Chatprotokoll
Guten Abend. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) und Schweizer Konsumentenzeitschriften machten widerholt auf Verunreinigungen durch Pyrrolizidinalkaloide (PA) in Tees aufmerksam. Bis jetzt besteht weder eine Kontrollpflicht noch ein gesetzlicher Höchstwert, wie dies das BfR in Deutschland fordert. Welches Risiko besteht beim Konsum von 4 Portionen Pfefferminztee täglich Ihrer Ansicht nach? vielen Dank
Martin Wilks: Guten Abend. Ist eigentlich nicht unser Thema heute, und lässt sich auch nicht direkt beantworten, da der PA-Gehalt natürlich variieren kann. Man kann aber davon ausgehen - auch nach Meinung des BfR - dass er so niedrig sein sollte, dass keine Gesundheitsschäden zu erwarten sind. Allerdings ist da auf europäischer Ebene noch Handlungsbedarf, damit man sich auf Grenzwerte einigen kann, die dann auch eingehalten werden.
was nützt es, wenn ich im Takeaway kein Plastikgeschirr nutze? Das wird doch deswegn nicht weniger hergestellt.
Alexandra Kroll: Ihren Blickwinkel als Einzelperson kann ich gut nachvollziehen. Ich denke aber, dass jede Entscheidung, die auch kommuniziert wird - und das tun Sie automatisch, wenn Sie beim Kauf Plastikgeschirr ablehnen oder nach einer Alternative fragen - dazu beiträgt, dass weniger Plastik zum Einsatz kommt. In sofern, denke ich, können wir jede Kaufentscheidung auch als Meinungsäusserung betrachten, egal, umd welchen Kauf es sich handelt.
Welchen Anteil hat Reifenabrieb aus dem Strassenverkehr am Mikroplastik in Böden, Luft, Wasser?
Alexandra Kroll: Reifenabrieb wird bisher nicht standardmässig in die Definition "Mikroplastik" mit einbezogen, hierzu gibt es unterschiedliche Argumente. Reifen werden heute i.d.R. aus synthetischem Gummi/Polymeren hergestellt, jedoch sind diese mit anderen Materialien je nach (patentierter/geschützter )Zusammensetzung vermischt und werden beim Abrieb auf Asphalt mit Asphalt, Abgasen und anderen Ablagerungen auf dem Asphalt verklebt. Der Anteil an polymerbasierten Partikeln im Bereich unter 5 mm (wo Mikroplastik beginnt) ist sehr unterschiedlich. Umfangreiche Datensätze gibt es bisher nicht. Messungen sind Teil aktueller Forschungsprojekte, an denen auch das Oekotoxzentrum beteiligt sind. Modelle sagen voraus, dass der Hauptanteil an Strassenrändern zu finden sind aber auch in anderen Bereichen hohe Anteile erwartet werden können.
Hat Mikroplastik Einfluss auf die Fruchtbarkeit?
Martin Wilks: Mikroplastik besteht aus vielen verschiedenen Substanzen, die auch die verschiedensten Wirkungen haben, allerdings als Einzelsubstanzen und dann in hohen Dosen im Tierversuch. Es ist nicht bekannt, dass Mikroplastik selbst Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit hätte.
Ich verstehe die ganze Aufregung um die früher gratis Säcklein bei den Grossverteilern nicht. Wie sollen die von der Schweiz aus ins Meer gelangen?
Andreas Schärer: Das Problem ist, dass die Säcklein eben leider oft in der Natur landen. Es geht auch um unsere direkte Umwelt. Zudem baut sich Plastik nur sehr sehr langsam ab und zerfällt in Mikroteile, die auch in die Atmosphäre gelangen. Weiter besteht, das Problem, dass Plastikabfall zu einem grossen Teil zur Weiterbearbeitung exportiert wird. Leider auch aus der Schweiz. Somit ist beste Konzept, gar nicht erst Plastikabfall zu generieren.
Wenn ich den Zug nehme, fallen mir am Perron immer die zigtausend Zigarettenstummel auf den Gleisen auf. Zusammen mit dem Bremsstaub der einfahrenden Züge müsste das ein Giftcocktail erster Güte sein. Was weiss man darüber? Und hilft die Maskenpflicht auch dagegen?
Martin Wilks: Das ist schon sehr ärgerlich, da gebe ich Ihnen völlig Recht und natürlich ist Tabak ein Chemikaliencocktail der verschiedensten Substanzen. Nikotin ist übrigens eine der toxischsten natürlichen Substanzen, die wir kennen. Eine Maske braucht es aber nicht, da die Stoffe eher nicht flüchtig sind und man dementsprechend keine hohen Mengen einatmen.
In Deutschland hat es einmal ein Projekt gegeben, das Plastikabfall nicht trennte, sondern alles zusammen zu einem Strassenbelag verarbeitete. Was ist daraus geworden?
Andreas Schärer: Ich weiss von Projekten in Rotterdam oder auch in Zermatt, in Form von Teststrecken oder Strassenabschnitten. Im Internet finden sich diverse Hinweise darauf.
Wir werden immer älter und leben immer länger immer gesünder. Wohlgemerkt: In den hochindustrialisierten Staaten, nicht irgendwo im naturbelassenen Urwald. Wie verträgt sich das mit der Panikmache vom ach-so-gefährlichen Mikroplastik überall?
Martin Wilks: Interessanter Punkt. Ich würde deshalb auch generell von Panikmache abraten und mich lieber auf ein ordentliche toxikologische Risikobewertung konzentrieren. Plastik zu vermeiden kann aber immer nützlich sein, schon allein für unsere Umwelt.
"Plastik" ist ein extrem weiter Begriff. Wie erkenne ich, welcher Plastik schädlich ist?
Martin Wilks: Sie haben Recht - der Begriff Plastik ist oft nicht sehr hilfreich. Man sollte sich lieber über die Wirkungen der Bestandteile Gedanken machen.
Sind die Alternativen zum Plastikeinweggeschirr wirklich besser? Bambusteller bestehen zum Beispiel auch nicht aus einheimischem Holz. Also worauf achten, wenn die Alternative ökologisch wirklich Sinn machen soll?
Alexandra Kroll: Alternativen haben wie Plastik unterschiedliche ökologische "Fussabdrücke", sei es in Form von CO2 Ausstoss, Zerstörung von Ökosystemen (z.B. Rohdung) oder Müll in der Umwelt. Vielleicht können wir als Gesellschaft lernen besser vorbereitet zu sein, d.h. Behälter mitzunehmen, sofern dieses aus hygienischen Gründen möglich ist. Wenn Einwegmaterial verwendet wird, wären solche aus recyceltem Material eine Möglichkeit und lokale nachwachsende Rohstoffe, essbare und/oder biologisch abbaubare Materialien. Ökologisch wirklich mehr "Sinn" als mitgebrachte Behälter macht aber keine mir bisher bekannte Form.
Wieviel Mikroplastik ist ungesund? Wie äussert sich das?
Martin Wilks: Das Kann man so leider nicht sagen, es gibt auch keine besonderen Wirkungen, die sich ohne Weiteres erkennen liessen. Generell gilt aber je weniger, desto besser.
Angesichts der Mengen an Plastik, die weltweit laufend produziert werden (mit entsprechenden Profiten), scheint der Aufruf zum Verzicht wenig realistisch. Hat die Industrie nicht selber auch ein Interesse an umweltfreundlicheren Endprodukten und forscht entsprechend? Oder gibt es da keinerlei Bestrebungen?
Andreas Schärer: Ja, das ist in der Tat ein Problem. Das Bestreben des Plastik Experiments in Baden war, den Bürger*Innen aufzuzeigen, dass man als Konsument sehr wohl auch etwas machen kann, in dem man wo immer möglich auf Plastik verzichtet und die Anbieter bevorzugt, welche unverpackte oder umweltverträglich verpackte Produkte anbietet. Es war sehr ermutigend zu erleben, wie viel man selber machen kann.
Guten Abend, Ist Ihnen ein spezifischer Anbieter bekannt, der ein Abfall-System anbietet, das sich möglichst einfach in ein (touristisches) Unternehmen integrieren lässt? Diese Frage bezieht sich auf eine Projektarbeit, bei der ich aktuell mitwirken darf. Besten Dank und freundliche Grüsse
Andreas Schärer: Die Frage ist so für mich nicht ganz verständlich. Können sie diese bitte noch etwas spezifischer stellen?
Ich trinke täglich Mineralwasser mit und ohne Kohlensäure aus handelsüblichen Plastikflaschen. Was heisst das; ist das gesundheitlich schädlich?
Martin Wilks: Sicher nicht. Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass die Gesamtaufnahme aus allen Lebensmitteln deutlich unter der Menge liegt, die als gesundheitlich bedenklich gilt.
Kann ich den Plastik Test bei meinem Hausarzt machen?
Andreas Schärer: Wir vom Plastik Experiment haben den Test mit einem Labor aus Deutschland gemacht, dass auf dieses Thema spezialisiert ist. Ein so umfangreicher Test wie beim Plastik Experiment ist meines Wissens bei einem Hausarzt nicht so ohne weiters möglich.
Guten Abend. Wie werden diese Stoffe aus Plastik aus dem Körper wieder ausgeschieden und wie ist die Halbwertszeit des Plastiks in unserem Körper? Danke.
Martin Wilks: Wenn wir z.B. die Weichmacher nehmen, dann werden diese nach Aufnahme sehr schnell verstoffwechselt und über den Urin ausgeschieden. Die Halbwertszeit liegt da in der Regel bei mehreren Stunden, sicher weniger als ein Tag. Deshalb ist es auch nicht sinnvoll, nach der Ausgangssubstnz im Blut zu suchen, da diese starken Schwankungen unterliegt. Fast alle wissenschaftlichen Studien messen daher die Stoffwechselprodukte im Urin.
Immer wieder verwende ich 50 cl - PET-Flaschen zum neu Füllen mit Wasser zum Mitnehmen auf Wanderungen oder auf Reisen. Können sich Plastikbestandteile lösen und bedenklich sein beim Trinken?
Andreas Schärer: Insbesondere wenn das Plastik warm wird (zum Bsp. an der Sonne) können sich Plastikbestandteile lösen. Ich empfehle klar, eine Flasche aus Glas zu verwenden.
Wo sind die Grenzwerte der Weichmacher aufgeführt?
Alexandra Kroll: Die Lebensmittel- und Gebrauchsgegenständeverordnung (LGV) und die Schweizer Chemikalienrecht Chemikalien-Risikoreduktionsverordnung/Verwendungsbeschränkungen; https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20143388/index.html ; https://www.bafu.admin.ch/dam/bafu/de/dokumente/chemikalien/fachinfo-daten/verwendungsbeschraenkungen.pdf.download.pdf/verwendungsbeschraenkungen.pdf
Wie sieht es mit den Schadstoffen in der Verpackung bei Medikamenten ( Tabletten, Dragees, Zäpfchen) aus!?
Martin Wilks: Ja, das ist ein interessanter Punkt. In diesen Verpackungen sind oft Plastikbestandteile vorhanden, über deren Aufnahme wir uns wenig Gedanken machen. Es gibt da aber relativ wenig verlässliche Daten. Da besteht sicher noch Forschungsbedarf.
Unser Landwirtschaftsbetrieb hat eigenes Quellwasser, welches etwa durch eine 1500 Meter lange PE Leitung fliesst. Müssen wir mit gesundheitlichen Folgen wegen dem Weichmacher rechenen? Besten Dank
Martin Wilks: Eher nicht. Ich denke, dass die Freisetzung eher gering ist. Wenn Sie aber Bedenken haben, dann könnte ein Labor sicher Messungen vornehmen
Ist eine Welt ohne Plastik auf unserem Lebensstandard überhaupt denkbar?
Andreas Schärer: Es geht uns nicht darum, Plastik zu verteufeln. Somit glaube ich heute auch nicht, dass ein Leben ganz ohne Plastik realistisch ist. Aber es besteht sehr viel Potential auf Plastik zu verzichten oder den Verbrauch stark zu reduzieren. Gerade in der Schweiz ist das mit etwas Know-how und der Umstellung des Konsumverhaltens sehr gut möglich und hat eine grosse Wirkung. Insbesondere der Einwegplastik ist sehr oft schlichtweg unnötig.
Rund um unser Dorf wird von verschiedenen Gemüsebauern sehr viel Gemüse angepflanzt. Nun fällt mir auf, dass die Plastikfolien auf denen das Gemüse wächst neuerdings nicht mehr eingerollt und entsorgt, sondern mit dem nicht verwerteten Gemüse gehäckselt und umgegraben werden. Das Ackerfeld ist übersät mit grösseren und kleineren Plastikfetzen. Ich mache mir Sorgen bezüglich der Lebewesen im Boden aber auch wie sich der Kunststoff auf das gepflanzte Gemüse auswirkt.
Alexandra Kroll: Das ist interessant - normalerweise werden bei nicht biologisch abbaubaren Materialien Schulungen/Informationen angeboten, wie die Folien entfernt werden sollen. Die Entfernung ist in der Praxis nicht 100 % möglich. Es gibt Versuche zu abbaubaren Materialien für den landwirtschaftlichen Bereich. Möglicherweise lohnt es sich den Landwirt/die Landwirtin einmal anzusprechen.
Bin im Mittelland wohnhaft nahe A1 und stelle vermehrt Augenbrennen und Halsschmerzen in der Wohnung fest, durch Abgasgerueche. Was raten Sie mir?
Martin Wilks: Es tut mir leid, aber wir können hier im Chat keine individuellen Gesundheitsratschläge geben. Generell würde ich empfehlen, zunächst einmal mit dem Hausarzt zu reden.
Beim System Bag in Box wird ca 70 Grad heisser Süssmost in einen Plastikbeutel abgefüllt. Besteht da nicht ein grösseres Risiko, dass Weichmacher in den heissen Most übertreten?
Alexandra Kroll: Grundsätzlich fördert Wärme die Lösung, das ist richtig. Weichmacher haben allerdings ganz unterschiedliche physikalische und chemische Eigenschaften, je nachdem um welchen Stoff es sich handelt. Beispielsweise sind sie ganz unterschiedlich gut löslich in Wasser oder Öl, so dass es auf den Weichmacher ankommt, wie viel tatsächlich in den Inhalt eines Behälters übertreten kann.
Wir frieren frisch gepressten Most in PET-Flaschen von Mineralwasser ein. Wir trinken täglich ca. 3dl dl davon. Was halten Sie davon ?
Martin Wilks: Frisch gepresster Most ist sicher gesund. ich würde mir bei diesen Mengen wegen der PET-Flaschen eher keine Gedanken machen.
Guten Abend, wie ist es mit den Weichmacher Aufnahme über die Haut aus den Kleidern? Zum Beispiel Funktionskleider, Skijacken... Freundliche Grüsse
Martin Wilks: Eine interessante Frage. Soweit wir wissen, kommt der ganz überwiegende Teil der Weichmacher über die Nahrung in unseren Körper - allerdings immer noch in Mengen, die gesundheitlich unbedenklich sind. Die Hautaufnahme ist von untergeordneter Bedeutung, da die meisten dieser Stoffe kaum hautgängig sind.
mein sohn wurde die ersten 3 lebensjahre schoppenernährt, mit einem aventschoppen, der dann wegen bisphenol a bekannt wurde. ich habe die milch jeweils im schoppen in der mikrowelle erwärmt. heute ist er 15 jahre alt. könnte er schäden davon tragen?
Martin Wilks: Es ist nicht bekannt, dass es durch eine solche Ernährung zu irgendwelchen Gesundheitsproblemen gekommen ist. Ich würde mir da keine Sorgen machen.
es wurde gesagt, das die weichmacher schädlich sind im plastik. wie ist es den mit den weichmacher in waschmittel, duschmittel und kosmetika?
Andreas Schärer: Wir empfehlen klar auch betreffend Kleidung, Waschmittel, Duschmittel und Kosmetika den Plastikanteil zu reduzieren. Aus Kleidern - gerade wenn man schwitzt - sowie aus Substanzen, die man auf die Haut (unser grösstes Organ) schmiert, können Plastikbestandteile in den Körper gelangen. Wir haben im Plastik Experiment auch aufgezeigt, wie man in diesen Bereichen Plastik reduzieren oder weglassen kann. Das geht! Ein grosses Problem ist bei Waschmitteln, beim Waschen von Funktionskleidern (Fasern) und Kosmetika (zum Bsp. Peelings), dass Mikroplastik ins Wasser und somit in den Kreislauf bis zu den Meereslebewesen gelangt. Hier ist besonderes Augenmerk sinnvoll. Tipp: Apps wie zum Bsp. "Codecheck" zeigen beim Scannen des EAN-Codes den Anteil der bedenklichen Inhaltsstoffen an.
Asbest schadet nicht, solange er nicht als Staub in die Luft gelangt. Gibt es bei Plastik ähnliche Faustregeln?
Martin Wilks: Vielleicht am ehesten, dass es gilt, Plastik zu vermeiden, wo es geht? Das Plastikexperiment hat ja gezeigt, dass man als Einzelner schon recht viel erreichen kann.
Guten Abend, ich habe Hashimoto und bin mittlerweile ziemlich sicher, dass Schadstoffe und Wohngifte in meiner Wohnung die Haupttrigger sind. Denn nur wenn ich in meiner Wohnung schlafe, bin ich morgens nicht fähig, mich zu bewegen. Wie würden Sie weiter vorgehen?
Martin Wilks: Wir können da leider keine Handlungsanweisungen geben. Das sind Punkte, die Sie eher mit Ihrem Arzt besprechen sollten.
Wäre es nicht sinnvoll, die Art der Verpackung auf den Produkten selber transparent zu deklarieren?
Alexandra Kroll: Meinen Sie mit Art der Verpackung die Art Plastik, die verwendet wird? Meines Erachtens wäre die Information zu komplex, um bei einer Kaufentscheidung zu helfen. Es gibt hunderte verschiedene Weichmacher und verschiedenste Zusammensetzungen von "Plastik". In der Schweiz sind für einige Weichmacher Grenzwerte festgelegt, je nach Anwendung. Die Weichmacher in Plastik haben ganz unterschiedliche chemische und physikalische Eigenschaften, so dass es schwierig für die Verbraucher wäre, hier hilfreiche Entscheidungen zu treffen, denke ich.
Wird Plastik beim kochen auf die Lebensmittel übertragen, wenn z.B. Wienerli oder ein Rollschinkli In der Plastikverpackung aufgewärmt oder gekocht wird?
Andreas Schärer: So weit wir wissen, ist das der Fall. Wir empfehlen, wenn immer möglich, darauf zu verzichten.
Guten Abend. Plastikverpackung „färbt“ auf die darin gelagerten Lebensmittel ab. Sollte darum auch zuhause auf Tupperware zur Aufbewahrung von Essenresten etc verzichtet werden?
Andreas Schärer: Am sinnvollsten ist sicher darauf zu verzichten und wenn möglich auf Glas auszuweichen. Ganz sicher nicht die Lebensmittel heiss ins Tupperware füllen.
Besteht bezügl. Belastung meines Körpers/Blutes ein bekannter/messbarer Unterschied zwischen Plastik von direkt verpackten Lebensmitteln und andern Plastikartikeln in der Küche, z.B. Plastikschalen, Plastikgehäusen von Apparaten, Griffen von Bestecken usw. Gibt es einen bekannten Unterschied bezügl Belastung durch Berühren oder durch die Atemluft bei verschiedenen äusserlich unterscheidbaren Plastikarten (z. weiche/harte, durchsichtige/opake, weisse/schwarze/farbige? Danke für die Antwort
Martin Wilks: Ganz generell gilt, dass aus hartem Plastik weniger Weichmacher austreten als aus weichem. Die Belastung durch die Atemluft und über die Haut spielt eher eine untergeordnete Rolle. Da viele Weichmacher gut fettlöslich sind, sollte man den direkten Kontakt von fettigen Lebensmitteln mit z.B. Frischhaltefolien eher vermeiden.
Guten Abend. Ist das längerfristige Lagern von tielfgekühlten Lebensmitteln in Kunststoffgefässen komplett unbedenklich? Wie steht es um das Erhitzen von Speisen in Plastikbehältern, wie es beim Einsatz von Mikrowellenöfen gang und gäbe ist? Vielen Dank
Andreas Schärer: Gerade das Erwärmen in Plastikgefässen erachten wir als sehr bedenklich und sollte wenn immer möglich vermieden werden.
Wir lagern das Brot immer in einem Plastiksack. Das Brot trocknet viel weniger aus.Sollen wir das nicht mehr und wie sehen Sie die Lagerung?
Andreas Schärer: Eine gute Alternative sind wiederverwendbare Bienenwachstücher. Wir machen das selber so - das Brot bleibt sehr lange frisch.
Ich benutze nachts ein Mundstück, ähnlich wie ein Zahnschutz welche die Hockey-Spieler tragen. Seit ich diesen benutze schnarche ich eigentlich, laut Aussage meiner Frau, nicht mehr oder ganz schwach. Dieses Mundstück besteht aber aus Silicon. Meine Frage: kann ich durch das Tragen, zusammen mit dem etwas erhöhtem Speichel, Schadstoffe wie Weichmacher oder andere Stoffe aus diesem Mundstück heraus lösen? Manchmal habe ich morgens das Gefühl, dass mir übel ist.Wäre hier ein Zusammenhang möglich?
Martin Wilks: Das ist wahrscheinlich eine Frage des Geschmacks im Mund - der ist aber nicht von den Weichmachern abhängig, die meines Wissens in solchen Mundstücken nicht in grossen Mengen vorkommen.
Guten abend Wie schädlich sind Kartonbecher für Kaffe oder warme schokolade im Restaurant oder Kiosk oder Selecta Automat?
Andreas Schärer: Oft sind diese Kartonbecher innen plastifiziert. Hier ist ein eigener Becher aus anderem Material eine gute Alternative. Die Anbieter füllen Ihren Kaffee sicher gerne darin ab. Beim Automat ist es etwas schwieriger;-)
Wie sieht es bei der Kleidung aus? Zum Beispiel aus Polyester? Geben diese auch Schadstoffe ab?
Alexandra Kroll: Kleidung spielt hauptsächlich für die Umwelt eine Rolle. Beim Waschen in der Waschmaschine oder auch beim Tragen werden Fasern abgerieben, die dann in der Kläranlage abgeschieden werden müssen. Fasern werden dort schlechter abgetrennt als rundliche Partikel hat man festgestellt. Diese werden dann durch den Abfluss der Kläranlagen in die Oberflächengewässer eingeleitet. Anderseits nehmen wir diese Fasern auch durch die Atemluft mit dem Staub aus der Umgebung auf. Hier sind aber andere Schadstoffe deutlich bedenklicher.
Guten Abend zusammen. Ich koche seit längerem mit Silikonlöffeln. Auch meine Kuchenbackschüssel, Abtropfsieb und sonst noch so einiges in meinem Haushalt ist aus diesem Material. Wie schlimm ist das?
Martin Wilks: Silikonprodukte enthalten keine Weichmacher, aber sogenannte Siloxane. Über deren Freisetzung und ggf. gesundheitliche Folgen ist relativ wenig bekannt, da sie auch nicht so gut erforscht sind wie die Weichmacher.
Was heisst das nun für die alten Tupperware oder z.Bsp. die Kochgeschirre der Topline von der Migros? Sollte man diese Art von Plastikgeschirr nun durch Glas oder andere Materialien ersetzen?
Andreas Schärer: Es ist natürlich auch nicht sinnvoll und öklogisch, einfach alles wegzuwerfen. Sie können versuchen, die Gefässe gezielt einzusetzen. Ganz sicher nicht für warme oder fetthaltige Speisen verwenden und nicht der Sonne aussetzen oder an warmen Orten aufbewahren.
Guten Abend, ich bin daran meine Veluxdachfenster im Schlafzimmer zu ersetzen. Da ich auf vieles, auch Holz oft allergisch reagiere, bleiben fast nur Kunsstofffenster als Alternative. Meine Frage: enthalten Kunsstofffenster Weichmacher? Und wenn ja, kann dies durch das Einatmen Schaden anrichten? Vielen Dank für Ihre Antwort.
Martin Wilks: Sicher werden Kunststofffenster auch geringe Konzentrationen von Weichmachern enthalten, aber das sind ja harte Materialen. Die Ausdünstung und damit Aufnahme über die Atemluft ist äusserst gering und spielt bei der Gesamtaufnahme praktisch keine Rolle.
Guten Abend, früher wurde viel in Zellophan verpackt. Ist dieses Material vergleichbar mit Plastik oder eventuell weniger schädlich? Vielen Dank für ihre Antwort
Martin Wilks: Zellophan ist ein Kunststoff, der aus Zellulose, also Holz hergestellt wird. Biologisch vollständig abbaubar, solange er nicht beschichtet ist. Gesundheitlich unbedenklich, ob aber die Ökobilanz so viel besser ist, sei dahingestellt...
1. Ich nehme jeden Tag meinen Tee in einer Trinkflasche mit, welcher direkt heiss abgefüllt wird. BPAfrei, ist das noch immer das wichtigste Label, worauf ich achten muss? 2. Wo kann ich meinen unterschiedlichen Plastikabfall recyclen?
Andreas Schärer: Ich kann zu 2. eine Antwort geben: Es bestehen je nach Gemeinde Entsorgungshöfe (zum Bsp. Brings), wo Sie den Plastikabfall in speziellen Säcken abgeben können. Pet können Sie bei Grossverteilern (Migros, Coop etc.) entsorgen. Fragen Sie bei Ihrer Gemeinde nach, was für Möglichkeiten für Sie bestehen. Und: wenn sie keinen oder weniger Abfall entstehen lassen, müssen Sie Ihn auch nicht entsorgen;-)
um Essen im Kühlschrank aufzubewahren, brauche ich tupperware! seit Jahren! ist das ungesund? sollte man lieber Glasbehälter verwenden, und wo bekäme man die? danke für eine Antwort
Martin Wilks: Tupperware wird aus PE oder PP Materialien hergestellt, und da finden auch Weichmacher Verwendung. Eine gesundheitlich bedenkliche Migration in Lebensmittel ist nicht bekannt. Glas ist sicherlich eine gute Alternative, kann aber teurer sein, und es besteht immer auch die Gefahr von Glasbruch. Man kann also nicht sagen, dass das eine gut und das andere schlecht ist.
Wir stehen vor der Entscheidung, neue Böden verlegen zu lassen. Linoleum oder Kunststoff? Gibt es Unterschiede oder Labels bzgl. Ausdünstungen, Abrieb etc.?
Martin Wilks: Sicherlich gibt es da Unterschiede, aber es ist schwer zu sagen, ob das eine besser als das andere ist. Die Belastungen durch Ausdünstungen sind sicher beim Neuverlegen am grössten durch die verwendeten Kleber. Deshalb gilt: viel und lange lüften bis der Geruch nachlässt. Haben Sie schon einmal über Holz als Alternative nachgedacht?
Danke, Und wie steht es um BPAfrei? Ist das noch immer das wichtigste Label, worauf ich achten muss?
Martin Wilks: Ich halte den Hinweis BPA-frei eher für eine Werbeaussage, als einen Gesundheitshinweis. Denn die Frage ist: wodurch wurde das BPA ersetzt? Wir wissen mittlerweile enorm viel über BPA - auch dass es Grenzwerte gibt, die gesundheitlich unbedenklich sind - aber vergleichsweise sehr wenig über die Ersatzstoffe.
Anstelle von Plastikflaschen fülle ich meine Getränke, heiss oder kalt, in Aluminium-Flaschen . Ist Aluminium gesundheitlich unbedenklich?
Martin Wilks: Auch hier gilt, wie überall in der Toxikologie: es hängt von der Dosis ab. In hohen Dosen ist auch Aluminium schädlich für den Körper, aber die Mengen, die aus Aluminium-Geschirr freigesetzt werden, sind so gering, dass keine gesundheitlichen Folgen zu erwarten sind.
Soll man Fleecejacken, Microfaser Putztücher, Sportbekleidung...in speziellen Wäschenetzen waschen?
Alexandra Kroll: Ich könnte mir vorstellen, dass es Ihnen um den Abrieb der synthethischen Fasern geht, der mit dem Abwasser in die Kläranlagen geleitet wird? Sofern die Wäschebeutel aus natürlichen Fasern bestehen, könnte dieses Sinn machen, allerdings nur für Abrieb, der die Porengrösse der Beutel übersteigt. Von der Anzahl her sind kleinste Partikel/Fasern weit kleiner als 1 mm am stärksten vertreten und werden leider kaum zurückgehalten werden können.
Wie sieht es mit PET aus? Gibt es auch Rückstände, die den Organismus belasten? Darf man eine PET Flasche mehrmals gebrauchen?
Andreas Schärer: Die Weichmacher können sich aus der Pet-Flasche lösen. Insbesondere wenn die Flasche erwärmt wird. Zum Bsp. an der Sonne oder durch warme Flüssigkeit. Wir raten von der mehrmaligen Verwendung ab. Bzw. wenn immer möglich ganz darauf verzichten und die Getränke im Glas kaufen.