Zum Inhalt springen

Indiens heilige Kühe machen Politik

Im Hinduismus gelten Kühe als heilig. Unter Indiens hindu-nationalistischem Premier Narendra Modi ist der Schutz der Kühe Teil der politischen Agenda geworden. Das schürt Hass gegen religiöse Minderheiten wie Muslime, die von nationalistischen Gruppen als Kuh-Schmuggler verfolgt werden.

Download
Der Bauer Samiuddin erinnert sich noch genau an den Tag im Juni vor sechs Jahren. Er sei auf dem Feld gewesen. Auf einmal sah er den Ziegenhändler Qasim übers Feld rennen, verfolgt von einer Gruppe von 25 Männern. Diese schlugen erst Qasim und dann ihn. Zur Begründung hätten sie gesagt: «Du und Qasim, ihr habt eine Kuh geschlachtet.» Qasim starb, Samiuddin überlebte schwer verletzt. Sie hätten keine Kuh geschlachtet, sagt er. Es sei nur ein Gerücht gewesen.

Der Lynch-Anschlag, der kein Einzelfall ist, hat das Leben des Bauern und seines Umfelds für immer verändert. Früher hätten die muslimische und die hinduistische Bevölkerung in seiner Region in Frieden gelebt. Jetzt nicht mehr. «Unter dem Vorwand, Kühe schützen zu wollen, schüren die Politiker Hass gegen uns Muslime», sagt der 66-Jährige.

Rund 80 Prozent der 1,4 Milliarden Inderinnen und Inder sind Hindus. Seit seinem Amtsantritt verfolgt Premier Modi das Ziel, Indien auch politisch nach den Vorstellungen des Hinduismus auszurichten, obwohl die Verfassung säkular ist. Um alle Hindus hinter sich zu vereinen, schafft Modi einen gemeinsamen Feind: die muslimische Minderheit. Exemplarisch dafür ist sein Kampf um die heiligen Kühe.

Mehr von «International»