Zum Inhalt springen

Häuser aus dem Mittelalter Wohnen im Haus aus dem Jahr 1316 – wie geht das?

Die Interessengemeinschaft historische Blockbauten im Kanton Schwyz setzt sich ein für den Erhalt von Häusern aus dem Mittelalter. Ihr Präsident wohnt selbst in einem Haus aus dem Jahr 1316.

Als das Haus von Christoph und Miriam Bühlmann in einem Weiler der Gemeinde Schwyz gebaut wurde, war es erst 25 Jahre her, seit auf dem Rütli die Eidgenossenschaft gegründet wurde. Und die Schlacht am Morgarten war bei den Leuten im Weiler noch in aller Munde, schliesslich war seit dem Gefecht gegen die Habsburger erst ein Jahr ins Land gezogen.

Bühlmanns wohnen in einem Haus, dessen Kern im Jahre 1316 entstand. Wenn diese Wände sprechen könnten, sie hätten viel zu erzählen.

Sicht auf die Fassade: links der historische Hausteil, rechts ein moderner Anbau. Alles in Holz.
Legende: Alt und Neu im Einklang: Die Bühlmanns haben ihr historisches Blockhaus saniert und mit einem modernen Anbau erweitert. SRF/Primus Ettlin

Das Haus der Bühlmanns hier im Dorfteil Oberschönenbuch ist eine von rund 70 Holzblockbauten aus dem Mittelalter, die immer noch hier in der Region stehen. Das Gebiet rund um den Kantonshauptort Schwyz ist bekannt dafür, dass hier noch zahlreiche jahrhundertealte Häuser stehen. Und dies, obwohl auch immer wieder historische Häuser abgerissen werden.

Zerlegt und andernorts wieder aufgebaut

Im Jahre 2022 sorgte ein Fall aus Illgau für Schlagzeilen: Der Eigentümer riss sein Haus ab, noch bevor er die Bewilligung dazu hatte – und zerstörte damit eines der ältesten Holzhäuser in ganz Europa.

Zwar nicht abgerissen, aber zerlegt und an anderem Ort wieder aufgebaut wurde das mutmasslich älteste Holzhaus Europas, das Nideröst-Haus. Dieses wurde im Jahr 1176 erbaut und stand in Schwyz. Es wurde 2001 ab- und 2014 in Morgarten wieder aufgebaut.

Ansicht des ältesten Holzhauses Europas.
Legende: Das berühmte Haus Niederöst im Jahre 2001. Erbaut wurde es 1176. Der Heimatschutz wehrte sich bis vor Bundesgericht gegen den Abbau. Archivbild Keystone/Sigi Tischler

Die neu gegründete «Interessengemeinschaft historische Blockbauten im Kanton Schwyz» setzt sich für den Erhalt von historischen Holzhäusern ein. Christoph Bühlmann ist Präsident der IG. Für ihn ist klar, dass mit alten Häusern auch immer ein Teil Geschichte verschwindet.

«Unser Haus war das Elternhaus meiner Frau. Und es ist jetzt in sechster Generation in Familienbesitz, so weit jedenfalls konnten wir es zurückverfolgen», schaut er auf die Geschichte seines eigenen Wohnhauses zurück.

Blick in die Stube. Im Zentrum ein grüner Kachelofen. Die Decke und der Boden aus Holz. Im hinteren Teil ist der Anbau.
Legende: Christoph Bühlmann in seinem Wohnhaus. Die Sanierung dauerte insgesamt fünf Jahre und wurde von zahlreichen Fachleuten begleitet. SRF/Primus Ettlin

Eigentümerinnen und Eigentümer von historischen Blockbauten können sich bei der IG Rat holen. «Wir helfen etwa bei Fragen zur Architektur und Statik», erklärt Christoph Bühlmann, «und haben auch Tipps zum Umgang mit Behörden und kennen spezialisierte Firmen im Holzbau».

In der Aussenfassade sind Bretter zu sehen, welche i Innern den Boden bilden.
Legende: Ein Hinweis auf ein hohes Alter eines Hauses sind die von aussen sichtbaren Bodenplanken. SRF/Primus Ettlin

«Ein altes Holzhaus zu besitzen, sollte einen auch mit Stolz erfüllen», sagt Christoph Bühlmann. Schliesslich seien diese Häuser etwas Besonderes. «Diese Sichtweise möchten wir mit der IG möglichst vielen Besitzerinnen und Besitzern von mittelalterlichen Häusern weitervermitteln.»

Die Internetseite zum Hausumbau

Box aufklappen Box zuklappen

Miriam und Christoph Bühlmann haben den Umbau ihres Hauses auf einer eigens erstellten Internetseite dokumentiert. Auf 1316.ch gibt es viele Fotos und Infos zur Geschichte und den Sanierungsarbeiten.

Von der Idee bis zur Umsetzung dauerte es fünf Jahre. Involviert waren vier Architekten, zwei Dutzend spezialisierte Handwerksbetriebe, die Denkmalpflege des Kantons Schwyz, das Bundesamt für Kultur und eine Bauarchäologin.

Regionaljournal Zentralschweiz, 23.9.2024, 17:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel