Das Wichtigste in Kürze:
- Am 20. August 1977 startete Voyager 2 ihre Weltraummission.
- Als erste Sonde flog Voyager 2 bis zum Uranus und zu Neptun.
- An Bord der beiden Voyager-Sonden ist eine goldene Platte mit Musik und Bildern von der Erde.
Eine weite Reise
Kein menschliches Objekt hat es tiefer ins All geschafft als die beiden Voyager-Sonden. Voyager 2 trat am 20. August 1977 ihre Reise ins Weltall an, 16 Tage später folgte ihre Schwestersonde Voyager 1. 40 Jahre später senden sie noch immer wissenschaftliche Daten zurück zur Erde.
Und noch immer reisen die beiden Raumsonden weiter ins All hinaus. Sie bezeugen, was die Menschheit schaffen kann, wenn sie gut aufgelegt ist: Technologie, die unser Wissen erweitert – und unseren Horizont.
Neptun und noch weiter
Voyager 2 hat sich unterdessen über 17 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt – 115-Mal die Distanz der Erde zur Sonne. Sie besuchte als allererste Raumsonde die weit entfernten Planeten Uranus und Neptun.
Ihre Schwestersonde Voyager 1 entdeckte den ersten Vulkan ausserhalb der Erde. Das sind nur zwei Beispiele von zahllosen Entdeckungen in den vergangenen 40 Jahren.
Grosse Leistung mit Spatzenhirn
All das haben Voyager 1 und 2 mit einem Spatzenhirn geschafft. «Die Speicher unserer Bordrechner umfassen 8000 Worte. Nicht Gigabytes. Worte», sagte Ed Stone , der langjährige wissenschaftliche Leiter der Mission. Dagegen ist jedes Smartphone ein Supercomputer.
Trotzdem erkunden die Sonden noch immer neue Welten: Voyager 1 hat sogar das Sonnensystem verlassen und erforscht die unbekannte Zone des interstellaren Raums – grossartig, findet Ed Stone: «Es ist wundervoll, dorthin zu gehen, wo nie zuvor jemand gewesen ist.»
Die Batterien sterben, die Botschaft lebt weiter
Doch das Alter fordert seinen Tribut. Die Batterien der Sonden werden schwächer. Immer mehr Messinstrumente müssen abgeschaltet werden, um Strom zu sparen.
Auf Voyager 1 funktionieren noch vier von ursprünglich 10 Instrumenten, auf Voyager 2 noch fünf. Die Forscher hoffen, dass die Batterien noch bis 2030 halten. Aber selbst nach dem finalen Blackout haben die beiden wackeren Sonden noch eine Mission: als Botschafter der Menschheit.
Die Voyager-Sonden tragen je eine vergoldete Schallplatte mit sich. Darauf sind Musik, Bilder und Stimmen kodiert. Eine Skizze demonstriert ausserirdischen Findern, wie sie abgespielt werden kann.
Das erste Album mit World Music
Die Publizistin Ann Druyan war die kreative Direktorin des Projekts. Sie wählte mit einem Team die Töne und Bilder aus, die die Menschheit repräsentieren sollten. Druyan selbst steuerte die Cavatina aus Beethovens 13. Streichquartett zur Auswahl bei: «Beethoven schrieb das Wort Sehnsucht in sein Manuskript. Es fasst für mich den Kern der Voyager-Mission zusammen: Die Sehnsucht der Menschheit, ein Teil des Kosmos zu sein.»
Ann Druyan und ihr Team hätten es sich nicht leicht gemacht, erzählt der Raumfahrthistoriker William Macauley. Es sei ihnen bewusst gewesen, dass schnell der Vorwurf der USA-Lastigkeit erhoben würde, wenn sie bei der Auswahl nicht aufpassten.
«Die ausgewählte Musik würde man heute World Music nennen. Das Team hat die Musik aber zusammengestellt, noch bevor es World Music als eigentliches Genre gab», sagt Macaulay.
Keine Nackten und keine Pilzköpfe im Weltall
Auf die Platte haben es neben World Music und Beethoven auch ein gregorianischer Choral und Louis Armstrong geschafft. Die Beatles jedoch fehlen: Ihre Produktionsfirma verlangte von der Weltraumagentur NASA zu hohe Lizenzkosten.
Ein Foto eines nackten Paares wollte die NASA nicht mitschicken. Zu unschicklich. Immerhin können Ausserirdische ein zutiefst menschliches Geräusch hören, falls sie es tatsächlich schaffen, die Platte abzuspielen: einen Kuss. Nicht die schlechteste Botschaft von der Erde.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, 18.8.2017, 17.15 Uhr.