Es sieht aus wie ein pinker, fluffiger Teppich, dessen Fasern gemächlich im Wind wehen. Doch der Schein trügt. Was Forschende hier zum ersten Mal so detailliert sichtbar machen, ist alles andere als gemütlich: die äusserste Schicht der Sonnenatmosphäre, die Korona.
Die Korona ist mehrere Millionen Grad heiss – deutlich heisser als die Sonne selbst – und äusserst dynamisch. Von ihr gehen Sonnenstürme und Massenauswürfe aus, die das Weltraumwetter massgeblich beeinflussen. Auffällige Erscheinungen in der Korona sind auch Protuberanzen: grosse, leuchtende Bögen oder Schleifen aus Plasma, die sich weit über die Sonnenoberfläche hinaus erstrecken. Manchmal lässt sich sogar eine Art Regen beobachten: Plasma, das abkühlt und wieder auf die Sonne zurückfällt.
Die Vorgänge in der Korona faszinieren die Wissenschaft seit Jahrzehnten und sind noch immer grösstenteils ein Rätsel. Die neue Teleskoptechnik erlaubt Strukturen jenseits des Sonnenrands mit einer Auflösung von nur 63 Kilometern abzubilden und soll eine neue Ära in der Sonnenforschung einläuten.
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Bild 1 von 3. Standbild aus einem Video: Bei der Sonnenprotuberanz «tanzt» das Plasma mit dem Magnetfeld der Sonne. Alle Videos wurden vom Goode Solar Telescope am Big Bear Solar Observatory mit dem neuen adaptiven Optiksystem Cona aufgenommen. Sie zeigen Wasserstoff-Alpha-Licht, das vom Sonnenplasma ausgestrahlt wird und sind künstlich eingefärbt. Bildquelle: Schmidt et al./NJIT/NSO/AURA/NSF.
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Bild 2 von 3. Das 1,6-Meter-Goode-Solarteleskop (GST) in Big Bear Lake, Kalifornien, bei der Beobachtung der Sonne. Das GST ist das zweitgrösste Sonnenteleskop der Welt und beherbergt mehrere Instrumente, mit denen Wissenschaftler das Licht der Sonne analysieren, um Rückschlüsse auf physikalische Prozesse in der Sonne zu ziehen. Bildquelle: Sergey Shumko.
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Bild 3 von 3. Das koronale adaptive Optiksystem Cona am Goode-Sonnenteleskop. Der schwarze quadratische Kasten in der Mitte, der das Sonnenlicht reflektiert, ist der adaptive Spiegel, der die Bilder der Sonne korrigiert. Bildquelle: Dirk Schmidt.