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«Maiko - Dancing Child» Zwischen Kind und Karriere: Wenn eine Primaballerina Mutter wird

Schwanensee tanzen ist der wohl grösste Traum einer jeden Ballerina. Auch für Maiko Nishino. Sie aber hegt einen zweiten Wunsch: Mutter werden. Über den Spagat zwischen zwei Welten.

«Voltaren? Paracetamol? Am besten gleich beides. Schluck alles, was du kriegen kannst!» Ein scheinbar gewöhnliches Mittagsgespräch unter professionellen Balletttänzern.

So schillernd die Welt des Balletts auch sein mag, so viel Schmerz und Blutschwitzen ist damit verbunden. Entsprechend kurz sind auch die Karrieren. Meist sind es kaum mehr als 20 Jahre, die man als Balletttänzer auf den Bühnen der Welt verbringt. 20 Jahre, die geprägt sind von Konkurrenzkämpfen, körperlichen Leiden und vor allem: sehr harter Arbeit.

Tanz im Wandel?

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Legende: Reuters

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Zwischen Kind und Körperkult

So erzählt es die aus Japan stammende Ballerina Maiko Nishino im Dokumentarfilm «Maiko – Dancing Child». Die knapp über 30-Jährige ist Primaballerina am norwegischen National-Ballett. Ihr Niveau werde sie bestenfalls noch bis 40 halten können, vielleicht aber rebelliere ihr Körper auch schon früher, erklärt die Tänzerin im Film nüchtern.

Bis dahin habe sie indes noch einige Pläne. Einer davon: Kinder kriegen. In einer Branche, in welcher der Konkurrenzkampf und Körperkult so gross ist, scheint dies unvereinbar mit einer Karriere.

Scheitern ist keine Option

Erfahrungsgemäss tanzen die meisten Ballerinas nach der Schwangerschaft nicht mehr an der Spitze weiter. Zu viele jüngere und nicht minder talentierte Tänzerinnen warten geradezu darauf, dass jemand ausfällt und eine Position frei wird. Doch Maiko ist nicht bereit zu verzichten.

«Nomen est omen» – bei Maiko greift diese Redensart tatsächlich. Ihr Name bedeutet übersetzt «tanzendes Kind». So kam das Mädchen mit 15 Jahren alleine nach Europa, um ihren grossen Ballerina-Traum zu erfüllen. In London wurde sie an der prestigeträchtigen Royal Ballett School angenommen.

Die Mutter als Mentorin

Die Eltern verkauften für das Schulgeld der Tochter Haus und Auto und zogen zu den Grosseltern um. Ein Druck, der noch heute auf Maiko lastet, der sie aber auch stark gemacht hat. Denn dadurch war Scheitern nie ein Thema, zu viel schuldet sie ihren Eltern.

Noch immer ist ihre Mutter als wichtigste Mentorin und Beraterin aus der Ferne an ihrer Seite. Speziell auch, als Maiko dann tatsächlich schwanger wird.

Maiko mit anderen Tänzerinnen auf der Bühne.
Legende: Die Beste unter den Besten sein: Das will Maiko – auch als Mutter. SRF / Elite Film

In sieben Monaten zurück zur Höchstform

Der Dokumentarfilm der norwegischen Filmemacherin Åse Svenheim Drivenes vermittelt ein eindrückliches Zeugnis von weiblicher Willenskraft und Leidenschaft, aber auch vom herausforderungsreichen Umgang mit Mutterschaft in der Geschäftswelt.

Denn kurz nach deren Schwangerschaft wird Maiko tatsächlich die höchst anspruchsvolle Hauptrolle der Odette und Odile in Schwanensee angeboten. Sie, die zuvor aufgrund ihrer Schwangerschaft mehrere Monate ausfiel und im Programm ersetzt werden musste, soll sich innerhalb von sieben Monaten wieder in ihre alte Form trainieren.

Eine selbstbestimmte Mutter

Was geschehen wäre, wenn Maiko es letztlich nicht geschafft hätte, das steht freilich auf einem anderen Blatt Papier geschrieben. Der Beginn einer emotionsgeladenen Geschichte, die Hollywood wohl auch nicht besser hätte schreiben können.

So zeichnet der Film das Portrait einer jungen Mutter, welche durch ihren unzerstörbaren Impetus, aber massgeblich auch durch das Verständnis und Entgegenkommen der Akademie, ihren Traum von Primaballerina und Mutterschaft zugleich leben kann. Dazu gehören Solo-Proben mit dem Kinderwagen neben der Ballettstange genauso wie Abkühlpausen mit dem Baby an der Brust.

Doch das alles hindert Maiko genauso wenig vor ihrer Mission wie die veränderte Balance ihres Körpers, die sie sich nach der Schwangerschaft – drei Monate vor der Premiere – geradezu neu erkämpfen muss. Ein Plädoyer für grosse Träume und selbstbestimmte Mütter, aber sicherlich auch für längeren Vaterschaftsurlaub.

Sendung: SRF 1, Sternstunde Kunst, 06.03.2017, 12:00 Uhr.

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