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Haydie im Koto. Sie ist die Ur-Ur-Enkelin einer Leibeigenen aus Surinam.
SRF. Elsbeth Gugger
abspielen. Laufzeit 28 Minuten 32 Sekunden.
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Best of: Die Niederlande ringen mit ihrer Sklaverei-Vergangenheit

Die Niederlande sind im 17. und 18. Jahrhundert reich geworden mit ihren Kolonien. Dass ein Teil dieses Vermögens mit Sklaverei erwirtschaftet wurde, war bisher kaum Thema im Land. Doch die karibische Gemeinschaft verschafft sich zunehmend Gehör und stösst damit langsam, aber sicher ein Umdenken an.

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Sensationelle 160 Millionen Euro haben die beiden lebensgrossen Portraits eines Brautpaars aus der Mitte des 17. Jahrhunderts gekostet. Der Louvre und das Rijksmuseum haben sie gemeinsam gekauft. Schwarz gekleidet mit riesigen gestickten Kragen präsentieren sich die beiden Adeligen - Gold, Perlen und Seide zeugen von riesigem Reichtum.
Die zwei Kunstwerke Rembrandts sind in den Niederlanden sehr bekannt, als Darstellung von Ehrenleuten aus blühenden Zeiten, selbst als Playmobilfiguren gibt es die zwei reichen Brautleute zu kaufen. Aber nur wenige dürften beim Betrachten der Werke an Sklaverei denken. Valika Smeulders aber kann sie nicht anschauen, ohne das menschenverachtende System der Unterdrückung mitzudenken, das den Niederländern in der Kolonialzeit einst dank Zuckerrohr- und Tabakplantagen diesen Reichtum einbrachte.

«Wenn du ein solches Gemälde siehst, dann bist du dir immer dessen bewusst, dass dies jene Menschen waren, die ins karibische Gebiet kamen, um es zu erobern», sagt die Niederländerin mit karibischen Wurzeln. Und so kamen die beiden Portraits in eine Ausstellung im Rijksmuseum mit dem Titel «Sklaverei». Das allein ist schon ein grosser Schritt für die Niederlande und er zeigt, dass sich in Sachen Aufarbeitung der Kolonialzeit gerade einiges tut.

Aber das reiche nicht, sagt Haydie. Sie ist die Ur-Ur-Enkelin einer Leibeigenen aus Surinam. Jedes Jahr nimmt Haydie am 1. Juli an «Keti Koti» teil, dem Gedenktag, der an die Abschaffung der Sklaverei erinnert. Es wäre an der Zeit, dass sich die Niederlande entschuldigten: Für das grosse Unrecht und Leid, das sie in den fernen Kolonien, aber auch zu Hause in Amsterdam an Leibeigenen begangen haben.

(Erstausstrahlung: 10. April 2021)

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