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Rekord bei Erdrotation Die Erde legt einen Zahn zu

Die Erde dreht sich plötzlich ein wenig schneller. Kein Grund zur Sorge, es sei denn, Sie sind Programmiererin.

Ein Tag hat 24 Stunden, oder genauer 86'400 Sekunden. So lange dauert eine Drehung der Erde um die eigene Achse. Aber die Erde dreht sich nicht immer gleich schnell – die Tage werden dadurch immer ein wenig länger.

Warum die Erde sich nicht immer gleich schnell dreht

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Dadurch, dass in der Erde alle möglichen Massen in Bewegung sind, ändert sich auch die Rotation immer ein klein wenig. Vor allem das Wasser in den Ozeanen und die Luft in der Atmosphäre spielen dabei eine Rolle: Mal schmilzt ein Gletscher weg, mal gibt es ein besonders grosses Hochdruckgebiet – und auch der Mond bremst immer ein wenig durch die Gezeitenkräfte, die das Wasser auf der Erde hin- und her schieben. Die Tage auf der Erde werden dadurch immer ein wenig länger.

Seit 2020 zeigen Messungen, dass die Erde sich an einigen Tagen wieder schneller dreht. Der letzte schnellste Tag seit es hochgenaue Zeitmessungen gibt, wurde am 29. Juli 2022 gemessen. Dieser Tag war 1.59 Millisekunden kürzer – Mitternacht kam also um 0,00159 Sekunden schneller.

Über die Ursachen rätselt die Wissenschaft. «Es gibt verschiedene Vermutungen», sagt Geodätin Daniela Thaller vom Bundesamt für Kartografie und Geodäsie in Deutschland. «Etwa die Verlangsamung der Ozeanverlagerungen durch Veränderungen im Golfstrom oder das Abschmelzen der Eiskappen».

Eistänzerin
Legende: Die Erde als Eiskunstläuferin Zieht sie die Arme an – also näher an ihre Rotationsachse – wird sie schneller. Genauso wird die Erde langsamer, wenn die Polkappen schmelzen und das Wasser von den Polen wegfliesst. Imago

Beunruhigend ist das für die Forschergemeinschaft maximal wegen der Computersysteme (Box). «Sonst wird das niemand merken und es gibt sogar Forschungen, die besagen, dass die Tage vor Jahrmillionen schon mal nur 21 Stunden lang waren», so Daniela Thaller.

Das Problem mit der Schaltsekunde

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Wir messen die Zeit mit Atomuhren, also Uhren, in denen Atome schwingen – und zwar immer gleich schnell. Die Atome werden nicht langsamer, die Erdrotation aber schon. Damit Atomzeit und Sonnenzeit nicht auseinanderlaufen, braucht es alle paar Jahre eine Korrektur: Eine Schaltsekunde wird eingefügt. Diese zusätzliche Sekunde kann Computer aus dem Takt bringen.

Wegen Schaltsekunden sind schon Webseiten abgestürzt, Satelliten fast unlenkbar geworden und blockierten einmal die Computer einer Fluggesellschaft. Mittlerweile haben die Systeme gelernt, mit dieser positiven Schaltsekunde umzugehen. Wenn jedoch in Zukunft plötzlich eine negative eingefügt wird – also eine Sekunde herausgenommen wird, um die Tage der Atomuhr in den kürzeren Takt der Erdrotation zu bringen – könnte das erneute Probleme schaffen.

 

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