Es geht um die Zeit um 100 bis 200 Millionen Jahre nach dem Urknall. Damals entstanden die ersten Sterne im Universum und brachten Licht ins Dunkle.
Sterne sind Fusionskraftwerke, die Wasserstoff zu Helium verschmelzen. Doch irgendwann ist bei jedem Stern der Brennstoff aufgebraucht. Für die grösseren Sterne bedeutet das: Sie explodieren – man nennt das eine Supernova. Auch das passierte schon in dieser frühen Periode des Universums, vor 13.5 Milliarden Jahren.
Eine neue Studie kommt nun zum Schluss: In den Explosionswolken der ersten Sterne soll auch erstmals Wasser entstanden sein. Forschende in England und den Vereinigten Arabischen Emiraten haben dafür die physikalischen Zustände im frühen Universum simuliert.
Wasser im Kosmos deutlich früher als bisher gedacht
Einer der Autoren, Muhammad Latif von der United Arab Emirates University, erzählt gegenüber SRF, wie überraschend diese Erkenntnis war. Denn bisher sei man davon ausgegangen, dass Wasser erst zur Zeit der ersten Galaxien entstanden sei, ca. 700 Millionen Jahre nach dem Urknall.
Theoretisch könnten sich bewohnbare Planeten schon vor 13.5 Milliarden Jahren gebildet haben.
Um das in einer vertrauteren Zeitskala auszudrücken: Wäre unser Universum bloss einen Tag alt, dann wäre Wasser schon ungefähr eine Viertelstunde nach dem Urknall entstanden – nicht erst eine gute Stunde später wie bisher gedacht.
Laut den Berechnungen entstand bei Sternexplosionen nebst Wasserstoff auch Sauerstoff. An gewissen Orten in der Explosionswolke dürften sich Gasklumpen gesammelt haben, wo Sauerstoff die richtigen Bedingungen vorfand, um mit Wasserstoff zusammen Wassermoleküle zu bilden. Im Verhältnis habe es in diesen Wolken ähnlich viel Wasser wie heute in unserer Milchstrasse gegeben, sagt Latif.
Bewohnbare Planeten schon vor 13.5 Milliarden Jahren?
Was bedeutet das für Leben im All? Hier wird es spekulativ. Latif sagt, es gebe Hinweise, dass sich genau in diesen wasserreichen Gasklumpen später auch die ersten Planeten gebildet hätten – grosse Planeten mit flüssigem Wasser.
Er arbeitet nun an Berechnungen, die diese Vermutung stützen. «Theoretisch könnten sich bewohnbare Planeten schon vor 13.5 Milliarden Jahren gebildet haben», so Latif. Er will diese Behauptung mit weiteren Berechnungen stützen.
Einige seiner Kolleginnen und Kollegen versuchen zudem, mit Experimenten zu beweisen, dass zu dieser Zeit schon Wasser existierte. Mit Teleskopen, die tief in den Kosmos blicken, wäre das theoretisch möglich.
Zeithorizont erweitert
Die Fachwelt reagiert positiv auf die Studie. Volker Bromm von der University of Texas hält die Erkenntnisse für glaubwürdig. Hier werde plausibel gezeigt, dass die Bedingungen für Wasser schon zur Zeit der ersten Sterne günstig waren.
Bromm kann sich auch gut vorstellen, dass in den Gasklumpen nach Sternexplosionen nicht nur Wasser, sondern später auch die ersten Planeten entstanden seien. Demnach könnte es bewohnbare Planeten schon vor 13.5 Milliarden Jahren gegeben haben.
Bis vor Kurzem habe man gedacht, dass die Bedingungen für Leben erst nach einigen Milliarden Jahren günstig gewesen seien. Nun verschiebe man diesen Zeithorizont dramatisch nach vorn, so Bromm, falls sich die neuen Erkenntnisse bestätigen. Es würde in diesem Fall also wahrscheinlicher, dass die Erde nicht der erste und einzige Ort ist, auf dem Leben entstand.