Ein Spätsommerabend in der 6000-Seelen-Gemeinde Uetikon am See. Auf dem Gemeindehausplatz stehen Tribüne, Bühnenbild und die Scheinwerfer bereit für die Vorstellung. Eine zehnköpfige Crew hat am Mittag mit dem Aufbau begonnen. «Wir sind ein eingespieltes Team und jeder weiss, was er zu tun hat», sagt Sascha Simic.
Der Theaterbetrieb unter freiem Himmel sei aufwendig. Zwischen Mai und September bespielt das Theater Kanton Zürich bis zu vierzig Gemeinden im Kanton.
Anderer Spielort, andere Anforderungen
Jeden Abend ist der Spielort anders. Für jeden Freilichtort gibt es eine Ausweichmöglichkeit indoor. Dieses Jahr gilt es ausserdem, die individuellen Corona-Schutzkonzepte der Gemeinden einzuhalten.
Seit fünfzig Jahren folgt das Theater Kanton Zürich der Grundidee, professionelles Schauspiel in die Gemeinden Zürichs und der Nachbarkantone zu bringen. Die jährliche Sommertournee mit den Freilichtvorstellungen gibt den Takt an.
Als Genossenschafterinnen tragen 83 von 126 Zürcher Gemeinden das Theater Kanton Zürich mit. Ihr jährlicher Mitgliederbeitrag richtet sich nach der Einwohnerzahl und ermöglicht gerade kleineren Gemeinden den Genuss qualitativ hochstehenden Schauspiels. Was sie in ihren Schulen, Gemeindehäusern und unter freiem Himmel sehen wollen, bestimmen die Gemeinden mit.
Fokus: Randregionen
«Die Erwartungen an uns sind hoch», sagt die leitende Dramaturgin Ann-Marie Arioli. Das Theater Kanton Zürich trägt den von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlichen Ansprüchen Rechnung, indem es ein breites Theaterangebot mit Monologen, Jugendstücken oder Klassikern bereithält.
«Wir wollen besonders das Publikum in den Randregionen für Theater begeistern», sagt Arioli. Von den Requisiten über Bühnenumbauten bis zum Schminken machen die Schauspielerinnen und Schauspieler dabei vieles selbst.
Hinter der Bühne stehen zwei Transporter, einer ist als Garderobe eingerichtet. Kostüme, Schminkboxen und Requisiten sind in Rollschränken verstaut und platzsparend organisiert. «Für unsere Verhältnisse ist das komfortabel», meint Schauspieler Stefan Lahr. Eng werde es erst, wenn alle acht Schminkplätze besetzt seien.
Theater als Teilzeitjob
Stefan Lahr ist seit elf Jahren Ensemblemitglied beim Theater Kanton Zürich. Der 66-Jährige ist zu fünfzig Prozent fest angestellt. Schauspieler in Teilzeit unter Vertrag zu nehmen, ist eine Besonderheit des Theaters Kanton Zürich. Derzeit gehören acht Schauspielerinnen und Schauspieler zum Ensemble, dazu ein knappes Dutzend Gäste für einzelne Produktionen.
Auch Katharina von Bock ist seit elf Jahren beim Theater Kanton Zürich. Die Schauspielerin schätzt die guten Arbeitsbedingungen. An die hundert Abendvorstellungen spielt sie pro Saison, tagsüber wird in Winterthur an neuen Produktionen gearbeitet. «Ein freier Abend pro Woche ermöglicht mir, ein Leben ausserhalb des Theaters zu haben», sagt die 52-jährige Mutter dreier Teenager.
Grosse gegenseitige Treue
Zwischen dem Theater Kanton Zürich und seinem Publikum in den diversen Gemeinden besteht eine über fünfzig Jahre gewachsene, enge Verbindung. «Wir spüren diesen Zuspruch», sagt Bühnenmeister Sascha Simic, der sich gegen 22 Uhr an den Abbau der Bühne macht. «Viele bedanken sich nach der Vorstellung persönlich bei uns, das ist toll.»