Zum Inhalt springen

50 Jahre Apollo 13 «Houston, wir haben ein Problem»

Der Funkspruch aus dem havarierten Raumschiff wurde zum geflügelten Wort – stimmt aber so nicht ganz. Was stimmt: Die Astronauten reagierten cool.

Kryptische Zahlenreihen auf den Bildschirmen im Mission Control Center in Houston und ein sehr, sehr kurzer Funkspruch aus dem Apollo-Raumschiff. Zeichen, die nichts Gutes erahnen lassen.

«Ok, Houston, wir hatten hier ein Problem», meldet Pilot Jack Swigert am 11. April 1970, 56 Stunden nach dem Start zur dritten Mondlandung. Arg knapp ist die Meldung. So knapp, dass Jack Lousma im Kontroll-Center Houston zurückfragen muss: «Hier ist Houston, könnt ihr das bitte nochmals sagen?» Jetzt antwortet der Kommandant, Jim Lovell: «Äh Houston, wir hatten ein Problem.»

Die Astronauten benutzen die Vergangenheitsform. Im Hollywood-Film «Apollo 13», ein Vierteljahrhundert später, wird's das Präsens sein. «Houston, wir haben ein Problem», erwidert Schauspieler Tom Hanks in der Rolle von Lovell – mitten im Desaster, weit draussen im All, aber völlig geerdet. Der Satz, in der Gegenwart formuliert, macht die astronautische Coolness noch einen entscheidenden Tick cooler.

Sauerstofftank explodiert

Egal ob Präsens oder Vergangenheit: Was die echten Astronauten vor 50 Jahren gefasst in wenigen Worten komprimieren, ist die Umschreibung eines grossen Problems. Nur Sekunden zuvor hat es im Raumschiff geknallt. Ein Tank mit flüssigem Sauerstoff ist explodiert und hat das Service-Modul beschädigt. Dort befinden sich unter anderem die elektrischen Systeme zur Lebenserhaltung der Astronauten.

An eine Mondlandung ist nicht mehr zu denken. Doch einfach umkehren, geht nicht. Weil unklar ist, in welchem Zustand sich das Haupttriebwerk befindet. Für den richtigen Schwung muss der Mond sorgen. Statt auf ihm zu landen, umrundet ihn das Raumschiff mit einem sogenannten Swing-By-Manöver, wird vom Gravitationsfeld des Mondes beschleunigt und Richtung Erde gelenkt.

Bauanleitung von der Erde aus

Damit ist das Raumschiff erst mal auf gutem Weg. Aber nicht das Leben der Astronauten. Denn die Ressourcen an Bord sind knapp. Die dreiköpfige Crew kann sich zwar vom havarierten Servicemodul in die unbeschädigte Mondlandefähre retten.

Dort ist die Kapazität des CO2-Absorbers aber nur darauf ausgelegt, die von zwei Männern ausgeatmete Luft zu reinigen. Jener beiden Männer, die mit der Fähre auf dem Mond landen sollten.

Jetzt basteln die Apollo-13-Astronauten um ihr Leben. Sie konstruieren einen Filter-Adapter, der ihnen die Luft zum Atmen sichert. Die Bauanleitung für diesen Do-it-yourself-Filter aus Schläuchen, Klebeband, Buchdeckeln, einer Socke und weiteren Materialien kommt von der Boden-Crew in Houston. Die weiss nämlich genau, welche basteltauglichen Gegenstände sich an Bord befinden.

Die Luft zum Atmen reicht, die Energie zum Fliegen auch. Am 17. April vor 50 Jahren landet die Apollo-13-Crew auf der Erde. Die drei Männer haben der Menschheit keine neuen Bilder vom Mond geschenkt. Dafür aber ein geflügeltes Wort. Egal, ob «Houston, wir haben ein Problem» oder «Houston, wir hatten ein Problem» – coole Hunde waren sie sowieso.

Meistgelesene Artikel