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Historischer Weltraumflug Nasa-Astronauten fliegen wieder ins All mit Raketen von Elon Musk

Den Nationalstolz bewahren und nicht mehr von Russland abhängig sein für bemannte Flüge zur ISS: Das will die Nasa mit ihrer neusten Mission. Dafür setzt sie auf private Anbieter wie Elon Musks SpaceX.

Am Mittwochabend werden sich die Augen der Amerikaner auf ihren Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida richten. Von dort sollen erstmals wieder Astronauten aufbrechen ins All. Eine neunjährige Durststrecke ginge damit zu Ende, während der die USA an den Boden gefesselt oder auf Mitfluggelegenheiten bei den Russen angewiesen waren.

Als Retter des amerikanischen Nationalstolzes soll die kalifornische Firma SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk fungieren. Seit neun Jahren fliegen deren «Falcon-9»-Raketen routinemässig ins All.

Auf ihrer Spitze tragen sie die «Dragon»-Kapseln Richtung Raumstation. An Bord: Wasser, Nahrung und neue Experimente.

Astronauten als Nutzlast

Das alles funktioniert so gut – was läge näher, als mit der «Dragon» auch Astronauten in den Orbit zu fliegen? Und so macht sich nun eine weiterentwickelte Version startklar, die «Crew Dragon». Sie sieht im Wesentlichen so aus wie ihr unbemanntes Gegenstück, und sie funktioniert auch so.

Nur falls sie nicht funktioniert, soll künftig die Sicherheit der Astronauten oberstes Gebot sein. Geht beim Start etwas schief, wird sich die Mannschaftskapsel blitzschnell von der Rakete trennen.

Bei einem Startabbruch würden fünf Sekunden lang spezielle Notfalltriebwerke an der «Crew Dragon» brennen. Sie sollen das Raumschiff aus dem Gefahrenbereich der Startplattform heraustragen.

Nasa setzt auf privaten Anbieter SpaceX

Nach Brennschluss öffnen sich Fallschirme. Und nach ungefähr zwei Minuten wassert die Kapsel – möglichst unversehrt – vor der Küste Floridas. Dies ist das Notfallszenario. Und genauso soll das Raumschiff auch nach seiner regulären Mission aus dem All zurückkehren.

Für Amerikas bemannte Rückkehr ins All arbeiten SpaceX und die Nasa zusammen. Die Nasa schickt zwei erfahrene Astronauten und Testpiloten der US Air Force ins Rennen. Ausserdem stellt die Raumfahrtbehörde die Startplattform am Kennedy Space Center.

Von « Falken» und «Drachen»

SpaceX hat – neben der bewährten Transportrakete «Falcon 9» – seinen unbemannten «Dragon»-Frachter weiterentwickelt zu einem bemannten Raumschiff, das wiederverwendbar sein soll.

Der unbemannte Testflug der «Crew Dragon» im vergangenen Jahr war ein Erfolg. Dennoch will die Nasa überzeugt werden, bevor sie ihre Astronauten endgültig einem Privatanbieter überlässt.

Die USA sind von Russland abhängig

«Nach der Landung werden wir die Mission auswerten», sagt Jim Bridenstine, der Chef der amerikanischen Raumfahrtbehörde. Dann werde die Nasa entscheiden, ob sie im Herbst mit dem regulären Crewtransport durch «Dragon»-Kapseln zur ISS beginnen werde.

Vielleicht wird sie aber auch mit den Russen über mindestens einen weiteren Sitz an Bord ihrer «Sojus»-Kapsel verhandeln müssen, um zur Raumstation zu gelangen.

So sehr Amerika auch die Abhängigkeit von russischen Raketen verhasst ist – die Nasa will nicht den Fehler machen, sich zu früh auf die privaten Weltraumneulinge im eigenen Land zu verlassen.

Hochfliegende Ziele

Denn eine andere Kapsel hatte bei ihrem unbemannten Testflug im vergangenen Jahr ihr Ziel verfehlt: Der «Starliner» des Luft- und Raumfahrtkonzerns Boeing hatte die ISS erst gar nicht erreicht. Die Tür zu Mitfluggelegenheiten bei den Russen will der Nasa-Chef also nicht endgültig zuschlagen.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Wissenschaftsmagazin, 23.05.2020, 12:40 Uhr

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