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Marsroboter «InSight» Nasa-Sonde landet auf dem Mars – um die Erde zu erforschen

Ein halbes Jahr war sie unterwegs: Heute Abend landet die Nasa-Sonde «InSight» auf dem Mars. Sie soll mit Schweizer Technik das Innenleben des Planeten erforschen.

Dadurch hoffe man auch mehr über die Erde zu erfahren, sagt Wissenschaftsredaktorin Katharina Bochsler.

Katharina Bochsler

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Katharina Bochsler ist Wissenschaftsredaktorin bei Radio SRF 2 Kultur und arbeitet als Psychotherapeutin.

SRF: Die heutige Marslandung von «InSight» ist eine heikle Angelegenheit. Warum?

Katharina Bochsler: Die Landung ist ein extremes Bremsmanöver. Um bei der Landung intakt zu bleiben, muss die Sonde von 20'000 km/h auf Null abbremsen – und zwar in sechseinhalb Minuten.

Während des Sinkflugs zur Marsoberfläche ist «InSight» extremen Temperaturen und Kräften ausgesetzt. Spezielle Düsen und ein Fallschirm sorgen dafür, dass der Marsroboter sanft landet und nicht zu Trümmern zerschellt.

Wenn alles gelingt, geht «InSight» an die Arbeit. Was hat die Sonde auf dem Mars zu tun?

«InSight» soll Mars den Puls und die Temperatur fühlen. Ein Schlagbohrer rammt sich bis zu 5 Meter in den Marsboden hinein. Dabei wird die Temperaturveränderung in verschiedenen Tiefen gemessen.

Ein Seismometer misst die Marsbeben, also «Erdbeben» auf dem Mars. Dieses Seismometer wurden von der ETH Zürich und dem Schweizerischen Erdbebendienst entwickelt. Dieser ist nun also auch kosmisch tätig.

Warum interessieren sich die Forscher überhaupt für den Mars?

Der Mars ist neben Merkur, Venus und Erde einer der vier Gesteinsplaneten im Inneren unseres Sonnensystems. Alle vier Planeten sind vor 4,5 Milliarden Jahren aus demselben Material entstanden. Ihr Schicksal aber war sehr unterschiedlich.

Das sieht man von blossem Auge: Der Mars ist etwa ein roter, toter Planet. Die Erde ist blau und lebendig.

Der Mars ist ein roter, toter Planet. Die Erde ist blau und lebendig.

Die Erde hat sich seit ihrer Entstehung stark verändert. Die Kontinentalplatten sind ständig in Bewegung und die ursprüngliche Gestalt der Erde wurde vielfach überschrieben.

Der Mars hingegen hat sich in den letzten etwa 3 Milliarden Jahren kaum verändert. Für die Forscher sind der Mars und sein Inneres daher eine Art Zeitkapsel.

Wenn man sie öffnet, so die Hoffnung der Forscher, erfährt man auch Neues über die Geschichte der Erde: Wie sie entstanden ist, wie sie einmal war und wie sie sich gewandelt hat.

Auf welche Befunde sind die Forscherinnen und Forscher besonders gespannt?

Eine grosse Frage ist, ob der Kern des Planeten flüssig oder fest ist. Man kann nicht genug tief bohren, um das direkt festzustellen. Aber das Zusammenspiel von Mars und dessen Mond Phobos kann etwas über die Natur des Kerns verraten.

Je flüssiger der Kern, desto formbarer ist der Planet.

So wie unser Mond mit seiner Gravitationskraft die Erdoberfläche anzieht, so zieht auch der Marsmond an seinem Planeten. Das Ausmass der Bewegungen der Planetenoberfläche verrät viel über die Konsistenz des Innern.

Je flüssiger der Kern, desto beweglicher und formbarer ist der Planet. Starke Hebungen und Senkungen der Oberfläche im Rhythmus des Mondes sind folglich ein Indiz für einen weichen Kern.

Wann sind die ersten Resultate von «InSight» zu erwarten?

Nach dem rasanten Ritt zum roten Planeten geht’s erstmal gemächlich weiter. Der «InSight»-Roboter wird sich in den nächsten Monaten in aller Ruhe für seine Arbeit bereit machen.

«InSight» testet und fotografiert die Umgebung und sucht für seine beiden wichtigsten Geräte, den Seimsografen und den Schlagbohrer, den besten Standort aus.

Eine Sonde auf der Planetenoberfläche, mit Bohrloch in die Tiefe.
Legende: So soll «InSight» aussehen, wenn sie sich an die Arbeit macht. Keystone / NASA

Erst dann wird er die beiden mit seinem Roboterarm behutsam ergreifen und sanft auf den Marsboden stellen. Damit diese im neuen Jahr wohlbehalten die ersten Daten zur Erde rieseln lassen können.

Das Gespräch führte Beatrice Kern.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 26.11.2018, 17:20 Uhr

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