Zu verdanken ist diese gastronomische Revolution einer Frau: der «Soldatenmutter» Else Züblin-Spiller. In Uzwil wurde kurze Zeit später eine weitere Neuheit eingeführt: die Selbstbedienung.
Mit dieser Art der Fabrikverpflegung nahm die Schweiz eine Pionierrolle in ganz Kontinentaleuropa ein. Anfänglich jedoch war die Skepsis gross. Arbeiter und Gewerkschaften befürchteten, dass die Patrons der Fabriken auf Grund des neuen Angebots bei den Löhnen sparen würden.
Kantinen heissen heute Personalrestaurants
Heute gibt es in der Schweiz über 1000 Personalrestaurants. Die vier grössten Anbieter SV Group, Eldora AG, ZFV-Unternehmungen und Compass Group erwirtschafteten im Jahr 2016 zusammen rund 1,3 Milliarden Franken Umsatz.
Die Betreiber legen grossen Wert auf ein ausgewogenes und gesundes Angebot. Trotzdem sind die beliebtesten Menüs seit Jahren: Schnitzel mit Pommes Frites, Bratwurst mit Rösti, Cordon bleu und Spaghetti Bolognese.
Von der Soldatenstube zum Gourmetrestaurant
Erfunden hatte die Kantine Else Züblin-Spiller im Jahr 1914, als der erste Weltkrieg ausbrach. Sie wollte die Soldaten mit gesunder Kost versorgen. Auf ihre Initiative hin eröffnete der «Verband Schweizer Soldatenwohl» verschiedene Soldatenstuben. Damit baute sie sich persönliches Know how und ein Netz von Helferinnen und Beziehungen auf.
Noch während des Kriegs überlegte sie sich deshalb, wie es damit nach dem Krieg weitergehen, also wie man die Soldatenstuben ins Zivilleben hinüberretten könne; quasi vom Feld in die Fabrik.