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Das erste Bild eines Schwarzen Lochs
Aus Wissenschaftsmagazin vom 13.04.2019. Bild: zvg / EHT-Kollaboration
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Astronomie Die weissen Flecken der Schwarzen Löcher

Das erste Foto eines Schwarzen Lochs: Die ganze Welt staunt. Auch die Experten. Doch sie planen schon die nächsten Schritte. Sie wollen bessere Bilder. Schärfere.

Heino Falcke gehört zu den Pionieren der Forschung. Er ist eine der treibenden Kräft hinter dem internationalen EHT-Forschungskonsortium, das dieses Bild jetzt möglich machte.

Heino Falcke

Heino Falcke

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Der deutsche Radioastronom lehrt als Professor an der Radboud-Universität Nijmegen. Falcke ist Mitglied des internationalen Forscherverbunds «Event Horizon Telescope» (EHT), dem die erste Aufnahme eines Schwarzen Lochs gelang.

SRF: Heino Falcke, jetzt haben Sie das erste Bild. Nach welchen Informationen suchen Sie darin?

Heino Falcke: Eine der grossen offenen Fragen ist, ob sich das Schwarze Loch selber dreht. Wenn es das nämlich tut, dann reisst es die Raumzeit mit sich und zwingt das Gas, von dem es umgeben ist, nochmal zu einer extra Bewegung.

Eigentlich ist das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstrasse unser Hauptziel.

Das ist ein ganz fundamentaler Effekt, den wir bisher noch nicht wirklich gesehen haben in der Nähe von Schwarzen Löchern. Dafür brauchen wir noch viel schärfere Bilder.

Wie wollen Sie zu diesen Bildern kommen?

Wir brauchen zusätzliche Teleskope. In Afrika haben wir noch kein einziges Teleskop. Das ist wirklich ein Loch in unserem Netzwerk. Wir zügeln daher jetzt ein bereits bestehendes Teleskop von Chile nach Namibia.

EHT-Teleskop

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Das Ereignishorizont-Teleskop EHT ist ein virtuelles Teleskop. Es setzt sich aus acht um den Globus verteilten Teleskopen zusammen. Dieses Netzwerk simuliert ein riesiges Teleskop, fast so gross wie die Erde, mit extremem Auflösungsvermögen.

Und mit besseren Bildern hoffen Sie, den Dreh-Eigenschaft des Schwarzen Lochs auf die Schliche zu kommen. Was verrät Ihnen dieser Spin?

Die Allgemeine Relativitätstheorie sagt, dass so ein Schwarzes Loch ein unglaublich einfaches Objekt ist. Es wird genau durch lediglich zwei Eigenschaften bzw. durch zwei Zahlen beschrieben: durch seine Masse und seine Drehgeschwindigkeit.

Man nennt das auch das «No-Hair Theorem»: «Schwarze Löcher haben keine Haare.»

Könnten Schwarze Löcher in der Realität haariger sind als in der Theorie?

Das ist die grosse Frage: Stimmt das? Ist damit wirklich alles gesagt? Oder sehen wir etwas, das doch noch weitere Parameter – neben Masse und Spin – erfordert. Wenn dem so wäre, dann wüsste man: Es braucht eine neue Physik.

Warum haben Sie M 87 beobachtet, also ein weit entferntes Schwarzes Loch. Mit dem Schwarzen Loch in unserer eigenen Galaxie, der Milchstrasse, hätten wir doch ein solches Objekt praktisch vor unserer Haustüre.

Eigentlich ist das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße schon unser Hauptziel. Es ist zwar 1000 Mal kleiner als M 87. Aber es ist 1000 Mal näher und entsprechend leichter zu sehen.

Ich möchte unglaublich gern mal so ein Schwarzes Loch aus der Nähe sehen.

Aber durch diese Nähe erscheint es auch unruhiger. Das Gas um das Schwarze Loch bewegt sich 1000 Mal schneller. Das Bild von unserem Schwarzen Loch kann sich daher sehr schnell verändern.

Das ist, als wollte man mit einem alten Fotoapparat, der acht Stunden Belichtungszeit braucht ein Kleinkind aufnehmen. Und das Kind wackelt und hibbelt auf dem Stuhl hin und her. Das gibt natürlich kein scharfes Foto.

Während das Schwarze Loch M 87 ruhig am Himmel sitzt wie ein dicker fetter Bär im Winterschlaf. Ein solches Loch kann man ganz in Ruhe aufnehmen.

Astronauten träumen davon, ihren Fuss irgendwann auf einen anderen Himmelskörper zu setzen. Träumt der Astrophysiker Heino Falcke davon, eines Tages in ein Schwarzes Loch zu springen?

Ich würde unglaublich gern mal so ein Schwarzes Loch aus der Nähe sehen. Wie es da brodelt und kocht. Wie das Licht abgebogen wird. Wie sich die Zeit verändert. Das scheint mir unglaublich faszinierend zu sein.

Aber wenn ich hineinspringe, kann ich ja nicht mehr erzählen, was ich dort erlebe. Und was nützt mir dieses Wissen, wenn ich es keinem erzählen kann

Das Gespräch führte Katharina Bochsler.

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