Weihnachten ist die Zeit, in der man plötzlich Dinge tut, die man das ganze Jahr erfolgreich ignoriert hat: Serien nachschauen, die schon zwei Jahre alt sind, aber jetzt genau richtig wirken zum Beispiel.
Drei Gründe für «Davos 1917»:
1. Schnee
Wenn man schon draussen keinen bekommt, kann man wenigstens im Fernsehen Leuten beim frieren zusehen. Das beruhigt seltsam.
«Ah, denen ist kälter als mir.» Wundervoll.
Bei dieser Serie spürt man bereits beim Vorspann: Hier wird jemand sehr Oft frieren. Alle tragen Schals, die aussehen, als hätten sie die Länge einer durchschnittlichen Bahnstrecke.
2. Spionage
Weihnachten ist im Grunde auch Spionage: Man tut geheimnisvoll, versteckt Dinge im Haus und hofft, dass niemand merkt, was man treibt. Nur dass bei «Davos 1917» weniger Glühwein im Spiel ist. Vermutlich.
Im Zentrum steht eine junge Krankenschwester, die eigentlich nur ihren Job machen will. Wie wir alle vermuten, ist das komplett illusorisch. Denn kaum hat sie eine Spritze gesetzt, tauchen Spione, Gegenspione und Menschen auf, die behaupten, keine Spione zu sein, was natürlich bedeutet, dass sie welche sind. Der Erste Weltkrieg ist eben kompliziert, aber nicht halb so kompliziert wie menschliche Beziehungen, und davon gibt es in Davos mehr als Schneeflocken.
3. Fluchtgefahr
Die Serie bietet fantastische Ausreden, um Familientreffen kurz zu entkommen: «Ich muss kurz… äh… historisch relevante Dinge schauen.»
Die Serie funktioniert nicht nur als historisches Drama, sondern auch als Studie darüber, wie schlechte Entscheidungen in schöner Umgebung traditionell noch schlechter ausfallen. Unsere Heldin rettet Menschenleben, verliebt sich in fragwürdige Personen und stolpert in geopolitische Konflikte, die garantiert nicht in ihrer Stellenbeschreibung standen. Und man sympathisiert mit ihr, weil wir alle schon mal irgendetwas getan haben, das mit «Eigentlich wollte ich doch nur…» beginnt und mit «Wie bin ich hier gelandet?» endet.
So findet der Tages-Anzeiger die Serie sei «historisch gut, schlau geplottet und mit Liebe für Details inszeniert».
Wer will schon immer stark sein? Manchmal heisst es einfach streamen.