Als Russland im Februar 2022 die Ukraine überfällt, besetzen russische Truppen das Areal des ehemaligen Atomkraftwerks von Tschernobyl. Auch fast vierzig Jahre nach dem bislang grössten Atomunfall der Geschichte ist das Gebiet lebensgefährlich verstrahlt. Die russischen Truppen benutzen es dennoch als Rückzugsgebiet in ihrem Angriffskrieg. Nur dank dem Einsatz der ukrainischen Spezialisten, die trotz Besatzung weiterarbeiteten, konnte eine weitere Katastrophe verhindert werden.
Mittlerweile ist Tschernobyl wieder unter ukrainischer Kontrolle. Doch die atomare Bedrohung ist weiterhin real. Erst Anfang Jahr wurde die Schutzhülle über dem Unfallreaktor von einer Drohne getroffen.
Doch auch das Atomkraftwerk Zaporischschja bleibt ein Risiko. Es steht seit März 2022 unter russischer Kontrolle und befindet sich in umkämpftem Gebiet. Das Atomkraftwerk ist derzeit zwar ausgeschaltet, doch eine Beschädigung durch Kampfhandlungen hätte trotzdem verheerende Folgen.
Hinzukommen drei weiterhin aktive AKWs unter Kontrolle der Ukraine. Eigentlich müssten diese aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden. Doch die Ukraine ist auf den Atomstrom angewiesen, da die meisten nicht nuklearen Kraftwerke des Landes mittlerweile von Russland zerstört wurden.
Viele in der Ukraine gehen davon aus, dass Russland bewusst mit der Angst vor dem Atomunfall spielt. Sie ist Teil einer Kriegsstrategie, die auf Terror und Zermürbung der Bevölkerung ausgelegt ist. Die möglichen, verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt, weit über die Ukraine hinaus, werden dafür in Kauf genommen.