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Peter Handke in den Achtzigerjahren.
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«Wunschloses Unglück» von Peter Handke

Ein Stück Trauerarbeit auf höchster literarischer Ebene. Und der Versuch, anhand eines Lebenslaufs den Blick auf Menschen zu werfen, denen von der Gesellschaft wenig Bedeutung zugesprochen wird; einen analytisch-empathischen Blick auf die vergessene schweigende Mehrheit der Menschen.

Peter Handke erzählt in «Wunschloses Unglück» die Geschichte seiner Mutter, die, in einem Dorf in Kärnten geboren, aus den engen Familienbanden ausbricht und aus dem Nachkriegs-Berlin schliesslich mit Mann und Kindern ins heimatliche Dorf zurückkehrt. Mit der Besserung der äusseren Lebensumstände wird die Entfremdung zu ihrer Umwelt immer grösser, bis sie ihrem Leben selbst ein Ende setzt.

«Zum ersten Mal gab es Gemeinschaftserlebnisse. Selbst die werktägliche Langeweile wurde festtäglich stimmungsvoll auf einmal waren so viele Leute Bekannte von einem, und es ereignete sich so viel, dass man etwas vergessen konnte. () So wurde ein Seelenleben, das nie die Möglichkeit hatte, beruhigt bürgerlich zu werden, wenigstens oberflächlich verfestigt, indem es hilflos das bürgerliche Taxiersystem für den Umgang miteinander nachahmte ‹Eigentlich war er nicht mein Typ›, sagte die Mutter zum Beispiel von meinem Vater. Man lebte also nach dieser Typenlehre, fand sich dabei angenehm objektiviert und litt auch nicht mehr an sich, weder an seiner Herkunft, noch an seiner vielleicht schuppigen, schweissfüssigen Individualität.»
In der Nacht vom 19. zum 20. November 1971 nahm sich Handkes Mutter, Maria Handke, nach jahrelangen Depressionen das Leben. Wenige Wochen später beginnt Handke, «Wunschloses Unglück» zu verfassen, im Februar 1972 beendet er seine Arbeit an dem Buch.

Mit: Alexander Tschernek (Sohn), Hille Darjes (Mutter)

Hörspielfassung: Reinhard Urbach und Klaus Höring - Tontechnik: Jack Jakob und Jacqueline Stocker - Regie: Claude Pierre Salmony - Produktion: SRF 1992 - Dauer: 75'

Peter Handke, geboren 1942 in Griffen, Kärnten, verlebte seine Kindheit im Berliner Ostsektor und in Griffen. Er wurde durch das Theaterstück «Publikumsbeschimpfung» und einen spektakulären Auftritt vor der «Gruppe 47» Mitte der Sechziger Jahre schlagartig bekannt und lebt seither als freier Schriftsteller. Für seine Romane, Theaterstücke, Drehbücher, Hörspiele, Gedichte, Übersetzungen und Essays erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Seit 1991 lebt er in Chaville bei Paris.

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