3I/ATLAS macht dieser Tage wieder Schlagzeilen. Weil der Komet am Freitag der Erde so nahe kommt, wie er es nie wieder tun wird. 3I/ATLAS ist kein «gewöhnlicher» Komet. Er ist ein interstellarer Komet, stammt also nicht aus unserem Sonnensystem. Und er verleitet Forschende zu völlig neuartigen Beobachtungstechniken.
Die Entdeckung
Am 1. Juli 2025 identifiziert das Teleskop des Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System (ATLAS) in Río Hurtado, Chile, den Kometen. Seine Flugbahn weckt den Verdacht, dass er aus dem interstellaren Raum stammt. «Das hat mit der Geschwindigkeit solcher Objekte zu tun» erklärt Martin Rubin, Kometenforscher von der Uni Bern. «Interstellare Objekte sind viel zu schnell, als dass sie aus unserem Sonnensystem kommen, oder in unserem Sonnensystem entstanden sein könnten.» 3I/ATLAS rast mit bis zu 70 Kilometern pro Sekunde vorbei. Für die Strecke Bern – Zürich braucht er eineinhalb Sekunden. 3I/ATLAS ist erst das dritte bestätigte interstellare Objekt überhaupt, was sich auch in seinem Namen durch «3I» widerspiegelt.
Die erste Überraschung
Seit seiner Entdeckung arbeiten Forschende daran, die Flugbahn des Kometen vorherzusagen. Und sind dabei sehr innovativ. 3I/ATLAs ist dem Mars sehr nahe kommen. Viel näher als der Erde. Also versuchten sie, den Kometen mit der Kamera des «ExoMars Trace Gas Orbiters» einzufangen, der den Mars umkreist. Ein kühnes Unterfangen. «Wir hatten keine Ahnung, ob es klappt», erzählt Nicolas Thomas, Professor für experimentelle Physik an der Uni Bern.
Er und sein Team hatte anfangs Oktober nur zwei Beobachtungsfenster von je 30 Minuten, um 3I/ATLAS zu beobachten. Und das mit einer Kamera, die gebaut wurde um die helle Marsoberfläche zu fotografieren. Nicht einen lichtschwachen Kometen im All, mit all den Sternen im Hintergrund.
Es funktioniert, und sogar überraschend gut. Dank der Daten der Marskamera CaSSIS kann die Flugbahn um ein Zehnfaches genauer berechnet werden. Das ist eindrücklich.
Gerade noch rechtzeitig stehen die Mars-Daten zur Verfügung, um damit die Raumsonde «Juice», zu füttern.
Die zweite Überraschung
Juice, der Jupiter Icy Moons Explorer kommt 3I/ATLAS zwar nicht ganz so nahe, beobachtet den Kometen aber kurz nach dessen grösster Annäherung an die Sonne. Hier ist der Komet besonders aktiv, denn die Sonne lässt sein Eis verdampfen. Und damit kann der Komet besser untersucht werden. Die meisten Daten von Juice werden erst im Februar 2026 erwartet. Einen ersten Eindruck aber liefert Juice. Er zeigt einen leuchtenden Gas-Halo um den Kometen – die sogenannte Koma. Auch ein Hinweis auf zwei Schweife ist sichtbar.
So sieht Juice 3I/ATLAS
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Bild 1 von 2. Die Sonde Juice fotografiert den Kometen mit ihrer «onboard Navigation Camera» NavCam. Sie ist keine hochauflösende Kamera für wissenschaftliche Zwecke, sondern soll Juice nach seiner Ankunft im Jahr 2031 bei der Navigation zwischen Jupiters eisigen Monden zu unterstützen. Bildquelle: ESA.
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Bild 2 von 2. Der sogenannte Plasmaschweif, der aus elektrisch geladenem Gas besteht, erstreckt sich nach oben im Bild. Möglicherweise ist auch ein schwächerer Staubschweif zu sehen, der aus winzigen festen Partikeln besteht und sich nach links unten erstreckt. Bildquelle: ESA.
Natürlich wird 3I/ATLAS auch von der Erde und von erdnahen Teleskopen und Spektrometern beobachtet. Und auch diese Daten überraschen: «Man hat typische Kometengase beobachtet. Aber, anders als bei den meisten Kometen, auch sehr viel Nickel in Gasform. Und das bei Distanzen, wo man das nicht erwartet», erklärt Martin Rubin. Um dies zu erklären brauche es noch weitere Beobachtungen, auch von anderen Kometen.
Die einmalige Gelegenheit
Nun also ist 3I/ATLAS am nächsten zur Erde. Wer es schafft, einen Blick auf den interstellaren Besucher zu werfen, kann sich danach sicher sein: das war einzigartig. 3I/ATLAS wird unser Sonnensystem für immer verlassen.