machen Gefühle überall dasselbe Gesicht?

Vor 50 Jahren sammelte Paul Ekman Gesichtsausdrücke aus aller Welt. Seine Datenbank ist umstritten, aber bis heute im Einsatz – auch in Hollywood.

Die Vermutung, die Sprache der Gefühle sei universell, ist nicht ganz neu. Schon Charles Darwin war überzeugt: Gewisse Gesichtsausdrücke sind nicht erlernt, sondern angeboren. Und er hatte bemerkt, dass auch Primaten Mimik zeigen, die wie menschliche Gefühlsausdrücke aussehen.

Darwin deutete diese Beobachtung als weiteres Indiz für seine Evolutionstheorie. Doch seine Erkenntnisse zur Mimik waren umstritten. Denn in der Wissenschaft dominierte die Ansicht, dass nur die Kultur das soziale Leben bestimme und es keine global einheitlichen Gesichtsausdrücke gäbe.

Ein älterer Mann mit Bart.
Legende: Lächelt uns so das Glück an? Paul Ekman, Begründer einer Art «Weltdatenbank der Emotionen». Wikimedia / Momopuppycat

Auf Darwins Spuren

Vor gut 50 Jahren machte sich der junge Anthropologe und Psychologe Paul Ekman auf, Darwins These zu bestätigen, dass menschliche Gefühle universell und angeboren sind. Zu diesem Zweck bereiste er die ganze Welt: von Amerika über Asien bis zu den isoliertesten Völkern Amazoniens, Afrikas und Ozeaniens.

Dabei testete er den Ausdruck und die Wahrnehmung von sechs Schlüsselemotionen: Glück, Trauer, Wut, Angst, Überraschung und Ekel. Am prägendsten sei für ihn die Arbeit auf Neuguinea gewesen – mit Menschen, die keinerlei Kontakt zur Aussenwelt hatten: «Ich bin dorthin gegangen, weil ich den gemeinsamen Nenner des Menschseins erkennen wollte», so Ekman.

Datenbank der Emotionen

Von seinen langen Forschungsreisen kehrte Ekman mit erstaunlichen Ergebnissen zurück: Alle Kulturen der Welt drücken ihre Emotionen gleich aus. Paul Ekman analysierte daraufhin jahrelang systematisch jede sichtbare Bewegung der Gesichtsmuskeln und listete mehr als 10'000 Arten der Mimik auf.

So entstand ein universeller Katalog des emotionalen Ausdrucks: das sogenannte « Facial Action Coding System ». Auch wenn Kritikerinnen und Kritiker Ekmans Studien als allzu vereinfachend taxieren: Seine immens grosse Datenbank ist weltweit anerkannt und wird breit angewandt: von Hollywood über Geheimdienste bis zur Computerindustrie, die den Maschinen lehren will, den Menschen zu verstehen.  

Sendung: SRF 1, Einstein, 27.5.2021, 21:05 Uhr

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