Diese Verfilmung haut einem ein Alpenpanorama und einen Almöhi um die Ohren, der mehr Tiefgang hat als ein Bergsee im Frühling.
Bruno Ganz spielt den Almöhi – und Leute, was für ein Almöhi das ist! Man vergisst den brummigen Einsiedler aus alten TV-Zeiten. Dieser hier hat zwar den Bart eines Kobolds, aber das Herz eines stillen Poeten. Wenn er schweigt, sagt er mehr als andere mit zehn Dialogseiten.
Statt eines grantigen Klischees zeigt er einen verletzten, aber nicht verbitterten Mann, dessen sanfte Wandlung glaubhaft und berührend wirkt. Ganz spielt nicht aufdringlich – er lässt Stille sprechen.
Visuell ist «Heidi» ein Genuss. Die Schweizer Berglandschaften wirken nicht wie Postkartenmotive, sondern wie Lebensräume – schön, ja, aber auch schroff und einsam. Frankfurt dagegen ist kühl, fast bedrückend. Es ist dieser Kontrast, der Heidis Sehnsucht nachvollziehbar macht.
Im Zentrum steht natürlich die titelgebende Figur, gespielt von Anuk Steffen. Ihre Heidi ist wild, ehrlich, neugierig. Ihre kindliche Lebensfreude wirkt so echt, dass man fast den Bergwind auf der Haut spürt.
Fazit
«Heidi» ist der Beweis, dass man auch einen staubigen Klassiker entstauben kann. Statt der üblichen Alpen-Kitsch-Postkarte bekommt man hier grandiose Landschaften – und Bruno Ganz, der dem Almöhi mehr Tiefe verleiht als so mancher Hollywood-Opa.
Der Film schafft es, sowohl Kinder als auch Erwachsene bei Laune zu halten – und das ganz ohne sprechende Tiere, Superhelden oder explodierende Ziegen. Wer sich also nach einem Familienfilm sehnt, der nicht im Kitsch ertrinkt, sondern mit Humor und Hirn erzählt ist: «Heidi» ist die richtige Streaming-Wahl.