Wie wohnen Menschen in der Schweiz? Und welche Trends werden das Wohnen der Zukunft prägen? Ein Blick hinter Schweizer Wohnungstüren, in die Vergangenheit und die Zukunft.
«Wohnmaschine» Hochhaus
«Blickpunkt – eine Reportage über Wohnprobleme. Heute: Wohnen im Hochhaus.» Schon der Start in die Sendung aus dem Jahr 1977 zeigt, wie kritisch Hochhäuser damals beäugt wurden.
Die Menschen würden vereinsamen, die Stadt mit «unmenschlichen Wohnmaschinen» verschandelt – und Kinder würden so hoch über der Erde die Bodenhaftung verlieren. Wohnungen ab dem 6. Stock wurden darum nicht an Familien mit Kindern vergeben.
Blickfänger heute
Anders als in den 70ern sorgen Hochhäuser heute für weniger Aufsehen. Was nicht bedeutet, dass es keine Blickfänger gibt. «Ding Dong» besucht regelmässig die ausgefallensten Häuser der Schweiz. Ein Märchenhaus zum Beispiel, mit Mosaiken und Fantasiefiguren, oder ein Traum in Pink.
Ob ausgefallen oder konventionell: Sich Zuhause wohlzufühlen, ist ein Grundbedürfnis.
Wohlfühlen in den eigenen vier Wänden
Farben, Ausblick, Licht und Sichtschutz gehören zu den psychologischen Kriterien, die das Wohlbefinden in Räumen beeinflussen können.
Eine grosse Fensterfront kann beispielsweise zum «Being-on-Stage»-Effekt führen – also zum Gefühl, ausgestellt zu sein. «Regenerieren und Entspannen fallen da schwer», sagt die Expertin für Wohn- und Architekturpsychologie Elke Reitmayer. Also Vorhang zu? «Eben nicht. Wir brauchen den Bezug zum Aussenbereich und zur Natur. Das sind Stimulationen für unser Gehirn.» Es brauche einen Zwischenweg, zum Beispiel mit Plissees.
Ein Land der Einpersonenhaushalte
Der Singlehaushalt ist die beliebteste Wohnform der Schweiz, wenn auch andere Wohnformen künftig häufiger werden könnten. Denn Wohnen sei auch eine Platzfrage, sagt Stefan Breit, Wohnforscher am Gottlieb Duttweiler Institut. «Fast jede zweite Wohnung in den grösseren Städten ist heute durch eine Person bewohnt. Diese Wohnungen sind aber meist nicht für Ein-Personen-Haushalte gebaut.»
Kurze Video-Einblicke in verschiedenste Wohnformen
Das Wohnen der Zukunft
Wie sieht es also aus, das Wohnen der Zukunft? Technologische Innovationen könnten Einzug in Schweizer Haushalte halten, zum Beispiel mit einem Kühlschrank, der Essen bestellt oder einer App, die uns warnt, wenn ein Fenster offen ist.
Doch die Frage, wie unsere eigenen vier Wände künftig aussehen, geht weit über technische Spielereien hinaus. Expertinnen und Experten sind sich einig: Nachhaltigkeit spielt eine entscheidende Rolle.
Eine Überbauung in Männedorf ZH zeigt, was heute bereits möglich ist. Komplett in Solarpanels eingefasst, versorgt sich das Haus selbst mit Energie. Und: Überschüssige Energie wird in Methan-Gas umgewandelt. Strom- und Heizkosten fallen für die Mieter bis zu einem Verbrauch von 2000 kw/h keine mehr an.
Fassaden und Backsteine aus Pilzen
Auch Baustoffe könnten in Zukunft nachhaltiger werden. In einer Lagerhalle in Emmenbrücke LU werden Pilze gezüchtet, die dann mit Wasser, Holzspänen und pflanzlichen Abfällen zu robusten Platten gemacht werden.
Bis wir aber in energieeffizienten, «smarten» Häusern aus Pilzen wohnen, dürfte es noch eine Weile dauern.
Übrigens: Auch die Sendung «Blickpunkte», die 1977 einen kritischen Blick auf Hochhäuser warf, berichtete über das Wohnen der Zukunft – ohne Pilzböden und smarte Kühlschränke, aber mit grünen Innenhöfen und flexibel nutzbarem Wohnraum. Auch schön.