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Legende: Symbolbild Wikimedia/Imperial War Museum
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«Der Termin» von Katharina Volckmer

Kommt eine Frau zum Arzt. Vielstimmiger Monolog einer Deutschen mit Hitlerkomplex auf dem Stuhl eines jüdischen Chirurgen: direkt, grotesk, nicht jugendfrei.

Das Debüt der in London lebenden Autorin Katharina Volckmer beginnt wie ein klassischer Witz, schraubt sich rasant in die Groteske und endet bewegend als radikale Befreiung von Scham, Kultur und Geschlechtlichkeit. Die Frau ist eine Deutsche mit Hitlerkomplex, der Arzt ein jüdischer plastischer Chirurg. Das Gespräch findet in seiner Londoner Praxis, eigentlich aber im Kopf der Hauptfigur statt. Es ist ein verschlungener innerer Monolog, der überraschend das Thema der Transition mit dem Topos der deutschen Schuld verbindet. Die Frau möchte sich von allem befreien: von ihrer Vulva, ihrem Deutschsein und ihrer historischen Verantwortung für die Shoah. 

Jurybegründung zum Deutschen Hörspielpreis der ARD 2022:
«Es ist ein einziger, voluminöser, grotesker, unerhörter, diskursiver, bitterer und todkomischer stream of conciousness, den eine junge deutsche Frau auf ihren jüdischen, stoisch schweigenden Arzt Dr. Seligmann niederprasseln lässt. Der Text und seine kongeniale, vielstimmig-chorische Audio- Darstellung durch fünf Interpret*innen mit unterschiedlichem Alter, Geschlecht und kulturellem Hintergrund fürchtet sich vor gar nichts: Nicht vor Provokation, nicht vor Fettnäpfchen, nicht vor Absurditäten, und schon gar nicht vor Genderdiskursen. Mutig, radikal-genital und rhythmisch mischt das Stück Debatten um Schuld, Misogynie und Buttercremetorte zu einem im besten Sinne gigantischen und hochaktuellen Hörerlebnis.»

Mit: Hannah Schutsch, Tilman Strauss, Franziska Machens, Dor Aloni, Camill Jammal

Aus dem Englischen von Milena Adam - Musik: Camill Jammal
Tontechnik: Christian Eickhoff, Fabian Vossler, Tanja Hiesch - Dramaturgie: Andrea Oetzmann - Hörspielbearbeitung und Regie: Rebekka David - Produktion: SWR 2022 - Dauer: 75'

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