Fünf Jahre ist es her, dass ein Asteroid auf die Erde stürzte und im russischen Tscheljabinsk für Schäden und Verletzte sorgte.
Von einem Weckruf wurde damals gesprochen – niemand hatte den Asteroiden kommen sehen. Daraufhin wurden Initiativen wie der «Asteroiden-Tag» gestartet.
Es wurden Forderungen laut nach deutlich mehr Mitteln für die Früherkennung. Denn sie ist aufwändig und kostspielig. Und selbst wenn die Früherkennung funktioniert, gibt es ein weiteres Problem: Ob die bekannten Methoden zur Abwehr funktionieren würden, ist unklar. Denn keine der Methoden wurde bislang erprobt.
Meist harmlose Meteore
Das kosmische Bombardement findet die ganze Zeit statt, sagt Alan Harris, Professor am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin. «Staubteilchen oder Sandkörnchen erscheinen als Meteore am Himmel. Die kann man jede Nacht sehen.»
Es gibt aber auch richtig helle Feuerkugeln. Die können zehn Zentimeter oder bis zu einem Meter gross sein. Meist verglühen sie harmlos in der Atmosphäre.
Der Meteor von Tscheljabinsk hingegen war so gross wie ein Einfamilienhaus – der grösste Asteroid, der seit über 100 Jahren die Erde erreichte.
«Das war ein Weckruf!» sagt Harris. «Wir haben sehr wenig Erfahrung mit solchen Asteroiden. Es kann immer wieder vorkommen und sehr gefährlich sein.»
Doch der Weckruf drang nicht bis in die Politik, so Alan Harris. «Wir hoffen auf neues Geld. Vielleicht bekommen wir es nächstes Jahr, aber das ist nicht garantiert.»
Wir brauchen dringend Testmissionen.
Blosse Theorie
Das Problem: Noch immer ist unklar, was genau zu tun sei, wenn ein grosser Asteroid auf die Erde zurast. Für ein Objekt, das hunderte Meter oder gar mehrere Kilometer gross ist, gibt es zwar Ideen für Gegenmassnahmen. Aber nur in der Theorie.
Harris hat deshalb eine klare Forderung: «Wir brauchen dringend Testmissionen, um zu sehen, ob unsere Behauptungen, Erwartungen und Berechnungen stimmen.»
Sci-Fi in der Realität
Was sich die Forscher konkret ausgedacht haben, klingt abenteuerlich: Während der Asteroid mit hoher Geschwindigkeit auf die Erde zurast, müsste ihn eine Rakete punktgenau treffen – gewissermassen wie ein Rammbock.
So könnte der Asteroid minim von seiner Bahn abgelenkt werden. «Wenn wir das lange im Voraus machen, würde eine geringe Änderung der Umlaufbahn ausreichen, damit das Objekt an der Erde vorbeifliegt.»
Falls das schief gehen solle, wären Atomraketen zur Sprengung ein mögliches Notfallszenario. Das ist jedoch politisch umstritten. Und auch hier ist unklar, ob es überhaupt funktionieren würde.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Meteorit die Erde erreicht, ist klein. Zudem können grössere Asteroiden Jahre bis Jahrzehnte im Voraus entdeckt werden.
Der Forschung bleibt also wohl noch ein bisschen Zeit. Doch eine absolute Gewissheit gibt es in der Asteroidenforschung nicht.
Sendung: Radio SRF 4 News, Heute Morgen, 15.02.18, 07.45 Uhr